Basil Heeb, CEO Basler Kantonalbank, im Interview

Basil Heeb, CEO Basler Kantonalbank, im Interview
Basil Heeb, CEO Basler Kantonalbank. (Foto: BKB)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Heeb, während Corona hat die Basler KB rund 1600 Kredite vergeben. Nach welchem „Automatismus“ erfolgte die Prüfung?

Basil Heeb: Wir haben uns an den Vorgaben der Programme ausgerichtet. Grundsätzlich haben wir die COVID-19-Kredite nur an bestehende Kunden vergeben. Bei der Selbstdeklaration fand eine formelle Prüfung statt; Kreditanträge im Rahmen von COVID-19-Plus von über einer halben Million Franken wurden vertieft entlang des gewöhnlichen Kreditprozesses geprüft. Wegen Verdachts auf Missbrauch mussten etwas über zehn Prozent der Anträge abgelehnt werden.

Die Wertberichtigungen wurden um 8,1 Millionen erhöht. Ist das konservativ?

Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise sind zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar. Sie hängen von deren weiteren Verlauf und der wirtschaftlichen Erholung der Realwirtschaft ab. Deshalb haben wir im Sinne einer Risikovorsorge entsprechende Wertberichtigungen auf Unternehmenskredite gebildet und fühlen uns zurzeit mit ihrer Höhe komfortabel.

«Die Finanzmärkte zeigen sich nach wie vor angespannt. Es ist deshalb wichtig, Ruhe zu bewahren und besonnen zu agieren.»
Basil Heeb, CEO Basler Kantonalbank

Bemerken Sie im jetzt so unsicheren Umfeld einen stark erhöhten Anlageberatungsbedarf?

Wir stellten insbesondere zu Beginn der Corona-Krise, als es zu massiven Kursverlusten an den Börsen kam, einen erhöhten Informations- und Beratungsbedarf fest. Die regelmässigen Informationen zur Lage an den Finanzmärkten und Empfehlungen unseres Asset Management boten und bieten ein klare Orientierung. Sie werden von den Kunden sehr geschätzt. Auch unsere Kundenberater stehen in sehr regelmässigem Kontakt mit den Kunden.

Die Finanzmärkte zeigen sich nach wie vor angespannt. Es ist deshalb wichtig, Ruhe zu bewahren und besonnen zu agieren. Unser Ziel ist es, unsere Kundinnen und Kunden eng zu begleiten und sie finanziell möglichst unbeschadet aus der Krise zu führen.

Wie haben Sie diesen Beratungsbedarf „offline“ gemeistert? Per Telefon, nehme ich an…

Die Verlagerung der Kundenkontakte auf das Telefon hat sehr schnell und problemlos funktioniert. Wir haben in den Wochen während des Lockdowns bei der Anlageberatung aber auch verschiedene neue, digitale Formate genutzt. So haben wir mit Videoberatungen, Videoaufzeichnungen von Referaten und Telefonkonferenzen innovative Lösungen gefunden, mit denen wir die Nähe zu den Kunden noch besser gewährleisten konnten. Dabei hat sich gezeigt: Wir können unseren Kundinnen und Kunden auch über die digitalen Kanäle sehr gut beraten. Dies schafft für die Zukunft interessante Möglichkeiten.

«Bei den Anlagelösungen sind von zehn Franken Nettoneugeld fast neun Franken in die nachhaltige Variante geflossen.»

Wieviel Neugeld konnten Sie einsammeln?

Das Volumen der konzerneigenen Anlagelösungen ist trotz der Corona-Krise um fast 9 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken gestiegen. Besonders erfreulich ist der Zuwachs von beinahe 30 Prozent bei den nachhaltigen Anlagelösungen – damit sind bei den Anlagelösungen von zehn Franken Nettoneugeld fast neun Franken in die nachhaltige Variante geflossen. Zusammen mit den Kundeneinlagen beläuft sich der Neugeldzufluss auf hohe 2,8 Milliarden Franken.

Wegen des starken Bilanzwachstums hat die Gesamtkapitalquote im Konzern von 17,4 Prozent auf 15,7 Prozent abgenommen. Ich nehme nicht an, dass Sie das beunruhigt?

