BlackRock Stock Market Monitor Q1 2024

BlackRock Stock Market Monitor Q1 2024
Helen Jewell, Chief Investment Officer, BlackRock Fundamental Equities, EMEA bei BlackRock. (Bild: BlackRock)

Helen Jewell – Chief Investment Officer, BlackRock Fundamental Equities, EMEA, skizziert vier Schwerpunktbereiche für die Aktienauswahl im Jahr 2024.

Im Jahr 2023 erzielten Aktien starke Renditen und konnten so die Sorgen über eine hartnäckige Inflation, hohe Zinssätze und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum in den Hintergrund treten lassen. Wir glauben, dass sich diese Dynamik auch 2024 fortsetzen kann. Stock-Pickern bietet sich dadurch die Möglichkeit, die richtigen Titel auszuwählen.

Zeit für Selektivität

Höhere Zinssätze stellen für einige Unternehmen eine Herausforderung dar, denn sie verstärken die Unterschiede bei der Ertragslage und vergrössern damit die Kluft zwischen den führenden Unternehmen und den Nachzüglern. Dieses Umfeld erfordert eine Aktienauswahl, die vier Schwerpunktbereiche berücksichtigt, um Renditen über dem Marktniveau zu erzielen.

  1. Auf Staatsgelder achten
    Staatliche Mittel haben dazu beigetragen, die Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik auf die Wirtschaft auszugleichen. Die weltweite Staatsverschuldung ist nach Angaben des IWF fast 10 % höher als vor der Pandemie. Diese Gelder werden in Projekte mit jahrzehntelanger Laufzeit wie die Dekarbonisierung und die Sicherheit der Lieferketten angelegt. Wir sind der Ansicht, dass diese Staatsausgaben dazu beitragen können, eine Reihe von Unternehmen in sämtlichen Sektoren und auch in Zeiten wirtschaftlicher Einbrüche ertragsstabil zu machen.

    Es gibt bereits Anzeichen für eine Streuung bei den Industriewerten zwischen Unternehmen, die Lösungen für die Energiewende anbieten – wie z. B. Stromnetz- und Rechenzentrumsinfrastruktur – und solchen, die enger an die aktuelle Wirtschaftsleistung gebunden sind. Bestimmte Aktien von Halbleiterunternehmen sind aufgrund der zyklischen Nachfrageprobleme zu attraktiven Bewertungen erhältlich. Wir sehen auch Chancen bei Unternehmen, die Metalle liefern, welche für die Elektrifizierung und Dekarbonisierung wichtig sind.

    Diese Staatsausgaben sind jedoch mit Risiken verbunden. Wenn Regierungen weiterhin Mittel sprudeln lassen, könnte der Inflationsdruck wieder aufleben – was zu einer potenziell unruhigen Entwicklung bei Aktien führen könnte.
  2. Rasanter Wandel und Innovation
    Die hohen Renditen am Aktienmarkt im Jahr 2023 wurden auch durch den Aufstieg von künstlicher Intelligenz (KI) begünstigt. Wir glauben, dass eine neue Ära der Informationstechnologie die Unternehmensgewinne in den kommenden Jahren antreiben kann.

    Viele der grossen US-Tech-Unternehmen haben stark in KI investiert und befinden sich in einer guten Position, um von dieser Entwicklung zu profitieren. Wir sind auch bemüht, einige der bisher unterschätzten Unternehmen mit günstigeren Bewertungen zu finden. Dabei kann es sich um Halbleiterunternehmen handeln, die den für die KI dringend benötigten Speicher bereitstellen, oder um Unternehmen, die KI nutzen, um den Wert ihrer eigenen Daten zu erschliessen. Auf der anderen Seite gibt es auch Branchen, in denen KI die Geschäftsmodelle in Frage stellen kann. Eine weitere Innovation, die sich im Jahr 2023 auf die Märkte auswirkte, war die Anpassung von Diabetes-Medikamenten zur Behandlung von Adipositas.
  3. Qualität und Rentabilität
    Viele der Unternehmen, die von diesen Trends profitieren werden, haben das Merkmal «Qualität» gemeinsam. Qualitätsunternehmen verfügen über die nötige Widerstandsfähigkeit, wirtschaftliche Krisenzeiten zu überstehen. Sie sind in der Lage, auch in einem schwachen konjunkturellen Umfeld zu wachsen. Ausserdem weisen sie einen geringen Verschuldungsgrad auf, generieren einen starken freien Cashflow und sind in der Lage, liquide Mittel an die Aktionäre zurückzugeben.
    Qualität ist in allen Sektoren zu finden. In Europa gibt es einige führende Industrieunternehmen, die sich auf die globale Energiewende ausgerichtet haben, was ihnen einen Qualitätsvorteil verschafft. Qualität ist auch bei einigen europäischen Banken zu finden, die von hohen Zinsen profitieren, wenn sie in den kommenden Jahren Aktien im Wert von Milliarden von Euro zurückkaufen wollen. Wir konzentrieren uns auf Bereiche, in denen Qualitätsunternehmen auch ohne das Premium-Preisschild erhältlich sind.

    Die Grafik 1 zeigt, dass sich Qualitätsunternehmen in den letzten Quartalen besser entwickelt, haben als der Gesamtmarkt, was zu überhöhten Bewertungen geführt hat.
  4. Bewertungen – nicht zwangsläufig “wertvoll”
    Wir glauben, dass es möglich ist, Unternehmen, die in die drei oben genannten Bereiche passen, zu attraktiven Bewertungen zu finden. Qualitätsunternehmen könnten „günstig» sein, wenn ihre Bewertungen die Befürchtung eines zyklischen Wirtschaftsabschwungs widerspiegeln. Dies ist beispielsweise der Fall bei bestimmten Halbleiterunternehmen, die sowohl beim Aufstieg der KI als auch bei der Energiewende eine entscheidende Rolle spielen. Auch entlang der Lieferkette für erneuerbare Energien sehen wir jetzt attraktive Bewertungen, da die Dekarbonisierung und die Energiesicherheit nach wie vor starke Ertragstreiber sind. Qualitätsunternehmen können auch deshalb günstig sein, weil sie in Kategorien oder Regionen angesiedelt sind, die derzeit unbeliebt sind. Die Bewertungskluft zwischen Europa und den USA ist nach wie vor grösser als im historischen Durchschnitt (Grafik 2). Dies hat zur Folge, dass wir in Europa Unternehmen sehen – zum Beispiel im Gesundheitswesen oder im Energiesektor -, die ähnliche oder bessere Fundamentaldaten haben als teurere US-Konkurrenten.

(BlackRock/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar