EU-Währungskommissar Olli Rehn.
Brüssel – Die EU-Kommission ist zuversichtlich, dass die milliardenschwere Beteiligung der Privatgläubiger am zweiten Griechenland-Hilfspaket tatsächlich zustande kommt. Es gebe eine «starke Mobilisierung» von Banken, Fonds oder Versicherungen, an dem Paket teilzunehmen, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Freitag in Brüssel. Die Gespräche dauerten aber noch an.
«Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass die angepeilten Ziele nicht erreicht werden», sagte der Sprecher. Der Gipfel der Euroländer hatte am 21. Juli beschlossen, dass die Privatgläubiger mit rund 50 Milliarden Euro im Boot sitzen. Eurostaaten und Internationaler Währungsfonds wollen ihrerseits zusammen 109 Milliarden Euro aufbringen. Die griechische Regierung bereitet inzwischen die vereinbarte Umschuldungsaktion für griechische Staatspapiere vor. Sie wandte sich an Finanzminister weltweit, um die Liste der Privatgläubiger griechischer langlaufender Staatsanleihen zusammenzustellen. In einem Dokument, das auf der Internetseite der Athener Börse veröffentlicht wurde, sind die Optionen für die Umtauschaktion aufgeführt.
Anleihetausch
Athen peilt eine 90-prozentige Beteiligung an. Die Finanzinstitute sollen auf freiwilliger Basis ihre bis 2020 fälligen Papiere in neue Bonds mit einer Laufzeit von 15 bis 30 Jahren und niedrigerer Verzinsung tauschen. Der Anleihetausch bedeutet nach Berechnungen der Internationalen Bankenorganisation IIF einen Abschlag von 21 Prozent auf den aktuellen Kapitalwert mit sich. Nach Angaben der griechischen Nachrichtenagentur AMNA wurde das Dokument an 60 Finanzminister der Länder geschickt, die griechische Staatsanleihen halten.
Lösungssuche im Streit mit Finnland
Im Streit der Euroländer um Extra-Sicherheiten für Finnland laufen die Gespräche weiter, sagte Rehns Sprecher. Die EU-Kommission dringe darauf, dass so rasch wie möglich eine Lösung gefunden werde. Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos zeigte sich im griechischen Parlament zuversichtlich: «Es wird eine Lösung geben.» Noch am Freitag wollten Vertreter der Finanzministerien der 17 Euro-Länder darüber per Videokonferenz beraten, teilte der Minister weiter mit. Finnland habe «voreilig öffentlich gemacht», dass es solche Gespräche und Vereinbarungen zwischen Athen und Helsinki gibt, sagte Venizelos. Er hatte vergangenes Wochenende schriftlich an die EU-Finanzminister appelliert, schnell zu handeln, damit das Hilfspaket in die Tat umgesetzt werden kann.
Extra-Pfand von meisten Euro-Ländern abgelehnt
Finnland hat nach Regierungsangaben mit Athen eine Extra-Sicherheit als Gegenleistung für seine Hilfskredite in Höhe von etwa einer Milliarde Euro ausgehandelt. Nach Medienberichten soll Athen etwa 20 Prozent dieser Summe Finnland überweisen. Helsinki solle diese Gelder investieren. Mit den Zinsen soll dann angeblich die Finnland-Hilfe für Griechenland abgesichert werden. Dieses Extra-Pfand wird jedoch von den meisten Euroländern, darunter Deutschland abgelehnt. (awp/mc/ps)