Zürich – Der Kurs des Bitcoin steigt seit Jahresbeginn kontinuierlich an. Am Donnerstag kletterte die Kryptowährung auf den höchsten Stand seit dem vergangenen August. Seit den Tiefstständen Ende letzten Jahres ist die «Krypto-Leitwährung» damit um fast 60 Prozent gestiegen.
Während sich die Anleger an den Finanzmärkten noch Sorgen um die Inflation und höhere Zinsen machen, scheint der Optimismus an den Kryptowährungsmärkten definitiv zurückgekehrt. Und dies obwohl die US-Börsenaufsicht SEC im Verlauf der letzten Wochen einen deutlich schärferen Ton gegenüber der Kryptowelt angeschlagen hat.
Der Bitcoin profitierte am Donnerstag von der allgemein guten Stimmung an den Finanzmärkten und stieg über 25’000 US-Dollar. Am Nachmittag kletterte der Kurs der ältesten und bekanntesten Digitalwährung auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 25’248 Dollar – damit baute der Bitcoin die deutlichen Gewinne vom Mittwoch aus.
Im letzten Jahr war der Bitcoin im Zuge des Kollapses der Kryptobörse FTX zeitweise für unter 15’500 Dollar gehandelt worden. Und im Vergleich zu vor einem Jahr steht die bekannteste Kryptowährung immer noch rund 44 Prozent im Minus.
Regulierungsdruck steigt
Für Unsicherheit im Kryptomarkt sorgten noch zuletzt regulatorische Schritte der US-Börsenaufsicht SEC. Angesichts der aus den USA drohenden Regulierungsverschärfung sei ein neuer «Bull-Run», wie Kursexplosionen genannt werden, daher wohl nicht sehr wahrscheinlich, meinen einige Marktbeobachter.
Diese betreffen zwar in geringerem Umfang den Bitcoin selbst, als vielmehr Stablecoins und Staking-Dienstleistungen. Gemeint sind damit an US-Dollar gebundene Blockchain-Devisen (Stablecoins) sowie die Hinterlegung von Kryptowerten zur Erzielung von Renditen (Staking).
SEC greift ein
Ende der vergangenen Woche wurde bekannt, dass sich die US-Kryptobörse Kraken dem Druck der SEC gebeugt hatte. Sie stellte das «Staking as a service»-Angebot nach dem Vorwurf gegen das amerikanische Wertpapiergesetz zu verstossen ein und zahlte eine Strafe von 30 Millionen Dollar.
In der laufenden Woche gab das SEC zudem eine Klage gegen den Stablecoin-Anbieter Paxos bekannt. Paxos bietet den an den US-Dollar gebundenen Stablecoin BUSD der Kryptobörse Binance an. Die SEC bezeichnete BUSD in der Anklageschrift als «nicht registriertes Wertpapier». «Der Krieg des SEC gegen die Kryptowelt hat begonnen», schrieb dazu der Marktanalyst Marcus Sotiriou vom Digital-Asset-Broker GlobalBlock.
Bringt Regulierung Sicherheit?
Alles in allem also schlechte Nachrichten für den in vielen Bereichen immer noch unregulierten Kryptosektor. Nach Ansicht einiger Marktbeobachter könnte eine schärfere Regulierung aber auch dazu führen, dass sich nach dem FTX-Debakel wieder vermehrt institutionelle Anleger im Kryptomarkt breit machen.
«Zwar sorgen die behördlichen Massnahmen weiterhin für Unbehagen», kommentierte der Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Aber die Erleichterung darüber, dass die Branche das Schlimmste hinter sich habe sei nicht nur bei Privatanlegern zu spüren.
«Die Massnahmen der SEC und anderer globaler Regulierungsbehörden sind keineswegs schlechte Nachrichten für Kryptowährungen», konstatiert dazu Tim Frost, CEO von Yield App, einer Plattform für digitale Vermögenswerte. Damit schaffe die Behörde auch «dringend benötigte Klarheit.»
Kryptowährungen mit Marktwert von 1,1 Billionen Dollar
Das insgesamt freundlichere Umfeld zeigt sich auch am Wert aller derzeit rund 22’500 Kryptowährungen. Laut dem Portal Coinmarketcap beträgt ihr Marktwert aktuell rund 1,1 Billionen Dollar. Zu Jahresbeginn waren es mit knapp 800 Milliarden Dollar noch deutlich weniger gewesen. Der Rekordwert vom November 2021 von fast drei Billionen Dollar liegt aber in weiter Ferne. Der Bitcoin ist mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent weiterhin die grösste Internetdevise, seine Dominanz ist aber rückläufig. (awp/mc/pg)