BNP Paribas von Griechenlandkrise getroffen
BNP-Chef Baudouin Prot.
Paris – Die Schuldenkrise in der Euro-Zone setzt der französischen Grossbank BNP Paribas schwer zu. Im dritten Quartal brach der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr um 72 Prozent auf 541 Millionen Euro ein, wie das Institut am Donnerstag in Paris mitteilte. Auf sein Engagement in griechischen Staatsanleihen schrieb es 2,26 Milliarden Euro ab. Zudem trennte sich die Bank von Papieren anderer Krisenländer und nahm dafür weitere Verluste in Kauf.
Zu schaffen machte BNP Paribas wie den meisten Konkurrenten auch ein schwaches Investmentbanking. Als Reaktion kündigten die Franzosen Stellenstreichungen an. Die Börse reagierte zunächst enttäuscht. Der Gewinnrückgang war viel stärker als zuvor von Analysten erwartet. Als am Vormittag Gerüchte über einen Rücktritt des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou umgingen, drehte die Aktie aber wie der gesamte Sektor deutlich ins Plus.
Griechenland belastet mit 2,7 Mrd Euro
Sämtliche griechischen Anleihen stehen bei BNP nun noch mit 1,6 Milliarden Euro in den Büchern, das sind noch 40 Prozent des Nominalwerts. Mit der Abschreibung von 60 Prozent des Wertes geht die Bank über den von der Politik verhandelten freiwilligen Schuldenschnitt von 50 Prozent hinaus. Die Gesamtbelastungen aus der Griechenland-Rettung summieren sich damit für BNP nun auf rund 2,7 Milliarden Euro. Bereits im zweiten Quartal hatte die Bank 534 Millionen Euro auf Griechenland abgeschrieben. Grundlage war der damals anvisierte Schuldenschnitt von 21 Prozent, der zudem nur die bis 2020 laufenden Anleihen umfassen sollte.
Risiken in Schulden-Staaten drastisch reduziert
Radikal baute die Bank in den vergangenen Monaten ihr Risiko in den anderen Krisenstaaten der Euro-Zone ab. Vor allem von italienischen Staatsanleihen trennte sie sich. Sie standen Ende Oktober noch mit 12,2 Milliarden Euro im Bankbuch, Ende Juni waren es noch gut 8,3 Milliarden Euro mehr. Das Engagement in Spanien ging um 2,3 Milliarden auf nur noch 500 Millionen zurück. Für die Verkäufe der Staatsanleihen nahm BNP – einen Verlust von 450 Millionen Euro in Kauf. Bislang galt BNP als eine der Banken mit dem höchsten Risiko in den europäischen Schuldenstaaten und wurde dafür an den Finanzmärkten misstrauisch beäugt. Geldmarktfonds zögerten zunehmend, der Bank US-Dollar zu leihen. Die Aktie von BNP verlor in diesem Jahr bereits fast 40 Prozent an Wert, die des Konkurrenten Societe Generale sogar mehr als die Hälfte.
Höhere Kapitalanforderungen aus eigener Kraft schaffen
Trotz der Probleme bekräftigte das BNP-Management, die von der Politik verlangten härteren Kapitalanforderungen aus eigener Kraft – also ohne Kapitalerhöhung oder gar Staatshilfe – zu schaffen. Nach Berechnungen der europäischen Bankenaufsicht EBA muss die Bank ihren Kapitalpuffer um 2,1 Milliarden Euro verbessern. Schaffen will BNP das, indem sie ihre Bilanz aufräumt und das mit hohem Risiko behaftete Geschäft um 80 Milliarden US-Dollar eindampft. Davon hat die Bank inzwischen 42 Milliarden Dollar geschafft.
Buchungstrick
Auch die Neubewertung der eigenen Schulden konnte BNP im dritten Quartal kaum raussreissen. Der Sondereffekt liess das Vorsteuerergebnis aber zumindest um 786 Millionen Euro besser aussehen. Bei dem Buchungstrick machen sich die Banken ihre eigentlich schlechtere Lage zu Nutze. Die Institute müssen nämlich für aufgenommenes Geld inzwischen höhere Risikoaufschläge bezahlen als noch vor einigen Monaten. Die schon länger bestehenden Kredite aber könnten sie nun theoretisch günstiger aus dem Markt zurückkaufen. Mit diesem Effekte rechneten sich viele Banken in den USA zu einem kräftigen Quartalsgewinn.
Prot will Stellen streichen
Auf ihre Beteiligung am französischen Versicherer Axa schrieb BNP 299 Millionen Euro ab. Der Gewinn im Investmentbanking brach wegen der Verunsicherung der Anleger angesichts der Schuldenkrise um fast die Hälfte ein. Dagegen erwies sich das Privatkundegeschäft wie bei der Deutschen Bank als die erhoffte Stütze. Der Vorsteuergewinn legte um rund ein Viertel zu. Die schwierige Lage der Bank trifft nun auch die Mitarbeiter. Vorstandschef Baudouin Prot kündigte am Donnerstag den Abbau von «mehreren hundert Stellen» an. Konkret wolle er sich am 15. November dazu äussern. Betroffen sei vor allem das Geschäft im zuletzt schwachen Investmentbanking, sowohl in Frankreich als auch im Ausland. Viele Konkurrenten haben bereits umfangreiche Sparprogramme aufgelegt. (awp/mc/upd/ps)