US-Justiz nimmt Grossbanken in die Mangel

US-Justiz nimmt Grossbanken in die Mangel

Soll laut Medienberichten über die Klinge springen müssen: BNP-Vorstand Georges Chodron de Courcel.

New York – Die nächste Grossbank könnte mit einem kostspieligen Vergleich einen Schlussstrich unter die Fehler der Finanzkrise ziehen. Nach Zeitungsinformationen verhandelt die Bank of America mit dem US-Justizministerium über die Zahlung von mindestens zwölf Milliarden US-Dollar, um Vorwürfe aus der Welt zu räumen, sie habe Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren hinters Licht geführt.

Mit fünf Milliarden Dollar aus dem Vergleich könnte in Not geratenen Hausbesitzern geholfen werden, berichteten das «Wall Street Journal» und die «Financial Times» in der Nacht zu Freitag. Dies könne etwa durch die Reduzierung ausstehender Hauskredite geschehen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Gleichzeitig schwelt der Streit zwischen der US-Justiz und der französischen Grossbank BNP Paribas weiter. Das Geldhaus steht im Verdacht, bei Geschäften mit Staaten wie Iran, Kuba und dem Sudan jahrelang gegen US-Sanktionen verstossen zu haben. Dies könnte laut US-Medienberichten nicht nur in einer Strafe von zehn Milliarden Dollar münden, sondern auch einen Top-Manager seinen Job kosten.

BNP-Vorstand Chodron de Courcel soll über die Klinge springen
Das Institut soll bereit sein, sich von dem langjährigen Vorstand Georges Chodron de Courcel zu trennen, um die US-Justiz zu besänftigen, wie «New York Times» und «Financial Times» übereinstimmend am Freitag schrieben. Er ist unter anderem für das Firmenkundengeschäft zuständig und hätte laut «New York Times» möglicherweise einige der verdächtigen Transaktionen verhindern können. BNP wollte sich zunächst nicht äussern.

Justiz und Finanzaufseher in den USA fahren seit den Erfahrungen der Finanzkrise 2008/2009 einen harten Kurs gegen die Banken. Milliardenstrafen sind an der Tagesordnung, persönliche Konsequenzen für einzelne Banker indes weiterhin die Ausnahme.

Frankreichs Regierung will die Strafe für BNP nicht einfach hinnehmen und droht mit negativen Auswirkungen auf die Freihandelsgespräche der EU mit den USA. Denn offenbar kollidierten die meisten der verdächtigen Geschäfte, die in der Regel von Paris und Genf aus gesteuert wurden, nicht mit französischem oder europäischem Recht. Dennoch sehen die USA eine Handhabe, da die Transaktionen in US-Dollar abgewickelt wurden. Der französische Aussenminister Laurent Fabius nannte die kolportierte Strafe von 10 Milliarden Dollar im französischen Rundfunksender RTL «nicht angemessen».

JPMorgan mit 13 Mrd zur Kasse gebeten
Die höchsten Summen wegen Verfehlungen mussten aber bislang die US-Banken wegen umstrittener Hypotheken-Deals zahlen. So einigte sich Branchenprimus JPMorgan Chase im November mit dem Justizministerium auf die Zahlung von 13 Milliarden Dollar. Die Bank of America selbst hatte sich nach langem Ringen im März dazu bereiterklärt, die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac mit 9,5 Milliarden Dollar zu entschädigen.

Bei der Bank of America summierten sich Strafen und Vergleiche wegen Hypotheken-Geschichten seit 2009 auf mehr als 25 Milliarden Dollar, errechnete die «FT». Die Bank hatte sich das Gros der Probleme durch den Kauf der Investmentbank Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide eingefangen. (awp/mc/upd/ps

 

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