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Zürich – Eine Datenauswertung von 156 europäischen Banken zeigt, dass rückläufige Vermögenswerte, sinkende Erträge und gleichbleibende Kosten den Sektor an einen Wendepunkt bringen. Schliessungen von Geschäftsbereichen oder Übernahmen werden wahrscheinlicher.
Europäische Banken reagierten auf die strengere Regulierung – insbesondere Basel III – mit der Veräusserung von Vermögenswerten und der Verringerung ihrer Bilanzsummen. Allerdings gingen die Verringerung der Bilanzen und Risikoaktiva (RWA) nicht mit vergleichbar sinkenden Kosten einher, was für viele Banken schrumpfende Erträge zur Folge hatte. Das ist das Ergebnis einer Studie des BearingPoint Institute, für die Daten von 156 europäischen Banken ausgewertet wurden. Demnach reduzierten europaweit betrachtet Banken seit 2011 ihr Gesamtvermögen durchschnittlich um 11,2 Prozent, schneller als ihre Risikoaktiva. Laut Studie halten deshalb Finanzinstitute einen immer grösser werdenden prozentualen Anteil an Risikoaktiva – eine kontraproduktive Entwicklung.
Im Gesamtbild bedeutet das eine geringere Vermögensbasis, wodurch die betroffenen Banken weniger Möglichkeiten haben, Erträge zu generieren und Bedrohungen durch Wettbewerber wie «Digital-first»-Akteure oder konzerneigene Banken abzuwehren. So haben inzwische viele Unternehmen eigene Banken etabliert, um ihren Kunden Finanzierungsmodelle anzubieten, darunter Autohersteller wie VW, BMW, Daimler und Toyota, aber auch andere Marktteilnehmer wie zum Beispiel das Hochtechnologieunternehmen Trumpf. Dabei sind Erträge nur die eine Seite. Eine zunehmende Verschlankung sollte die Profitabilität steigern – der BearingPoint-Studie zufolge aber steigen die Betriebskosten in Relation zu den Risikoaktiva.
Die Studienautoren Frank Hofele und Robert Bosch, beide Partner bei BearingPoint, schreiben einen Grossteil davon Personalaufwendungen zu, die nicht analog zur Reduzierung des Vermögens sanken. Zwischen 2010 und 2013 reduzierten Grossbanken Personalausgaben im Durchschnitt um 5,2 Prozent, kleine Banken um 1,6 Prozent und mittelgrosse um 2 Prozent. Steigende Allgemein- und Verwaltungskosten verschärfen die Lage. Für mittelgrosse Banken stiegen diese zwischen 2010 und 2013 um s9,5 Prozent und für Grossbanken um fünf Prozent im selben Zeitraum; nur für kleine Banken blieb das Niveau der Allgemein- und Verwaltungskosten unverändert.
Neue Gewinn-Quellen haben Priorität
Hinsichtlich der Cost-Income-Ratio (CIR) – einem guten Indikator für die Bemühungen der Banken, Renditen relativ zu den Kosten zu erzielen – zeigt die Studie, dass die durchschnittlichen Betriebskosten insgesamt stagnierten und lediglich um 0,01 Prozent sanken. Der Druck auf Banken und die Aufwand-Ertrags-Balance wächst dadurch massiv. Einer der Gründe dafür liegt laut Studie darin, dass eine Veräusserung von Kreditportfolios schnell durchgeführt werden kann, während eine Senkung der damit verbundenen Kosten zeitaufwendiger ist. Wird die CIR der Bankengrösse zugeordnet, standen 2013 kleine Banken bei 56,5 Prozent, mittlere bei 50,7 und Grossbanken bei 57,3 Prozent.
«Es bleibt noch ein kleines Zeitfenster, die Situation zum Positven zu wenden. Banken müssen ihre Prozesse noch stärker automatisieren, Kooperationen zwischen den Abteilungen ausbauen, Betriebskosten senken und ihre Geschäftsmodelle moderniseren. Bankvorstände dürfen dabei den Fokus nicht mehr nur aufCompliance-Anforderungen legen, sondern müssen zusätzlich neue Gewinn-Quellen erschliessen», rät Frank Hofele. (BearingPoint/mc)
Zur Methodik der Studie
Basierend auf Daten von «The Banker Database», einem Service der Financial Times, wertete BearingPoint Finanzinformationen von 156 Banken zwischen 2009 und 2013 aus, einschließlich Vermögenswerte, Risikoaktiva, Zinserträge, Provisionserlöse, Allgemein- und Verwaltungskosten, Personalaufwendungen, Tier-1-Kapitalquoten und Aufwand-Ertrags-Relationen. Die Banken wurden in drei Gruppen aufgeteilt, sortiert nach Vermögenswerten in 2013, was eine detaillierte Betrachtung spezifischer Werte unter Berücksichtigung der Bankengrösse ermöglichte.
Über das BearingPoint Institute
Das BearingPoint Institute verbindet wissenschaftliche Forschung mit praktischer Erfahrung und realen Herausforderungen, denen BearingPoint Berater aktuell begegnen. Diese Kombination verschiedener Perspektiven hilft Führungskräften, die Entwicklung derglobalen Wirtschaft tiefer zu verstehen. Das BearingPoint Institute wird von einem international besetzten Gremium aus BearingPoint Partnern geführt und von einem Beirat anerkannter Praktiker und Wissenschaftler von Elite-Universitäten und Wirtschaftsschulen weltweit begleitet. In regelmässigen Abständen publiziert das BearingPoint Institute seine Stellungnahmen zu Trends, Strategien und vorherrschenden Meinungen in einem Report.