Liestal – Das Angebot an Digitalbanken in der Schweiz nimmt weiter zu. Nun kündigt die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) den Start einer schweizweit tätigen «digitalen und nachhaltigen Finanzdienstleisterin» auf das erste Halbjahr 2022 an. Sie will dabei auch weitere Partner aus der Branche an Bord holen.
Die neue BLKB-Digitaltochter werde organisatorisch und operativ aber auch bezüglich Markenauftritt und Sitz eine von der Kantonalbank unabhängige Einheit sein, teilte die BLKB am Freitag mit. Sie werde auch von der Staatsgarantie des Kantons Basel-Landschaft losgelöst sein.
Kein Gratiskonto
Noch eher vage blieben derweil die Angaben der BLKB-Verantwortlichen dazu, welche Dienstleistungen die Digitaltochter ihren Kunden genau anbieten möchte. Der Hauptfokus dürfte auf Anlagelösungen für «Mittelstandskunden» liegen, dies mit einem «konsequenten Nachhaltigkeitsansatz». «Die Hauptaktivität wird im Kommissionsgeschäft sein», sagte Bankratspräsident Thomas Schneider an einer Online-Medienkonferenz.
Die neue Gesellschaft will ihren Kunden aber auch ein Konto und weitere Finanzdienstleistungen anbieten, wie BLKB-CEO John Häfelfinger ergänzte. Allerdings gehe es nicht um ein «Gratiskonto», um möglichst viele Kunden anzulocken. «Unser Angebot ist klar anders, als das der Konkurrenz», versprach der CEO.
Gespräch mit Finma
Offen ist zudem noch, ob die Digitaltochter als eine Bank betrieben wird. Die BLKB werde nun mit der Finanzmarktaufsicht (Finma) klären, welche Bewilligung notwendig sei, sagte Bankratspräsident Schneider. Eine Finma-Lizenz zu erhalten dürfte laut Schneider neun bis zwölf Monate in Anspruch nehmen.
Auch über die Höhe der Investitionen in die neue Tochter machten die BLKB-Verantwortlichen keine konkreten Angaben. Diese seien aber ein Teil der bei der BLKB für Digitalisierungsprojekte gesprochenen Summen. Die Investitionen würden das Risiko der Kantonalbank nicht verändern, betonte der Bankratspräsident.
Die Kantonalbank will für das Unternehmen auch weitere Vertriebs- wie auch Beteiligungspartner an Bord holen. Entsprechende Gespräche würden derzeit geführt – unter anderem auch mit weiteren Kantonalbanken und mit anderen Finanzinstituten, bestätigte Häfelfinger. Die BLKB werde aber eine klare Mehrheitsbeteiligung haben.
Personalrochade
Verwaltungsratspräsident der Digitaltochter soll BLKB-Bankrat Marco Primavesi werden, weiterer designierter Verwaltungsrat ist Stefan Mühlemann, Gründer des Fintech-Unternehmens Loanboox. Ebenfalls Verwaltungsrat wird BLKB-Finanzchef und stellvertretender CEO Herbert Kumbartzki, der die Finanz- und Risikosteuerung der neuen Gesellschaft aufbauen wird. Er tritt deshalb per 31. Juli aus der BLKB-Geschäftsleitung aus.
Nachfolger von Kumbartzki als BLKB-Finanzchef wird per 1. August 2021 Luca Pertoldi. Der 49-jährige leitet derzeit den Bereich «Vertrieb kommerzielle Kunden» bei der Basler Kantonalbank (BKB) und ist Mitglied der BKB-Konzernleitung. Das Amt des stellvertretenden CEO bei der BLKB wird Beat Röthlisberger, Geschäftsbereichsleiter Unternehmenskundenberatung übernehmen.
Mehrere Digitalbanken am Start
Am Schweizer Markt sind in den letzten Monaten mehrere Digitalbank-Lösungen lanciert worden. So ist die Credit Suisse Ende Oktober mit ihrer «Handy-Bank» unter dem Namen «CSX» gestartet. Die Postfinance hat eine eigene Digitalbank für das kommende Jahr angekündigt. Auf eine «digitale Nische» setzt etwa die ZKB mit ihrer im Frühling gestarteten Digital-App «frankly» für die private Altersvorsorge.
Schon etwas länger am Markt sind derweil die BKB-Tochter Cler mit ihrem Smartphone-Angebot «Zak» sowie die Smartphone-Bank «Neon», die mit der Hypothekarbank Lenzburg zusammenarbeitet. (awp/mc/pg)