Baudouin Prot, CEO BNP Parisbas.
Paris – Die französische Grossbank BNP Paribas hat im zweiten Quartal mit einem starken Ergebnis im Privatkundengeschäft Belastungen aus der Griechenland-Krise wettgemacht. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro, wie das Institut am Dienstag in Paris mitteilte. Damit übertraf es die Erwartungen von Analysten leicht.
In allen operativen Sparten gab es zumindest leichte Verbesserungen. Am besten schlug sich das Privatkundengeschäft – der Vorsteuergewinn der Sparte legte um 27 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro zu. Für das Gesamtjahr gab sich Vorstandschef Baudouin Prot zuversichtlich, die Rendite des Konzerns über die 12,3 Prozent von 2010 zu heben.
Griechische Staatsanleihen über 534 Mio. Euro abgeschrieben
Das Institut kündigte an, sich am Rettungspaket für Griechenland zu beteiligen. Deshalb schrieb es auf seine griechischen Staatsanleihen 534 Millionen Euro ab. Das trieb die Kosten für die Risikovorsorge um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,35 Milliarden Euro nach oben. Ohne den Griechenland-Effekt wären die Rückstellungen für faule Kredite erneut gesunken. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Das im EuroStoxx 50 notierte Papier gab in der ersten halben Handelsstunde um mehr als zwei Prozent nach und fiel auf den tiefsten Stand 2010.
Griechenland-Hilfe belastet Banken
BNP Paribas gilt als eine der am stärksten in Griechenland engagierten Banken. Die nun vorgenommenen Abschreibungen entsprechen 21 Prozent des Wertes der bis Ende 2020 auslaufenden Anleihen und waren damit exakt so hoch, wie es der wie vom europäischen Bankenverband IIF zuvor berechnet hatte. Bei BNP kommen weitere 26 Millionen Euro Belastungen für die Griechenland-Hilfe aus ihren Beteiligungen an Versicherungen hinzu. Die europäische Finanzbranche will im ersten Schritt rund 50 Milliarden Euro zur Griechenland-Rettung beitragen, in dem sie griechische Staatsanleihen in neue Papiere mit längeren Laufzeiten tauscht und dafür Abschläge in Kauf nimmt.
Die Deutsche Bank hatte in ihren Quartalszahlen vor einer Woche noch keine genauen Angaben gemacht, mit welchen Auswirkungen des Rettungspakets sie rechnet. Der deutsche Branchenprimus hatte vorsorglich bereits 155 Millionen Euro abgeschrieben und sein Griechenland-Risiko auf knapp 1,2 Milliarden Euro heruntergefahren. Experten zufolge könnte die Deutsche Bank durch ihre Beteiligung am Rettungspaket nun den Wert dieser Bestände sogar wieder nach oben korrigieren.
Investmentbanking: Besser als UBS oder CS
Im zweiten Quartal bekam auch BNP die Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten angesichts der Schuldenkrise in Europa zu spüren. Das Investmentbanking lief deutlich schlechter als im ersten Quartal, weil vielen Anlegern die Lust am Investieren verging. Allerdings schlugen sich die Franzosen im Gegensatz etwa zu den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse , die herbe Rückgänge hinnehmen mussten, gut und konnten den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr wie auch die Deutsche Bank steigern – um 2,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. «Das Umfeld bleibt herausfordernd», sagte Vorstandschef Baudouin Prot. Anders als viele Konkurrenten plane er aber keinen grossen Stellenabbau.
Privatkundengeschäft immer stärker
Immer stärker wird das Privatkundengeschäft. Allein in Frankreich legte der Gewinn um 13 Prozent zu. Aber auch in den anderen Regionen gab es kräftige Zuwäche. BNP ist neben dem Heimatmarkt vor allem in Belgien, Luxemburg und Italien stark vertreten. Die Bank setzt zudem auf stark wachsende Länder wie die Türkei und Polen. In den USA gehört ihr die Bankenkette BancWest. BNP Paribas gilt als eine der grossen Gewinner der Finanzkrise. Schnell hatte die Bank über Kapitalerhöhungen Staatshilfen zurückzahlen können und baute zudem durch die Übernahme von Teilen des Finanzkonzerns Fortis und der Banque Generale du Luxembourg (BGL) ihr Geschäft aus. Die Neuerwerbungen hätten allesamt ihre Ergebnisse verbessert, hiess es. (awp/mc/pg)