David Cameron, britischer Premierminister.
London – Die britische Bankenlobby steht einem Bericht zufolge kurz vor einem wichtigen Erfolg. Die Finanzinstitute Grossbritanniens müssten bis 2015 keine weitreichenden Reformen und Einschnitte in ihre Geschäftsfelder befürchten, wie es in einem Bericht der «Financial Times» (FT/Freitag) unter Berufung auf Informationen einer Bank aus dem Finanzministerium hiess.
Die von Premierminister David Cameron eingesetzte unabhängige Expertenkommission zur Neuordnung des Finanzsektors werde am 12. September zwar eine grundlegende Trennung des Privatkundengeschäfts von den mit hohen Risiken behafteten Sparten vorschlagen – aber die Banken sollen dafür mehr Zeit als ursprünglich gedacht erhalten.
«Löcher in die angedachten Mauern schlagen»
Sollte dies so kommen, haben die Banken in Grossbritannien einen wichtigen Etappensieg errungen. Sie bekommen mehr Zeit, um sich auf die Änderungen einzustellen und können in der Zwischenzeit weiter versuchen, die Regeln weiter aufzuweichen. Die «FT» zitiert einen Bankenvertreter mit den Worten. «Dies würde uns mehr Zeit geben, um Löcher in die angedachten Mauern zu schlagen.» Für Cameron würde dies eine Niederlage bedeuten, da er im vergangenen Jahr mit dem Anspruch angetreten war, den mit Milliarden von Pfund gestützten Sektor weitreichend zu reformieren und enger an die Leine zu nehmen.
Gefahr einer Kreditklemme verringern
Jetzt habe er allerdings Sorge, dass er den Banken wegen der aktuellen Schuldenkrisen keine zusätzlichen Lasten aufbürden könne, hiess es in dem «FT»-Bericht. So lange die Gefahr bestehe, dass die Banken von der Schuldenkrise einiger Eurozonen-Staaten erfasst werden könnten, seien die Reformen zu riskant. Zudem habe sich die konjunkturelle Lage in Grossbritannien zuletzt zunehmend verschlechtert. Cameron wolle mit den auf die zweite Hälfte des Jahrzehnts verschobenen Reformen die Gefahr einer Kreditklemme verringern. (awp/mc/ps)