Bellevue Group auf dem Weg aus dem Tal der Tränen

André Rüegg

Bellevue Group-CEO André Rüegg. (Foto: Bellevue)

Küsnacht ZH – Die Bellevue Group konzentriert sich zusehends auf ihre Strategie als Vermögensverwalterin. Das zahlt sich langsam aus. Der Gewinn unter dem Strich ist geradezu explodiert, und der Ertrag ist markant gestiegen. Der Markt honorierte das Resultat mit Kursaufschlägen.

Der Konzerngewinn nach Steuern ist im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 197,7% in die Höhe geschossen auf 9,8 Mio CHF, wie die Bellevue Group am Freitag mitteilte. Im gesamten Geschäftsjahr 2016 war die Gruppe mit einem Verlust tiefer in die roten Zahlen gerutscht, und auch im zweiten Halbjahr 2016 hatte ein Verlust resultiert.

Ende Februar 2017 hatte der Verwaltungsrat die Reissleine gezogen: Bei der Bank am Bellevue wurden das Brokerage- und das Firmenfinanzierungsgeschäft eingestellt und 23 Stellen gestrichen. Diese Restrukturierung wurde bis 30. Juni weitgehend abgeschlossen.

Deshalb ist im Gewinn des ersten Halbjahres für die Restrukturierung der Bank am Bellevue ein Nettoaufwand von knapp 4 Mio CHF enthalten. Strategisch konzentriert sich die Bank nun auf Vermögensverwaltung, das sogenannte Asset- und Wealthmanagement.

Bank am Bellevue mit leichtem Minus
Zum Konzernergebnis trug denn auch das Assetmanagement den Löwenanteil von 12,4 Mio bei. Die Bank am Bellevue steuerte einen Verlust von 1,1 Mio bei und das Segment Group ein Minus von 1,5 Mio bei.

Vom Gesamtertrag von 49,9 Mio – ein Plus von 20,8 Mio im Vergleich zur Vorjahresperiode – stammen 38,9 Mio aus dem Assetmanagement und 10,8 Mio von der Bank am Bellevue.

In ihrer Mitteilung argumentiert die Bellevue Group indes mit dem operativen Gewinn, den sie selbst als sämtliche Erträge ohne eigene Fonds wie Seed Capital sowie ohne Abschreibungen und Steuern definiert, wie der Finanzchef Daniel Koller gegenüber der Nachrichtenagentur sda ausführt.

Auch dieser operative Gewinn ist auf Gruppenebene im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 geradezu in die Höhe geschossen, um 73,3% auf 11,7 Mio CHF. Die Bank am Bellevue schloss mit einem operativen Minus von 328’000 CHF, immerhin eine Steigerung von 71,4% gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 – oder wie es in der Mitteilung heisst: nahezu ausgeglichen.

Kundenvermögen haben zugelegt
Eine markante Steigerung erfuhren zudem die Kundenvermögen, die der Gruppe anvertraut sind: Diese kletterten im ersten Halbjahr um 12% auf ein neues Rekordniveau von 11,8 Mrd CHF. Davon fallen rund 8,6 Mrd Franken auf das Segment Assetmanagement und etwa 3,2 Mrd auf die Bank am Bellevue. Dies Entwicklung ist einerseits mit 653 Mio auf die Anlageperformance zurückzuführen; andererseits verzeichnet die Gruppe einen organischen Neugeldzufluss von 574 Mio.

Insgesamt führt die Bellevue Group die positive Entwicklung, neben der strategischen Fokussierung, auf günstige Marktbedingungen seit Anfang des Jahres zurück: ein moderater globaler Konjunkturaufschwung, weiterhin tiefe Zinsen, ein relativ gefestigter Ölpreis und die hohe Liquidität im Markt durch die expansive Geldpolitik einzelner Zentralbanken.

Für das Gesamtjahr 2017 weist die Vermögensverwaltungsgruppe darauf hin, dass die Neuausrichtung der Bank noch Zeit in Anspruch nehmen werde, bis die angestrebte Wirtschaftlichkeit erreicht sei. Dieses Ziel will die Bellevue Group mit organischem Wachstum und Zukäufen erreichen.

Der Markt reagierte positiv auf die Resultate. Die Bellevue-Aktien legten bis um 11.05 Uhr bei überdurchschnittlichen Volumen 2,4% auf 19,15 CHF zu. Der Gesamtmarkt (SPI) verliert dagegen 0,6%. (awp/mc/upd/ps)

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