US-Notenbank startet dritte Runde quantitativer Lockerung

Ben Bernanke

US-Notenbankchef Ben Bernanke.

Washington – Die US-Notenbank hat die hohen Markterwartungen nicht enttäuscht: Am Donnerstagabend gab die Federal Reserve den Startschuss zur dritten Runde von Asset-Käufen (QE3). Etwas überraschend ist, dass sie diesmal nicht langlaufende Staatsanleihen in ihre Bücher nimmt, sofern hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS) kaufen will. Das monatliche Volumen von 40 Milliarden US-Dollar liegt unterdessen eher am unteren Ende der Erwartungen.

Dennoch unternimmt die Fed mit den neuen Käufen einen gewaltigen Schritt in Richtung zusätzlicher Lockerung. Denn das neue Kaufprogramm ist zeitlich nicht begrenzt, sondern an die Entwicklung von Konjunktur und Arbeitsmarkt gekoppelt. Fed-Chef Ben Bernanke unterstrich vor Pressevertretern, die Notenbank werde so lange Vermögenswerte kaufen, bis sich die Lage am Arbeitsmarkt substanziell und nachhaltig bessere. Zudem dürften die MBS-Käufe dazu beitragen, dass sich die moderate Aufhellung am krisengeschüttelten Häusermarkt fortsetze oder sogar beschleunige.

Weitere Stimuli möglich
Und selbst nach dem Start von QE3 liess Bernanke Raum für zusätzliche Massnahmen: Sollte es notwendig werden, könnte die Konjunktur etwa mit noch mehr MBS-Käufen angeschoben werden. Darüber hinaus nannte er die Option, abermals Staatsanleihen zu kaufen. Auch über ihre Kommunikation könnte die Fed für weitere Stimuli sorgen, sagte Bernanke. Damit spielte er wohl auf das Niedrigzinsversprechen der Fed an, das sie am Donnerstag verlängerte. So will die Notenbank ihren Leitzins nicht mehr bis Ende 2014 bei null Prozent belassen, sondern nun sogar bis in das Jahr 2015 hinein.

Experten hatten im Vorfeld mit einer abermaligen Lockerung der US-Geldpolitik gerechnet, allerdings eher mit zusätzlichen Käufen von Staatsanleihen. Von dieser Option hat die Fed jedoch zunächst abgesehen. An den Finanzmärkten sorgten die Schritte der Fed für starke Kursausschläge: Sowohl der Dollar als auch langlaufende US-Staatsanleihen gerieten unter Druck. Die amerikanische Börse legte hingegen kräftig zu.

Schwacher Arbeitsmarkt
Dass sich die Fed von einer ersten Straffung ihrer Geldpolitik immer weiter entfernt, zeigen die jüngsten Leitzinsprojektionen der Notenbank. So gehen mittlerweile rund zwei Drittel der Fed-Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss FOMC von einer ersten Zinserhöhung im Jahr 2015 aus. Das ist eine klare Verschiebung im Vergleich zum Juni: Seinerzeit hatten sich deutlich mehr Fed-Vertreter eine frühere Straffung vorstellen können. Und das, obwohl die Notenbank nunmehr von einer mittelfristig günstigeren Konjunkturentwicklung ausgeht: Sie hob ihre Wachstumsprognosen für 2013 und 2014 an.

Fed-Chef Bernanke begründete die jüngste Lockerungsrunde unterdessen fast ausnahmslos mit der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt. Das moderate Wachstum der Gesamtwirtschaft reiche einfach nicht aus, um die Arbeitslosigkeit substanziell und nachhaltig zu senken. Merhfach unterstrich Bernanke, dass die Federal Reserve so lange Vermögenswerte kaufen werde, bis sich die Lage am Arbeitsmarkt bessere. Konkrete Zielgrössen nannte er auch auf Nachfrage nicht. Die Fed wolle sich nicht festlegen, wann sie ihre Geldpolitik wieder straffe, begründete Bernanke seine Zurückhaltung.

‹Operation Twist» läuft weiter
Zugleich räumte Bernanke ein, dass die Instrumente der Fed nicht ausreichten, um die Probleme am Arbeitsmarkt vollständig zu lösen. Sie könnten aber einen «sinnvollen» Beitrag leisten. Preisrisiken sieht der Fed-Chef trotz der massiven Liquiditätszufuhr nicht. Die Inflationserwartungen seien stabil, die Teuerungsrate dürften sich auch künftig um die Marke von zwei Prozent bewegen. Dennoch versicherte er, die Fed werde Inflationsrisiken bei Zeiten entgegentreten.

Unterdessen sind die laufenden Programme der Fed von den neuen MBS-Käufen nicht betroffen: So wird die «Operation Twist», mit dem die Fed die Laufzeit ihrer Anleihebestände verlängert und so die Langfrist-Renditen weiter drücken will, wie geplant bis Ende 2012 weiterlaufen. Zudem werden die Erträge aus fälligen Hypothekenpapieren wie bislang in neue Titel reinvestiert.

Leitzins seit vier Jahren nach bei Null
Die Fed fährt bereits seit der ersten Finanzkrise 2008 einen hoch expansiven Kurs. So liegt der Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken über Offenmarktgeschäfte bei der Notenbank refinanzieren können, bereits seit fast vier Jahren nahe der Nulllinie. Darüber hinaus hat die Fed seither in zwei Runden hypothekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanleihen im Gesamtwert von rund 2,3 Billionen Dollar gekauft. (awp/mc/pg)

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