Zürich – Schaut man sich die Werbebroschüren und Webseiten der Unternehmen in der Schweizer Finanzbranche an, so kommunizieren und positionieren sich diese mit Fokus auf die hohe Qualität ihrer Dienstleistungen. Es scheint, dass die Anbieter der Meinung sind, dass ihre Kunden dies so wünschen. Aber was bedeutet Qualität im Private Banking? Eines gleich vorweg: in einer Zeit, in welcher auch alteingesessene Unternehmen sich von dem klassischen Inside-Out-Gedankengut hin zu dem Outside-In weiterentwickeln sollten, entscheidet der Kunde, was für ihn Qualität ist und was er bereit ist, dafür zu bezahlen.
Mit FIDLEG und FINIG versucht der Regulator, das Thema „Kundenschutz“ zu verbessern, verursacht jedoch an vielen Ecken lediglich administrativen Mehraufwand und Zusatzkosten. Das Kundenerlebnis oder die Beratungsqualität werden diese Massnahmen aber nicht verbessern. Themen wie Mindestanforderungen für Berater oder Fachwissen inkl. Zertifizierung wurden im Gesetz kaum berücksichtigt.
Höhere Beratungsqualität
Meint man es wirklich ernst mit dem Kundenschutz, muss an der Kundenschnittstelle angesetzt werden. Die Beratungsqualität muss deutlich gesteigert werden. Denn in der Beratung entscheidet sich, ob Kunden einfach nur Produkte erhalten oder eine Beratung erleben, welche ihre individuellen Bedürfnisse unter Berücksichtigung der jeweiligen Risikofähigkeit und Risikobereitschaft abdeckt.
Die UBS AG hat dies vor vielen Jahren bereits erkannt und anschliessend alle Kundenberater in vier verschiedenen Stufen umfassend ausgebildet und zertifiziert. Diese Zertifizierung wurde anschliessend zusammen mit der SAQ national und international standardisiert und hat sich in den letzten Jahren zum Bankenstandard entwickelt. Dabei wird schriftlich die Fachkompetenz und mündlich die jeweilige Sozial- sowie Methodenkompetenz geprüft. Das bedeutet, dass zur Zeit alle grossen Banken ihre Kundenberater umfassend nach SAQ-Standards (ISO 17024) ausbilden und zertifizieren. Soweit gut, denn das wird die Beratungsqualität der Banken über die Zeit weiter steigern.
Zertifizierungen sind keine reine Alibiübung
Die aktuelle Durchfallquote an den Zertifizierungsprüfungen zeigt eindrücklich, dass diese Zertifizierungen durchaus notwendig und keine reine Alibiübung sind. Viel mehr tragen sie wirklich zur Qualitätssteigerung in der Kundenberatung bei.
Aber was ist mit dem Rest der Branche, also dem ganzen Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter, welche doch einen substanziellen Anteil am Private-Banking-Markt ausmachen? Dieser Markt ist überwiegend aus zwei Wellen von Kundenberatern entstanden, welche die Banken verlassen haben, weil sie die anziehenden Dokumentations- und Complianceanforderungen sowie die zunehmenden Standardisierungsgelüste der Banken nicht mittragen wollten. Mit Ausnahme der wenigen ganz grossen Unternehmen im EAM-Markt (External Asset Managers) besteht dieser überwiegend aus Unternehmen, welche weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen. Laut dem Verband der Schweizer Vermögensverwalter (VSV), welcher die grösste Selbstregulierungsorganisation der Schweiz darstellt, beschäftigen 89.1 % der angeschlossenen Unternehmen weniger als zehn Mitarbeiter. Dennoch betreuen diese externen Vermögensverwalter einen beachtlichen Teil der Vermögenswerte und verdienen damit eine deutlich grössere Beachtung.
Kundenberater nach SAQ-Standard zertifizieren
Von der Finanzbranche und den Medien völlig unbemerkt ist es seit dem 1. Januar 2019 auch den unabhängigen Vermögensverwaltern und anderen „nicht Banken“ möglich, ihre Kundenberater nach SAQ-Standard zertifizieren zu lassen. Dazu stehen den Unternehmen einige wenige Prüfungsorganisationen zur Verfügung, wovon die Kalaidos Fachhochschule nicht nur die erste und erfahrenste im Markt ist, sondern auch Lösungen bietet, welche die Berater praxisorientiert im Zertifizierungsprozess begleitet. Seit dem 1. November 2017 leitet Stephan T. Zinner den Bereich Personenzertifizierung bei der Kalaidos Fachhochschule Wirtschaft AG (KFHW).
Die KFHW ist von der SAQ für die Durchführung der Prüfungen des Personenzertifikates Kundenberater Bank mandatiert. Unter diesem Mandant führt sie die schriftlichen und mündlichen Prüfungen gemäss dem Reglement und den Vorgaben der SAQ durch.
Das für Externe Vermögensverwalter relevante CWMA-Zertifikat kann bei der Kalaidos Fachhochschule in allen drei Landessprachen sowie in Englisch absolviert werden.
Die Inhalte der Kalaidos Banking+Finance School AG (HFBF) bilden die Grundlage für die Personenzertifikate und werden laufend in enger Zusammenarbeit mit der SBVg und der SAQ an die aktuellen Bedürfnisse der Bankenbranche angepasst.
Die KFHW verfügt über fundiertes Know-how und ausführliche, leser- und lernfreundlich aufbereitete Inhalte, welche als E-Book und Print-Version zur Verfügung stehen.
Erbrachte Lernleistungen rechnet die Fachhochschule an die individuelle Weiterentwicklung der Teilnehmenden auf Hochschulstufe an; die Teilnehmenden können eine erfolgreiche Zertifizierung an ein CAS-Programm oder an die weiterführenden HFBF- und Bachelor-Programme anrechnen lassen. Auf diese Weise wird eine Weiter- und Höherqualifizierung der Mitarbeitenden nahtlos möglich (Bachelor, Master, Executive MBA).
Als erster externer Vermögensverwalter hat die Brevalia AG alle im Private Banking tätigen Kundenverantwortlichen zertifiziert, da der Inhaber, Pascal R. Bersier, von der Wichtigkeit der Qualität der Kundenverantwortlichen überzeugt ist. Nur wenn diese über ein überdurchschnittliches Fachwissen gepaart mit sehr hoher Sozial- und Methodenkompetenz verfügen, werden sie im Schweizer Private Banking der Zukunft Mehrwert schaffen. Zudem hat die Private Banking Boutique Brevalia AG erste Mitarbeitende im Unterstützungsbereich zertifizieren lassen, um sie auf eine Berufskarriere in der Kundenberatung vorzubereiten.
Annäherung an die Qualitätsversprechen der Branche
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Beratungsunternehmen langsam an die Qualitätsversprechen der Branche annähern und die Kundenberater ausbildet sowie zertifiziert. In einem nächsten Schritt sollten nun auch die unabhängigen Vermögensverwalter die Chance ergreifen, ihre Markposition mindestens zu festigen, indem ihre Qualität mit einer SAQ-Zertifizierung bestätigt wird. Die Grundlagen sind seit dem 1. Januar 2019 auf der reglementarischen Seite gelegt. Nun liegt es an den Vermögensverwaltern, ihren Kunden zu beweisen, dass sie die Qualitäten haben, um wirklich der richtige Partner für sie zu sein. (Brevalia/mc)