Fed-Chefin Janet Yellen. (© US Government Work)
Washington – Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch weiterhin keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung in den USA gegeben. Die Währungshüter seien zwar der Meinung, dass sich die Voraussetzungen für die Zinswende zuletzt verbessert hätten, hiess es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Fed-Sitzung am 28. und 29. Juli. Die meisten Fed-Mitglieder seien aber weiter der Ansicht gewesen, dass die Bedingungen für eine Straffung der Geldpolitik noch nicht ausreichend seien.
Es gebe demnach noch mehr Raum für Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt, hiess es weiter im Protokoll der Juli-Sitzung. Die Fed legt bei ihren geldpolitischen Entscheidungen grossen Wert auf die Entwicklung der Beschäftigung.
Inflation noch zu schwach
Ausserdem müsse noch mehr Vertrauen aufgebaut werden, dass die Inflation künftig das von der Notenbank anvisierte Ziel von zwei Prozent erreichen werde, hiess es in der Mitschrift. Im Juli hatte die Teuerung in den USA laut jüngsten Daten nur bei 0,2 Prozent gelegen und damit weit unter dem Zielwert der Währungshüter. «Nahezu alle Fed-Mitglieder benötigen noch mehr Hinweise auf eine steigende Inflation», kommentierte Analyst Anthony Valeri vom US-Finanzberater Financial Corp die Aussagen. Seiner Einschätzung nach spricht das gegen eine schnelle Zinserhöhung.
Dagegen rechnet Experte Harm Bandholz von der Unicredit-Bank weiter mit einer schnellen ersten US-Zinserhöhung im September. Die Konjunkturdaten dürften bis dahin das Vertrauen der amerikanischen Währungshüter in die Wirtschaft und in die Stärke des Arbeitsmarktes stützen.
Hinweise auf September-Zinsschritt
Die USA steuern auf die erste Zinserhöhung seit mehr als neun Jahren zu. US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen hatte den Märkten signalisiert, dass die Zinswende im Laufe des Jahres kommen werde. Viele Experten erwarten diese im September, einige aber erst im Dezember.
Die Veröffentlichung des Protokolls gilt als eine der letzten Gelegenheiten, einen möglichen Zinsschritt im September vorzubereiten. Zuvor gab es mehrfach Äusserungen führender Fed-Vertreter, die auf einen September-Termin hindeuten. Vor allem der Chef der regionalen Notenbank von Atlanta, Dennis Lockhart, hatte sich für den September-Termin stark gemacht.
Märkte sehen geringere Wahrscheinlichkeit für schnelle Zinserhöhung
Allerdings hat sich nach Einschätzung des Bankhauses Metzler zuletzt «eine entscheidende Komponente im weltwirtschaftlichen Zusammenspiel geändert». Gemeint sind die Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt und die deutliche Abwertung der chinesischen Währung. Ein schwächerer Yuan und eine Konjunkturflaute in China haben nach Einschätzung der Metzler-Experten Auswirkungen für die US-Wirtschaft. Sie rechnen zwar ebenfalls im September mit der Zinserhöhung, allerdings könnte ein «voreiliger Schritt der Fed durchaus schädliche Konsequenzen für die amerikanische Wirtschaft haben.»
Die Finanzmärkte interpretierten die Fed-Aussagen offenbar überwiegend in Richtung einer geringeren Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im kommenden Monat. Der US-Aktienmarkt glich seine Verluste fast aus, der Eurokurs stieg deutlich an und sprang über 1,11 US-Dollar. Lediglich die Kurse von US-Staatsanleihen reagierten unter dem Strich kaum. (awp/mc/ps)