André Rüegg, CEO Bellevue Group. (Foto: Bellevue)
Zürich – Die Bellevue Group hat 2015 wegen Abschreibungen und Wertberichtigungen eine «rote Null» geschrieben. Operativ verbesserte sich das Institut jedoch, was vor allem der Asset-Management-Sparte zu verdanken war. Im laufenden Jahr will das Management das Augenmerk nun stärker auf die Banksparte legen.
Der Verlust ist Teil der Vergangenheitsbewältigung. Weil Finanzinstitute früher höher bewertet wurden, habe die Bellevue Group in den vergangenen Jahren insgesamt viele Millionen an «Goodwill» abgeschrieben, sagte CFO Daniel Koller am Montag an der Bilanzmedienkonferenz. Im Geschäftsjahr 2015 allein wurden Wertberichtigungen und Abschreibungen von knapp 25 Mio CHF getätigt – was zum Verlust von 0,82 Mio CHF führte. 2014 war ein Gewinn von 11,1 Mio erzielt worden.
Schon Ende Januar war ein Minus in dieser Grössenordnung angekündigt worden. Wie damals versprochen, sollen die Aktionäre gleichwohl in den Genuss einer unveränderten Dividende von 1,00 CHF pro Aktie kommen. Weitere Goodwill-Abschreiber drohten nun nicht mehr, betonte CEO André Rüegg zudem.
Operativer Gewinn klar höher
Abgesehen von der «roten Null» ist das Management mit den erzielten Fortschritten zufrieden. CEO Rüegg sprach von «ersten positiven Schritten», denen weitere folgen müssten. Für das Gesamtjahr weist das Institut zum Beispiel 40% höhere Gesamterträge von 80,0 Mio CHF aus. Der operative Gewinn stieg gleichzeitig um 85% auf 24,6 Mio CHF.
Zum Wachstum trug zwar auch die erst im Verlauf von 2014 übernommene Adamant bei. Doch vor allem verbesserte sich die Sparte Asset Management. Sie steigerte den operativen Gewinn um 75% auf 24,9 Mio CHF und erreichte damit laut dem Unternehmen «ein neues Ertragsniveau». Die betreuten Kundenvermögen in diesem Segment nahmen um 14% auf 5,3 Mrd CHF zu. Haupttreiber sei die überdurchschnittliche Anlageperformance vieler Produkte gewesen.
Ausserdem seien in der Sparte Nettoneugelder in Rekordhöhe von 540 Mio CHF generiert worden. «Mit den Neugeldzuflüssen sind wir noch nicht zufrieden», sagte CEO Rüegg denn auch.
Das zweite Konzernstandbein, die Bank am Bellevue, erzielte 8% tiefere Kommissionserträge. Die Brokerage-Aktivitäten hätten sich verlangsamt, hiess es zur Begründung. Die Verbesserungen im Bereich Corporate Finance (Erträge +67%) konnten dies nicht wettmachen. Unter dem Strich erzielte die Bank gleichwohl einen operativen Gewinn von 4,1 Mio CHF (VJ 2,3 Mio). Dieser sei allerdings der Sonderdividende der SIX Group in Höhe von 4,5 Mio CHF zu verdanken, räumte das Unternehmen ein.
Neubelebung der Bank
Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gab das Unternehmen nicht. CEO André Rüegg machte aber klar, dass das Unternehmen weiter wachsen soll – organisch und mit Übernahmen. «Unser Augenmerk gilt insbesondere der Bank, die wir neu beleben wollen», meinte er. Zum Beispiel will das Unternehmen im Wealth Management zulegen.
«Wir bauen selber keine Privatbank mit Mann und Maus», stellte Rüegg klar. Es gehe um gute und unabhängige Vermögensverwaltung, nicht um IT-Plattformen und Transaktionsvolumen. Das Wachstum solle aus eigener Kraft erfolgen. «Denkbar» seien in diesem Zusammenhang aber auch Übernahmen, sofern sie Knowhow oder Masse brächten, so Rüegg.
Der Bereich Asset Management ist bereits daran, sich mit einer Übernahme zu vergrössern. Wie in der Vorwoche bekannt gegeben wurde, soll der deutschen Asset Managers Starcapital gekauft werden. Keine konkreten Neuigkeiten gab es zur geplanten Kapitalerhöhung, die für die Übernahme durchgeführt wird. Abgesehen davon, dass das Geld auch für weitere Wachstumsinitiativen reichen soll. Die Rede ist insgesamt von einer Kapitalerhöhung von 30 bis 40 Mio CHF. (awp/mc/pg)