BASF streicht in Basel 350 Stellen
Kurt Bock, der Vorstandsvorsitzende von BASF. (Foto: BASF)
Basel – BASF streicht in der Region Basel bis zu 350 Stellen. Die Standorte Basel und Schweizerhalle würden zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit bis Ende 2015 neu strukturiert, teilte der Konzern am Dienstag mit. BASF will zudem das Basler Klybeck-Areal verkaufen.
Basis für Gespräche mit der Personalvertretung bilde der bestehende Sozialplan. BASF wolle «für möglichst viele betroffene Mitarbeitende Beschäftigungsmöglichkeiten in anderen Gruppengesellschaften finden». Die Gewerkschaft Syna protestiert, entgegen dem GAV nicht vorinformiert worden zu sein.
Wie viele Entlassungen vorgesehen sind, ist laut einem Firmensprecher noch unklar. Es werde auch zu internen Versetzungen und Frühpensionierungen kommen. Heute beschäftigt der Chemie-Weltmarktführer BASF in der Schweiz insgesamt 2600 Personen, davon 875 in Basel und 270 in Schweizerhalle.
Von Basel nach Ludwigshafen und Hongkong
Reorganisiert werden insbesondere die Geschäftseinheiten Plastikadditive und Pigmente: Neben Standardisierung und Sortimentsbereinigung sei diesen in Asien neue Konkurrenz erwachsen. Bei den Pigmenten werden das europäische Produktmanagement sowie weitere Bereiche in Ludwigshafen (D) gebündelt. Die Leitung des weltweiten Produktmanagements wird in Hongkong konzentriert. Das soll unter anderem Synergien bringen.
Bei den Plastikadditiven sei eine «marktnähere Aufstellung» vorgesehen: Dabei sollen «vernetzte Kompetenzzentren an unterschiedlichen Standorten weltweit» mehr Effizienz bringen. Unterstützende Funktionen würden in Ludwigshafen zusammengefasst.
Klybeck-Areal vor Verkauf
Der Abbau beider Einheiten in Basel hat Folgen für übergreifende Servicefunktionen wie Einkauf und IT. Das Forschungszentrum Basel (Standorte Basel Rosental und Schweizerhalle) wird zudem weniger für diese Einheiten gebraucht; es soll stärker auf Wachstumsfelder wie Organische Leuchtdioden (OLED) und anderes fokussiert werden. Für das BASF-Klybeck-Areal, das vis-à-vis des Novartis-Campus› am Kleinbasler Rheinufer liegt, werden nun ein neues Nutzungskonzept oder ein Verkauf geprüft. Der Verkauf jener Immobilien ist laut dem Sprecher wahrscheinlich.
Schon heute werde die komplexe Infrastruktur in den Basler Arealen Klybeck und Rosental ungenügend genutzt; die Reorganisation verschlechtere die Auslastung noch. – Nicht betroffen von der Neustrukturierung ist die Sparte Papierchemikalien, die ihren Hauptsitz in Basel hat.
Proteste gegen Forschungs-Abbau
Die baselstädtische Regierung ist «bestürzt und enttäuscht» über den von BASF angekündigten Abbau im Raum Basel. Sie fordert nachdrücklich möglichst wenig Entlassungen und einen «grosszügigen Sozialplan», wie sie am Dienstag mitteilte. Weiter verlangt sie, dass BASF alle Lehrverhältnisse beibehält. Die Kantonsregierung verweist auf den BASF-Gesamtumsatz von rund 70 Mrd CHF weltweit und den Konzerngewinn (EBIT vor Sondereffekten) von fast 7 Mrd im vergangenen Jahr. Besorgt ist die Regierung ferner darüber, dass der Abbau diesmal auch die Forschung betrifft. Sie verlangt von BASF weitere Erklärungen.
Der Verband Angestellte Schweiz äussert sich in einem Communiqué ebenfalls beunruhigt über den Abbau bei Produktmanagement und Forschung als Kernfunktionen. Das lasse für das Verbleibende in Basel «wenig Gutes erahnen». Strukturwandel sei unaufhaltsam; dennoch dürfe am Werkplatz Basel das wertvolle Chemie-Knowhow nicht verloren gehen.
Weltmarktleader BASF, der 2008 den Basler Spezialchemiekonzern Ciba übernommen hatte, hatte vor Jahresfrist bereits angekündigt, bis im zweiten Semester 2013 in Basel 40 von damals rund 900 Arbeitsplätzen aufzuheben. Auch BASF zieht es aus Kostengründen zunehmend nach Asien. (awp/mc/pg)