Paris – Mehr Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren hat der französischen Grossbank BNP Paribas im Sommer ein überraschendes Gewinnplus beschert. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im dritten Quartal 1,89 Milliarden Euro und damit gut drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie es am Freitag in Paris mitteilte. Dabei kamen BNP die Turbulenzen nach dem Brexit-Votum zugute. Die Unsicherheit um den EU-Austritt Grossbritanniens und die künftige Politik wichtiger Notenbanken hatte den Anleihehandel angetrieben und auch Instituten wie der Deutschen Bank und Barclays zusätzliches Geschäft beschert.
An der Börse wurden die Nachrichten unentschieden aufgenommen. Der Kurs der BNP-Aktie pendelte am Morgen in Paris zwischen der Verlust- und der Gewinnzone. Zuletzt lag er mit etwa einem halben Prozent im Minus. Analyst Alex Koagne von der Bank Natixis sprach von guten Quartalszahlen. Im Schnitt hatten Experten mit einem Gewinnrückgang gerechnet.
Die Führungsspitze um BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafe bekräftigte angesichts der Ergebnisse ihr Ziel, in diesem Jahr eine Eigenkapitalrendite von mindestens 10 Prozent zu erzielen. Dabei will die Grossbank den Rekord-Niedrigzinsen und den schärferen Kapitalauflagen trotzen. Das Zinstief drückt bei Banken in ganz Europa auf die Erträge. Da die Banken zusätzlich auch noch mehr Eigenkapital vorhalten müssen, um für schwere Krisen gewappnet zu sein, wird es für sie immer schwieriger, auf dieses Kapital eine hohe Rendite zu erwirtschaften.
Rendite leicht unter eigenen Erwartungen
In den ersten neun Monaten erzielte BNP eine Eigenkapitalrendite von 9,8 Prozent – und damit etwas weniger als für das Gesamtjahr angepeilt. Die Erträge stiegen um 2,4 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro und übertrafen damit die Erwartungen der Analysten. Während die Erträge bei Geschäftskunden und im Investmentbanking zusammen um 13 Prozent anzogen, blieben sie im Privatkundengeschäft in den wichtigsten europäischen Märkten nahezu unverändert.
Belastet wurde das Quartalsergebnis im Sommer von Sonderkosten in Höhe von 455 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon entfiel auf die Umstrukturierung der Sparte für Geschäftskunden und Investmentbanking.
An der Börse läuft es für BNP in diesem Jahr deutlich besser als für andere Grossbanken in Europa. Während die Institute aus dem Bloomberg-Index für Banken und Finanzdienstleister seit Jahresbeginn im Schnitt 16 Prozent an Wert verloren haben, liegt die BNP-Aktie mit zwei Prozent im Plus. Zum Vergleich: Die von Rechtsstreitigkeiten gebeutelte Deutsche Bank war an der Börse zuletzt 41 Prozent weniger wert als noch zum Jahreswechsel. (awp/mc/upd/ps)