André Rüegg, CEO a.i. der Bellevue Group.
Küsnacht – Die Bellevue Group hat im ersten Halbjahr 2015 deutlich mehr Umsatz generiert, wegen ausserordentlichen Wertberichtigungen aber einen Verlust erlitten. Während sich die Bank-Führung mit der Entwicklung im Asset Management sehr zufrieden zeigte, gibt die Ertragslage der Bank am Bellevue Grund zur Sorge.
Der Geschäftsertrag stieg in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 40% auf 38,8 Mio CHF. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, der wichtigsten Ertragsquelle der Gruppe, legte 59% auf 36,3 Mio zu. Dazu habe hauptsächlich das Asset Management beigetragen – mit einer Verdoppelung der Nettoerträge mit sehr hohem wiederkehrendem Anteil, teilte die an der SIX notierte Finanzgruppe am Montag mitteilte. Die Kommissionserträge der Bank verringerten sich dagegen um rund 21%.
Insgesamt ging der Zinserfolg um 6,8% auf 1,7 Mio zurück. Im Handelsgeschäft blieb ein negativer Erfolg von -687’000 CHF nach +380’000 CHF im Vorjahr. Hier schlug das Verlustgeschäft aus dem Devisen- und Sortenhandel mit -742’000 CHF voll durch.
Konzernverlust von 15,5 Mio CHF
Während das operative Ergebnis um 75% auf 9,9 Mio CHF gesteigert werden konnte, hätten der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung «angesichts der geringeren Geschäftsvolumina sowie der verminderten Ertragskraft im Brokerage der Bank am Bellevue die künftig zu erzielenden Gewinne neu beurteilt». Wegen Abschreibungen auf dem Goodwill und immateriellen Vermögenswerten von insgesamt 24,7 Mio CHF resultierte so unter dem Strich ein Konzernverlust von 15,5 Mio CHF, wie bereits seit Mitte Juli bekannt.
Trotz rigoroser Kostendisziplin konnte der Ertragsrückgang der Bank am Bellevue nur teilweise kompensiert werden, und die Bank erzielte im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn von lediglich 0,6 Mio nach 2,6 Mio im Vorjahr, wie es am Montag weiter hiess. Das Research-Team habe zwar mit allen originären Aktienempfehlungen eine Rendite von 4,3% erzielt und damit den SMI-Index um 6,5% übertroffen.
Auch sei die Nachfrage der Expertise bei Kapitalmarkttransaktionen erfreulich gewesen: Zuletzt begleitete die Bank am Bellevue als Co-Lead Manager den Börsengang von Cassiopea, einer Tochtergesellschaft von Cosmo Pharmaceuticals. Dennoch seien im Brokerage «die strukturellen und regulatorischen Veränderungen deutlich spürbar» – nebst einer Zurückhaltung der institutionellen Investoren.
Das Asset Management dagegen profitierte von der Akquisition und Integration der Adamant Biomedical Investments AG, die «interessante nationale und internationale Wachstumsperspektiven» eröffne und «eine nachhaltige Ertragsdiversifikation» ermögliche. Die Erweiterung entfalte im laufenden Geschäftsjahr erstmals die volle Wirkung, und im erstem Semester habe die Division mit 12,1 Mio CHF ein neues operatives Rekordergebnis erwirtschaftet – nach 4,4 Mio im Vorjahr.
Ausgewogene Ertragslage der Divisionen angestrebt
Ebenfalls einen neuen Höchststand erreichten die betreuten Kundenvermögen, die um 80% auf 5,2 Mrd CHF anstiegen. Der Anstieg kam ausschliesslich durch die Übernahme von Adamant sowie eine erneut überdurchschnittliche Anlageperformance zustande, wie es hiess.
Mit Blick in die Zukunft hiess es, nach dem erfolgreichen Umbau des Asset Managements «gilt das Augenmerk der neuen Leitung nun der Verbesserung der Ertragslage der Bank». Dazu werde an den zwei Geschäftsbereichen Brokerage und Corporate Finance festgehalten. «Dank der überdurchschnittlichen Kapitalausstattung» verfüge die Gruppe zudem «über den notwendigen unternehmerischen Spielraum, um sich bietende Opportunitäten für Akquisitionen oder Partnerschaften zu nutzen».
Die Zielsetzung bleibe, «den Ertragsmix von Asset Management und Bank künftig ausgewogener zu gestalten», liess sich André Rüegg, CEO Bellevue Asset Management, zitieren. Dieser ist seit Mai 2015 auch interimistisch für die operative Leitung der Gruppe verantwortlich, nachdem der frühere CEO Urs Baumann den Posten überraschend abgegeben hatte. (awp/mc/upd/ps)