BearingPoint: Mehrheit der Schweizer will keinen eigenen Beitrag zur Nachhaltigkeit von Versicherungen leisten

BearingPoint: Mehrheit der Schweizer will keinen eigenen Beitrag zur Nachhaltigkeit von Versicherungen leisten
Claudio Stadelmann übernimmt die Leitung Schweiz bei BearingPoint.

Zürich – Die Erwartung, dass Versicherungsunternehmen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit spielen sollen, hat in der Schweiz im Vergleich zur Vorjahresbefragung abgenommen. Zwar beeinflusst das Angebot nachhaltiger Produkte die Versicherungswahl für 43 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, die Bereitschaft zu Leistungseinbussen oder höheren Prämien ist jedoch gering. Das zeigt das neue, repräsentative Stimmungsbarometer der Management- und Technologieberatung BearingPoint für die Schweiz, Deutschland und Österreich.

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Versicherungskundinnen und Kunden im zurückliegenden Jahr nochmals stärker in das Bewusstsein getreten. Inzwischen geben mehr als neun von zehn Konsumenten an, den Begriff zu kennen und eine überwiegende Mehrheit hat zu Inhalt und der Zielsetzung auch konkrete Vorstellungen. Aus Sicht der meisten Kundinnen und Kunden in der Schweiz, Deutschland und Österreich darf Nachhaltigkeit im Kontext von Versicherungsschutz aber nichts kosten, wie die neue YouGov-Umfrage im Auftrag der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt.

Abnehmende Erwartungshaltung und hohe Skepsis auf Kundenseite – Umwelt- und Ressourcenschonung im Fokus
Dass Versicherungsunternehmen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit spielen sollen, bejahen jetzt deutlich weniger Befragte. Mit Zustimmung von 67 Prozent der Schweizer, 53 Prozent der Deutschen und 64 Prozent der Österreicher sollten Versicherungen mit ihren Produkten nachhaltiges Verhalten fördern. Eine Mehrheit – im Vorjahr waren es aber noch 81, 71 und 80 Prozent.

Beim Thema Nachhaltigkeit sind für die Befragten neben Aspekte der Umwelt- und Ressourcenschonung andere ESG-Elemente wie zum Beispiel soziales Engagement oder gute Unternehmensführung massgebend. Dies mag unter dem Eindruck der aktuellen Kriegsfolgen stehen, in denen Ressourcenschonung auch im Kontext der Energieeinsparung erkannt wird. Bei der Frage nach den für sie wichtigsten Aspekten bei Versicherungen wurden Investitionen in Umweltschutz sowie Vertrauen und Transparenz am häufigsten genannt. Eine positive Verbindung zwischen nachhaltigem Verhalten und Prämienhöhe spielen für die Konsumenten bei nachhaltigen Produkten durchaus ebenso eine wichtige Rolle.

Insgesamt ist der Anteil derjenigen, die Kenntnis zur konkreten Umsetzung einfordern, weiterhin gross. Für 58 Prozent der Schweizer, 48 Prozent der Deutschen und 59 Prozent der Österreicher ist eine externe Zertifizierung – z.B. durch ein Siegel – bei der Entscheidung zugunsten eines nachhaltigen Produkts wichtig. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass insbesondere die junge Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen das sogenannte Greenwashing abschreckt.

Junge Generation ist eher zu Leistungseinbussen oder höheren Prämien bereit
In der Gesamtbevölkerung wären in der Schweiz 46 Prozent, in Deutschland lediglich 32 Prozent und in Österreich 41 Prozent bereit, für mehr Nachhaltigkeit auf Versicherungsleistungen zu verzichten. Die Zustimmungswerte in der jungen Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen fallen höher aus.

Gefragt nach der Bereitschaft zur Zahlung einer höheren Prämie für einen nachhaltigen Zweck, wären nur 36 Prozent der Schweizer, 27 der Deutschen und 39 Prozent der Österreicher dazu bereit. Über 50 Prozent lehnen in allen drei Ländern eine erhöhte Prämie ab, um damit eine nachhaltige Produktausrichtung abzubilden. Schon im Vorjahr stimmten weniger als ein Drittel der Idee zu, etwa den Versicherungsschutz für weniger umweltfreundliche Fahrzeuge (zum Beispiel grosse SUV) zugunsten von Fahrzeugen mit guter Klimabilanz zu verteuern.

Claudio Stadelmann, Partner und Versicherungsexperte bei BearingPoint Schweiz: „Die Versicherungskundinnen und Kunden verstehen das Thema Nachhaltigkeit und messen dem Beitrag der Versicherungsunternehmen zur Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Bedeutung zu. Allerdings soll Nachhaltigkeit für die Mehrheit der Befragten im Rahmen von Versicherungsschutz nicht zusätzlich kosten.“

Nachhaltige Anlageprodukte: Mehrheit der Schweizer glauben an hohe Rendite
Im Hinblick auf die Beurteilung von nachhaltigen Anlageprodukten von Versicherungen zeigt sich, dass 56 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer langfristig mit einer höheren Rendite nachhaltiger Versicherungsprodukte rechnen. Wohingegen 30 Prozent mit einer niedrigeren Rendite im Vergleich zu herkömmlichen Anlageprodukten rechnen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Österreich. In Deutschland ist die Skepsis hingegen grösser. Der Anteil deutscher Konsumenten, die im Vergleich zu herkömmlichen Anlageprodukten bei nachhaltiger Ausrichtung langfristig mit einer niedrigeren (47 Prozent) und einer höheren Rendite (46 Prozent) rechnen, nahezu gleich verteilt.

Angebot nachhaltiger Produkte beeinflusst die Wahl der Versicherung im Jahr 2022 weniger stark
Dass Produkte mit nachhaltiger Ausrichtung bereits grundsätzlich im Markt angeboten werden, glauben 57 Prozent der Schweizer, 47 Prozent der Deutschen, 56 Prozent der Österreicher. Für 43 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer (Vorjahr: 46 Prozent) würde das Angebot nachhaltiger Produkte die Versicherungswahl beeinflussen, während 39 Prozent dies verneinen (Vorjahr: 37 Prozent). In Deutschland und Österreich sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls rückläufig.

Claudio Stadelmann hält fest: „Gegenüber dem Vorjahr verfestigt sich die Haltung der Kundinnen und Kunden, dass mit einer nachhaltigen Ausrichtung des eigenen Verhaltens auch eine positive Auswirkung auf die Prämienhöhe verbunden sein sollte. Der gegebenenfalls nötige Verzicht auf Leistungen oder ein nachteiliger Effekt auf die Prämien trifft jedoch noch bei wenigen Konsumenten auf Zustimmung, am ehesten bei der jungen Generation. Sowohl für Kunde als auch Versicherer könnte sich noch ein schmerzhafter Lernprozess abzeichnen, dass Nachhaltigkeit auch ein Stück mit Verzicht, mindestens aber mit Veränderung zu tun hat.“ (BearingPoint/mc/ps)

Über die Studie
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Umfrage von BearingPoint, die über das Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde. An der Online-Umfrage zum Thema „Sustainable Insurance“ nahmen zwischen dem 20. und 23. Mai 2022 insgesamt 3137 Personen in der Schweiz (1051), Deutschland (1033) und Österreich (1053) teil. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren. Die Umfrage wurde in vergleichbaren Set-up auch im Jahr 2021 durchgeführt und erlaubt die Ableitung von Entwicklungen.

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