Zürich – Bei der Börsenbetreiberin SIX hat das Börsengeschäft nach dem Verkauf des Kartengeschäfts an Gewicht zugelegt: Mittlerweile macht das Wertschriftengeschäft in etwa die Hälfte des Umsatzes und des Gewinns aus. Dazu hat auch indirekt der Streit mit der EU beigetragen.
Insgesamt hat sich der Gruppenumsatz – nach dem Verkauf des Payment-Geschäfts an die französische Worldline im November 2018 – in etwa halbiert. Der Betriebsertrag der SIX erreichte im vergangenen Jahr 1,13 Milliarden Franken nach 1,94 Milliarden Franken im Vorjahr.
Im verbliebenen Geschäft konnte die SIX allerdings wachsen: Denn ohne den Kartenbereich wären es 2018 lediglich 1,12 Milliarden Umsatz gewesen. Daraus ergebe sich für 2019 ein Plus von 1,2 Prozent, teilte die Gruppe am Dienstag mit.
Investitionen in die Zukunft
Auf der Gegenseite legten die Betriebskosten ebenfalls leicht zu (+0,5%). Von regulatorisch bedingten erheblichen Aufwänden ist die Rede sowie von substanziellen Investitionen im Rahmen der 2018 eingeleiteten Neuausrichtung des Unternehmens. Unter anderem wurde in die Innovationssparte und in die Division für Bankendienstleistungen Geld gesteckt. Ein weiteres grosses Projekt ist die geplante digitale Börse, die SIX Digital Exchange (SDX).
Das Betriebsergebnis EBITDA stieg im weitergeführten Geschäft damit um 4,4 Prozent auf 213,5 Millionen Franken. Der EBIT legte gar um fast ein Viertel auf 168,0 Millionen zu. Denn die SIX profitierte indirekt vom weiter wachsenden Kartengeschäft – über die Beteiligung an Worldline von rund 27 Prozent. Der Anteil am Ergebnis von assoziierten Unternehmen lag bei knapp 70 Millionen Franken nach einem Fehlbetrag im Vorjahr.
Für Grossbanken springt viel weniger heraus
Unter dem Strich verdiente die SIX 120,5 Millionen Franken. Das ist ein Bruchteil des Riesengewinns 2018, als der Verkauf des Kartengeschäfts ihr ein Plus von knapp 3 Milliarden Franken bescherte. Im Vergleich zum verbliebenen Geschäft stieg das Ergebnis jedoch um 27 Prozent an, wie es hiess.
Sowohl Umsatz als auch Reingewinn seien «die neue Normalität», sagte Finanzchef Daniel Schmucki zur Nachrichtenagentur AWP. Damit erhalten auch die Aktionäre deutlich weniger Gewinnbeteiligung nach dem Geldregen im Vorjahr. Die ordentliche Dividende sinkt um 20 Rappen auf 3,90 Franken je Aktie. Noch wichtiger: Im Vorjahr hatte es für das Geschäftsjahr 2018 zudem noch zusätzlich 17,30 Franken Sonderdividende gegeben.
Die SIX gehört rund 120 Finanzinstituten, die auch Hauptnutzer der Dienstleistungen sind. Die Grossbanken UBS und Credit Suisse kommen gemeinsam auf einen Anteil von gut 32 Prozent.
Streit mit EU begünstigt Börsenergebnis
Mit 506,3 Millionen Franken trug die Geschäftseinheit «Securities & Exchanges» (Börse und Wertschriftenabwicklung) auch 2019 den grössten Teil zum Betriebsertrag der SIX bei. Der Betriebsertrag habe knapp 50 Prozent ausgemacht und der Gewinn gar 54 Prozent, sagte Schmucki. Zum Vergleich: 2018 waren es beim Umsatz in etwa 30 Prozent.
Dabei konnte die SIX auch indirekt am Verlust der Börsenanerkennung durch die EU im vergangenen Juli verdienen: Die Gegenmassnahmen des Bundesrates mit dem Verbot des Handels von Schweizer Aktien in der EU haben zu einer Verlagerung des Aktienhandels aus der EU an die Schweizer Börse geführt. Damit werden Schweizer Aktien fast ausschliesslich am hiesigen Handelsplatz gehandelt. Der Handelsumsatz bei SIX stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent.
Coronavirus verzögert BME-Übernahme
Ungewiss ist indes derzeit, wie schnell es mit einer möglichen Übernahme der spanischen Börse vorangehen könnte. Eigentlich rechnet die SIX mit einer Genehmigung des Barangebots für die Bolsas y Mercados Espanoles (BME) durch die spanischen Behörden bis Ende des ersten Halbjahres 2020. Dann könnte eine Transaktion bis zum Herbst unter Dach und Fach gebracht werden.
Wegen des Ausnahmezustands aufgrund der Coronavirus-Pandemie dürfte dies jedoch eher auf der Kippe stehen: Der genaue Einfluss könne heute nicht seriös prognostiziert werden, sagte Schmucki. Es sei aber mit einer Verzögerung zu rechnen. (awp/mc/ps)