Wir erfüllen die Eigenmittel- und Liquiditätsanforderungen nach wie vor komfortabel. Die Gesamtkapitalquote liegt mit 15,7 Prozent zwar tiefer als per Ende 2019 aber deutlich über dem Erfordernis von 12,0 Prozent. Der Rückgang ist nicht nur auf das starke Bilanzwachstum, sondern auch auf die Rückzahlung der AT1-Anleihe per 1.4.2020 in der Höhe von 100 Mio. CHF zurück zu führen. Wie angekündigt, planen wir diese neu aufzulegen, sobald die Marktsituation dies zulässt. Die Sicherheit der BKB basiert neben der komfortablen Eigenmittelausstattung auch auf dem ausgezeichneten AA+-Rating von Standard & Poor’s und der Staatsgarantie.

Der Geschäftsaufwand im Vergleich zum Bruttoertrag stieg von 60 auf 65%. Soll er wieder auf 60% herunter?

Wir konnten die Konzernstrategie im ersten Halbjahr 2020 trotz Corona-Krise planmässig vorantreiben. Im Stammhaus wurden das Securities Lending & Financing und der zielbasierte Beratungsprozess etabliert und im Gesamtkonzern die Effizienz in den Kernprozessen erhöht. Erste Erfolge daraus zeigen sich bereits im Halbjahresabschluss in Form eines erhöhten Kommissionserfolgs im Wertschriften- und Anlagegeschäft und tieferen Kosten. Aber wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir werden die im Konzern eingeleitete Strategie mit Fokus auf Ertragswachstum und Effizienzsteigerung konsequent und risikobewusst weiterführen. Eine weitere Senkung der Cost-Income-Ratio ist dabei unser klares Ziel.

Wer hat eigentlich das Nachhaltigkeitsreporting-Tool programmiert, das Sie im ersten Halbjahr 2020 für die Beratung von institutionellen Investoren eingeführt haben?

Wir nutzen für das ESG (Environmental, Social, Governance – A.d.Redaktion) und CO2-Reporting das Tool YourSRI, das mit den Daten von MSCI ESG arbeitet. In Zusammenarbeit mit YourSRI, den Kundenberatern aus dem Bereich Institutionelle Kunden und der Fachstelle Nachhaltigkeit wurde es an unsere Bedürfnisse adaptiert und das Reporting programmiert. Heute können wir damit die wichtigsten Informationen in einem übersichtlichen und kundenfreundlichen Bericht darstellen und aufzeigen, wo Handlungsbedarf auf dem Weg zu einem nachhaltigen Portfolio besteht.

…und wer aggregiert die Daten?

Die Daten werden über das Tool aggregiert respektive die Informationen stammen von MSCI ESG.

Wann werden Sie es Privatkunden zur Verfügung stellen?

Das ESG-/CO2-Reportingtool kommt bislang im Bereich der institutionellen Anleger zum Einsatz, da hier das Bedürfnis am grössten ist. Wir sind aber überzeugt, dass das Tool auch privaten, nachhaltigkeitsaffinen Anlegern einen Mehrwert bietet und wollen es auch in der Vermögensverwaltung im Private Banking einsetzen beziehungsweise in den Performancereport integrieren. Geplant ist ausserdem, das Tool standardmässig für das Reporting unserer nachhaltigen Anlagelösungen einzusetzen.

«Es ist denkbar, dass es wegen Konkursen, Geschäftsschliessungen und der vermehrten Nutzung von Homeoffice bei den Büro- und Gewerbeflächen in Basel vermehrt zu Leerständen kommen wird.»

Seit 2019 publiziert die Basler Kantonalbank in Zusammenarbeit mit der Informations- und Ausbildungszentrum für Immobilien AG IAZI den Basler Immobilienkompass. Wird sich die Coronapandemie auch auf den Basler Immobilienmarkt auswirken?

Es ist denkbar, dass es wegen Konkursen, Geschäftsschliessungen und der vermehrten Nutzung von Homeoffice bei den Büro- und Gewerbeflächen in Basel vermehrt zu Leerständen kommen wird. Die Veränderungen werden jedoch nicht von kurzfristiger Natur sein, wir reden hier von einem längerfristigen Zeithorizont. Die Wohnimmobilien scheinen im Moment weniger betroffen. Dennoch gilt zu beachten, dass die Eigenheimpreise stark an die Einkommensentwicklung gekoppelt sind. Wenn die Einkommen sinken, dann wird voraussichtlich auch der Preisanstieg zumindest temporär gestoppt.

Schreibe einen Kommentar