London – Die britische Notenbank bleibt angesichts der hohen Inflation auf Straffungskurs. Bei der Zinssitzung am Donnerstag hob sie den Leitzins zum vierten Mal in der Corona-Pandemie an. Der Leitzins steige um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent, teilte die Bank of England nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses MPC in London mit. Analysten hatten den Schritt mit grosser Mehrheit erwartet.
Der Leitzins in Grossbritannien liegt damit so hoch wie zuletzt 2009, also während der Finanz- und Wirtschaftskrise. Eine erste Straffung hatten die Währungshüter Ende 2021 vorgenommen, weitere Schritte folgten im Februar und März. Hintergrund der strafferen geldpolitischen Ausrichtung ist die hohe Inflation, die zuletzt auf sieben Prozent gestiegen ist und damit klar über dem mittelfristigen Ziel der Notenbank von zwei Prozent liegt.
Die Notenbank kündigte zudem an, die zwecks Konjunkturstützung erworbenen Unternehmensanleihen ab September abstossen zu wollen. Einen entsprechenden Plan für ihren wesentlich grösseren Bestand an Staatsanleihen soll der Mitarbeiterstab ausarbeiten. Im August sollen erste Resultate dem geldpolitischen Ausschuss präsentiert werden. Der Wertpapierbestand der Notenbank beläuft sich auf Anleihen im Wert von knapp 900 Milliarden Pfund.
Kleinere Zinsschritte signalisiert
Die Zentralbank signalisierte die Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen, allerdings in abgeschwächter Form. Die meisten Notenbanker seien der Ansicht, dass eine weitere Straffung zu einem gewissen Grad notwendig sei, heisst es in der Erklärung der Notenbank. Die Formulierung deutet darauf hin, dass einige Zentralbanker für eine vorsichtigere Geldpolitik eintreten. Das britische Pfund reagierte darauf mit Kursverlusten, die Renditen britischer Staatsanleihen gaben ebenfalls nach.
Auf der anderen Seite sprachen sich von den neun Notenbankmitgliedern drei für eine stärkere Anhebung um 0,5 Punkte aus. In diesem Ausmass hatte am Mittwochabend die US-Notenbank Fed ihren Leitzins angehoben. Auch andere Zentralbanken hatten zuletzt grosse Zinsschritte vorgenommen, um die hohe Inflation zu dämpfen. Dazu gehören etwa die Notenbanken Kanadas und Neuseelands. Die Europäische Zentralbank (EZB) zögert dagegen noch, die Zinswende einzuleiten.
Im laufenden Jahr dürfte die Inflation laut Bank of England bis auf 10 Prozent steigen und anschliessend zurückfallen. Die Wirtschaft werde zwar in diesem Jahr einer Rezession entgehen, für kommendes Jahr wird aber eine Schrumpfung um 0,25 Prozent erwartet. Den Krieg in der Ukraine bezeichneten die Währungshüter als Krise in einer Abfolge sehr grosser Schocks. (awp/mc/ps)