BNP Paribas kann sich von schwachem Branchentrend abkoppeln
Jean-Laurent Bonnafé, CEO BNP Paribas.
Paris – Die französische Grossbank BNP Paribas hat im ersten Quartal dank der Erholung der heimischen Wirtschaft überraschend mehr verdient. Der Überschuss sei um rund 10 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Deutsche-Bank-Konkurrent am Dienstag in Paris mit. Experten hatten mit einem Gewinnrückgang gerechnet. Mit dem Gewinnanstieg können sich die Franzosen von den schwachen Zahlen der meisten Konkurrenten abkoppeln.
Die Mehrheit der grossen Finanzinstitute Europas verdiente im ersten Quartal weniger als vor einem Jahr – so berichteten am Dienstag die Commerzbank , die HSBC und die UBS über zum Teil deutliche niedrigere Gewinne und Erträge. Der BNP Paribas gelang es dank ihrer breiten Aufstellung und eines soliden Geschäfts im Inland den Rückgang der Erträge auf 10,8 Milliarden Euro im Zaum halten. Zudem sank die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle deutlich.
Ein Teil des Gewinnanstiegs geht aber auch auf einen bilanziellen Sondereffekt infolge der Neubewertung eigener Anleihen zurück. Dabei profitieren die Banken paradoxerweise von der angespannten Lage an den Finanzmärkten und der Bewertung ihrer Anleihen. Da der Kurs dieser Papiere in den ersten Monaten gesunken ist, könnten die Institute diese theoretisch billiger zurückkaufen und können daher nach neuen Bilanzregeln einen Gewinn dafür verbuchen. An der Börse kamen die Zahlen trotz des rein rechnerischen Effekts sehr gut an.
Aktie legt deutlich zu
Die Aktie legte am Vormittag rund zwei Prozent zu und war damit der einzige Gewinner im Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50 und unter den europäischen Grossbanken. Die BNP-Anteile gehörten in den vergangenen zwölf Monaten ohnehin zu den besten Banktiteln. Mit einem Abschlag von 17 Prozent ist die BNP-Aktie noch eine der besten Werte im Bankenindex.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 57 Milliarden Euro gehört das Institut zu den wertvollsten Geldhäusern Europas. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank ist an der Börse lediglich 22 Milliarden Euro wert, obwohl sie gemessen an Bilanzsumme und Erträgen fast so gross wie die BNP Paribas ist. Allerdings kam die grösste deutsche Bank wegen der Aufarbeitung ihrer Skandale im ersten Quartal gerade mal auf rund ein Achtel des BNP-Gewinns.
Experten lobten die Zahlen der Franzosen vor allem angesichts des derzeit schwachen Umfelds für die Finanzindustrie. Gerade das Geschäft mit Privatkunden, zu dem in Deutschland auch die Onlinebank Consors gehört, habe besser abgeschnitten als zu erwarten war. Zudem sei die stark gesunkene Vorsorge für Kreditausfälle positiv. Hier habe vor allem das Geschäft in Italien überrascht. Das gebe Hoffnung, dass die Risiken im Griff sind.
Bank-Chef Jean-Laurent Bonnafe zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis und sieht den vor einiger Zeit eingeleiteten Konzernumbau auf gutem Weg. Die Bank will wie die meisten Konkurrenten vor allem das Investmentbanking neu ausrichten und dabei mehr Erträge mit weniger Kapitaleinsatz und geringeren Kosten erzielen. Zudem sei die für die Branche derzeit besonders wichtige Kapitalausstattung felsenfest. (awp/mc/upd/ps)