Beschattungsaffäre: Finma eröffnet Verfahren gegen Credit Suisse
Bern – Die Beschattungsaffäre lässt die Credit Suisse noch nicht zur Ruhe kommen. Denn die Finma leitet die nächste Stufe der Untersuchung ein – das so genannte Enforcement-Verfahren. Schnelle Ergebnisse sind allerdings nicht zu erwarten.
Bereits Anfang des Jahres hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma eine Prüfbeauftragte bei der Bank eingesetzt. Nach Abschluss dieser ersten Prüfung werde den Anhaltspunkten nun genauer nachgegangen, teilte die Finma am Mittwoch mit.
Die Credit Suisse hatte ihren früheren Star-Manager Iqbal Khan vor seinem Wechsel zur Konkurrentin UBS durch Privatdetektive überwachen lassen. Die Beschattung flog auf und führte dazu, dass verschiedene Führungskräfte die Bank verlassen mussten – auch Konzernchef Tidjane Thiam.
Suche nach Beweisen
Das eingeleitete Verfahren umfasst alle Ermittlungen, Verfahren und Massnahmen der Finma, mit denen Verstösse gegen das Aufsichtsrecht abgeklärt und geahndet werden. Somit wird die Behörde nun nach umfassenderen Beweisen suchen. Dazu kann sie unter anderem weitere Dokumente anfordern oder auch einen Untersuchungsbeauftragten einsetzen.
Die betroffenen Parteien können dann Stellung nehmen. Danach entscheidet ein Enforcementausschuss allenfalls über die nötigen Massnahmen. Wie die Finma will sich auch die Credit Suisse bis zum Abschlusses des Verfahrens nicht mehr zu dem Thema äussern. Erfahrungsgemäss nähmen solche Verfahren mehrere Monate in Anspruch, so die Finma.
Für Bankenanalyst José Javier Lodeiro von der ZKB kommt der Schritt nicht überraschend. Denn sowohl die Umstände der Affäre seien sehr aussergewöhnlich und auch der Medienrummel inklusive CEO-Wechsel sei «schlicht unüberhörbar» gewesen. Mit gravierenden Strafen rechnet der Experte indes nicht.
Credit Suisse will nun kooperieren
Hatte die Credit Suisse gegen den Finma-Prüfer wegen fehlender Unabhängigkeit – erfolglos – Einspruch eingelegt, sichert die Grossbank nun Zusammenarbeit zu. Man nehme den Entscheid zur Kenntnis und werde «vollständig mit der Finma kooperieren».
Die Bank sei entschlossen, gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde aktiv auf eine «lückenlose und zügige» Aufarbeitung dieser Angelegenheit hinzuarbeiten und daraus resultierende Erkenntnisse adäquat zu adressieren. Die Beschattung von Mitarbeitenden gehöre nicht zur Kultur der Bank, betonte das Institut. (awp/mc/pg)