Börsengänge Q1: Grossandrang in Europa und Rekord in der Schweiz

Börsengänge Q1: Grossandrang in Europa und Rekord in der Schweiz
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«Mit dem Erstarken des Frankens haben die Risiken für IPOs klar zugenommen.» (Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)

Zürich – Börsengänge haben an Attraktivität verloren: Ihre Zahl ging gemäss einer aktuellen Erhebung von EY im ersten Quartal 2015 weltweit zurück. Vor allem der US-Markt schwächelte: Volumen und Anzahl halbierten sich gegenüber dem Vorjahresquartal. Europas Börsen erwiesen sich hingegen als sehr attraktiv. Und der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete den zweitgrössten Börsengang weltweit: Der Telekomanbieter Sunrise nahm rund 2,46 Milliarden US-Dollar auf. Das ist mehr als bei allen Schweizer Börsengängen im ganzen Jahr 2014.

Weltweit ging die Zahl der IPOs (Initial Public Offerings, Börsengänge) im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um vier Prozent von 262 auf 252 zurück. Das Emissionsvolumen sank von 47,2 auf 38,2 Milliarden US-Dollar – ein Rückgang um 19 Prozent, wie den Ergebnissen des aktuellen weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young AG) entnommen werden kann.

«Der weltweite IPO Markt hat sich nach einem starken Jahresendspurt in den ersten Monaten des neuen Jahres erwartungsgemäss etwas abgekühlt. Vor allem in den USA ist ein klarer Dämpfer zu verzeichnen», kommentiert Roger Müller, Partner und IPO Leader bei EY Schweiz. In den USA werde die lange erwartete Zinswende auch in den kommenden Monaten voraussichtlich das Klima für Börsengänge leicht belasten, andererseits entwickle sich die US-Konjunktur derzeit sehr gut und es stünden viele Kandidaten bereit.

Europa mit starker Dynamik
Der Euroraum profitierte im ersten Quartal von einer anziehenden Konjunktur und dem niedrigen Eurokurs. Die schwache Währung macht Europa als Investitionsziel gerade für angelsächsische Investoren attraktiver – zudem ist der Nachholbedarf hier besonders gross: «Der europäische IPO-Markt hat lange unter der Schulden- und Konjunkturkrise in Europa gelitten. Viele Unternehmen warteten auf eine günstige Gelegenheit für den Gang aufs Parkett», so Müller. Die Rahmenbedingungen für Börsengänge seien gerade in Europa derzeit gut. «Europa ist aktuell die weltweit dynamischste Region für IPOs.»

Beim Emissionsvolumen lag die EMEIA-Region (Europe, Middle East, India and Africa) mit 16,3 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal weltweit an der Spitze, gefolgt von Asien mit 15,9 und den USA mit 5,6 Milliarden US-Dollar. Während die Emissionsvolumina in den USA (-53 Prozent) und Asien (-12 Prozent) rückläufig waren, ging es in EMEIA um 9 Prozent aufwärts. «Im ersten Quartal 2015 hat der US-Markt eine Pause eingelegt, um sich nach dem erfolgreichsten Jahr seit 2000 etwas zu erholen. Wir sehen aber klare Zeichen eines erneuten Erstarkens der IPO-Aktivitäten», sagt Müller.

Frankreich und Spanien im Aufwind
Innerhalb Europas ging es vor allem in Frankreich aufwärts: Insgesamt gingen im ersten Quartal neun Unternehmen in Frankreich an die Börse (Vorjahr: vier) und erlösten dabei 1,1 Milliarden US-Dollar (Vorjahr: 990 Millionen). Der grösste Börsengang Europas und weltweit fand in Spanien statt: Die Privatisierung des Madrider Flughafenbetreibers Aena brachte insgesamt 4,8 Milliarden US-Dollar ein.

Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen lagen im ersten Quartal die beiden chinesischen Börsen in Shanghai und Shenzhen mit jeweils 35 weltweit an der Spitze, gefolgt von der NASDAQ mit 25 IPOs. Das höchste Emissionsvolumen konnte ebenfalls die Shanghai SSE mit 5,4 Milliarden US-Dollar verbuchen, dicht gefolgt von der Bolsa de Madrid, wo zwei Börsengänge 5,3 Milliarden US-Dollar einbrachten. Bei der Zahl der Börsengänge liegt innerhalb Europas London weiter deutlich vorn: Dort wagten 17 Unternehmen den Sprung aufs Parkett (Vorjahresquartal 27), die insgesamt 3,4 Milliarden US-Dollar (Vorjahresquartal: 7,1 Milliarden) erlösten.

Schweiz: Grösster Börsengang seit zehn Jahren
Im ersten Quartal 2015 ging mit dem Telekomunternehmen Sunrise nur ein Unternehmen neu an die Schweizer Börse. Das Emissionsvolumen lag allerdings mit 2,46 Milliarden US-Dollar weit höher als das Volumen aller sechs Börsengänge des gesamten letzten Jahres (1,68 Milliarden). Der Aktienkurs von Sunrise hat sich zudem seit dem IPO vom 5. Februar sehr positiv entwickelt und rund 17 Prozent zugelegt.

«Mit dem Erstarken des Frankens haben die Risiken für IPOs klar zugenommen», sagt Roger Müller. Vielen Firmen seien aber nach wie vor fit genug, um sich den gestiegenen Herausforderung eines Börsenganges zu stellen. «Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses haben sich die allgemeine Wirtschaftslage und vor allem die Aussichten für das laufende und das kommende Jahr eingetrübt.» Müller rechnet daher für 2015 mit eher weniger Börsengängen als im Rekordjahr 2014. Aus der exportorientierten Industrie erwartet Müller kaum IPOs, mit Kandidaten aus dem Life-Science-Umfeld sei eher zu rechnen.

Als generell positiv für mögliche IPOs wertet Müller das zurzeit hohe Handelsvolumen an der Schweizer Börse. Zudem hätten sich seit dem Entscheid der Nationalbank von Mitte Januar die Kurse rasch wieder erholt. Auch die von der Europäischen Zentralbank beschlossenen Lockerungsmassnahmen (Quantitative Easing) trügen dazu bei, dass Aktien als Investitionsvehikel weiter an Attraktivität gewinnen. (EY Schweiz/mc/ps)

Über die Studie
Die dieser Medienmitteilung zugrunde liegende Analyse umfasst alle bis zum 17. März 2015 erfolgten Börsengänge sowie IPOs, die nach Ansicht von EY bis zum Monatsende noch durchgeführt werden. Die Daten stammen von Dealogic. Mehr Informationen zu den Aktivitäten von EY rund um Börsengänge finden Sie hier: www.ey.com/ipocenter.

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