UBS-CEO Sergio Ermotti.
Zürich / London – Die Grossbank UBS steht Kreisen zufolge vor einem massiven Stellenabbau. Beim Umbau der Bank sollen bis 2015 voraussichtlich rund 10’000 Stellen gestrichen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg und zahlreiche weitere Medien am Wochenende. Die UBS hat derzeit 63’000 Beschäftigte. Der Stellenabbau ist die Folge eines geplanten tiefgreifenden Umbaus im Investmentbanking, das drastisch verkleinert werden solle. Vor allem das Handelsgeschäft dürfte vom Stellenabbau betroffen sein.
Die neue Strategie solle an diesem Dienstag verkündet werden. An diesem Tag legt UBS auch Quartalszahlen vor. UBS-Chef Sergio Ermotti und sein Verwaltungsratspräsident Axel Weber, der früher an der Spitze der Bundesbank stand, bauen die Bank seit einiger Zeit um.
Wesentliche Teile des Investmentbanking sollen abgespalten und abgewickelt werden, berichtete der «Spiegel». Dabei gehe es um Vermögenswerte von mehr als 100 Mrd CHF. Betroffen seien der Anleihen- und Derivatehandel, die nach neuen Vorschriften besonders viel Kapital binden. Die UBS wolle sich künftig im Investmentbanking auf die Vermögensverwaltung und das Geschäft mit Privatkunden konzentrieren. Besonders viele Jobs sollen in London, New York und in der Schweiz wegfallen.
Carsten Kengeter vor Weggang?
Dass der Co-Chef des Investmentbanking, Carsten Kengeter, den Job der Abwicklung übernehmen werde, ist gemäss Informationen der «SonntagsZeitung» fraglich. In einem Artikel der Zeitung heisst es, dass sein Abgang bereits am Dienstag bekanntgegeben werden könnte. Die «SoZ» beruft sich dabei auf UBS-Insider.
Für die «NZZ am Sonntag» ist die Zahl der wegfallenden Stellen von 10’000 zu hoch gegriffen. Ein solcher Abbau werde als eher unwahrscheinlich eingeschätzt, heisst es in einem Artikel der Zeitung. Die Zahl dürfte sich «eher im Bereich von 4’000 bis 5’000 wegfallenden Stellen bewegen». Dass die risikogewichteten Aktiven – wie die FT mutmasse – um weitere 120 Mrd CHF heruntergefahren werden, sei ebenfalls zu hoch gegriffen. Die «NZZaS» bezieht sich dabei auf einen «bei UBS-Kaderleuten gut vernetzten Insider».
Die Kernaktivitäten in der Investmentbank, welche weitergeführt werden sollen, kommen gemäss «NZZaS» unter die Leitung des Italieners Andrea Orcel, offenbar einem Vertrauensmann von CEO Sergio Ermotti.
Tausende IT-Stellen auf der Kippe
Erst Mitte Oktober hiess es in einem Zeitungsbericht, um die Kosten weiter zu senken, könnten bei der UBS bis zu 2’000 der zuletzt noch 8’200 IT-Stellen wegfallen. Dies hatte der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf interne Dokumente berichtet. In dem Bericht war zudem darüber spekuliert, dass Ermotti nicht nur in der Informationstechnologie weiter sparen wolle, sondern die Kosten auch in anderen Sparten weiter gedrückt werden sollen.
Seit Anfang 2008 war die Zahl der UBS-Angestellten bereits um rund 20’000 auf zuletzt etwas mehr als 63’000 gesunken. Die Bank ist einer der grössten Verlierer der Bankenszene in der Finanzkrise und befindet sich seitdem in rauem Fahrwasser. In den Jahren 2007 und 2008 häufte sie Verluste von rund 28 Mrd CHF an und musste deshalb im Gegensatz zur Credit Suisse vom schweizerischen Staat vor dem Kollaps gerettet werden. Viermal musste die UBS ihr Kapital erhöhen. Hinzu kam ein Steuerstreit mit den USA, der das Image der Bank beschädigte.
Sparkurs verschärft
UBS-Chef Ermotti hatte angekündigt, den Stellenabbau seines Vorgängers Oswald Grübel forcieren zu wollen. Vor allem im Investmentbanking sollten mehr Stellen wegfallen, als noch von Grübel geplant. Dieser hatte im Sommer 2011 angekündigt, die Kosten bis 2013 um 2 Mrd CHF senken zu wollen. Damals war von 3’500 Stellen die Rede – Ermotti legte dann im Herbst noch einmal 400 Stellen im Investmentbanking drauf.
Die UBS wollte die Spekulationen gegenüber sämtlichen Medien nicht kommentieren. (awp/mc/upd/ps)