Peter Praet folgt bei der EZB auf Jürgen Stark.
Frankfurt am Main – Überraschung bei der EZB: Der Belgier Peter Praet wird neuer Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB). Das beschloss das Direktorium der Notenbank am Dienstag in Frankfurt, wie die EZB mitteilte. Damit wird der Spitzenposten erstmals nicht mit einem Deutschen besetzt.
Zuvor galten der Deutsche Jörg Asmussen und der Franzose Benoit Coeuré als aussichtsreichste Kandidaten. Asmussen soll stattdessen die EZB quasi als «Aussenminister» vertreten und zudem die Rechtsabteilung leiten, die unter anderem wegen der Beurteilung der umstrittenen Staatsanleihenkäufe wichtig ist. Der 62 Jahre alte Währungsfachmann Praet tritt die Nachfolge von Jürgen Stark an, der den Posten aus Protest gegen die Staatsanleihenkäufe geräumt hatte.
Sechsköpfiges Direktorium
In dem Direktorium sitzen neben EZB-Präsident Mario Draghi und seinem Vize Vítor Constancio vier weitere Mitglieder. Zu Jahresbeginn folgte Asmussen auf Stark, Coeuré zog für Lorenzo Bini Smaghi in das Gremium ein. Der Italiener hatte seinen Posten vorzeitig geräumt, nachdem sein Landsmann Draghi im November für den Franzosen Jean-Claude Trichet an die EZB-Spitze gerückt war. Damit waren zwei Italiener im Direktorium vertreten, aber kein Franzose mehr. Insbesondere der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte Druck auf Bini Smaghi ausgeübt und seinen Rücktritt gefordert. Traditionell sind die vier grossen Länder der Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien) immer im Direktorium vertreten. Eine feste Regel für die Besetzung gibt es aber nicht. (awp/mc/ps)