Zürich – Die UBS wird durch die Übernahme der Credit Suisse im zweiten Quartal einen Buchgewinn in der Grössenordnung von rund 35 Milliarden US-Dollar verbuchen können. Dies zeigen Angaben, welche die UBS in der Nacht auf Mittwoch bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC eingereicht hat.
Der Gesamtpreis der Übernahme zum aktuellen Stand (per 5. Mai) wird mit insgesamt rund 3,5 Milliarden US-Dollar angegeben. Bekanntlich bietet die UBS den CS-Aktionären 1 eigene Aktie pro 22,48 CS-Aktien, dazu kommen noch ausstehende aktienbasierten Vergütungen für die Mitarbeiter der Credit Suisse im Wert von 0,2 Milliarden. Die bisherigen Aktionäre der Credit Suisse werden nach der Umwandlung gemäss dieser Berechnung rund 5,1 Prozent an der neuen UBS halten.
Da die Vermögenswerte der Credit Suisse zum Stand der Übernahme deutlich mehr Wert sind als diese 3,5 Milliarden, erzielt die UBS aus der Transaktion einen grossen Buchgewinn. Dieser sogenannte negative Goodwill (oder Badwill) wird im Dokument auf 34,8 Milliarden US-Dollar beziffert. Dieser sei auf der Grundlage des geschätzten fairen Wertes der erworbenen Vermögenswerte, der übernommenen Verbindlichkeiten und der übertragenen Gegenleistung ermittelt worden, heisst es dazu. Die Zahlen sind allerdings noch nicht ganz fest und könnten noch in die eine oder andere Richtung etwas angepasst werden.
Der genannte Buchgewinn wird laut den Angaben der UBS im zweiten Quartal dieses Jahr verbucht, womit die Bank – unabhängig vom operativen Ergebnis – einen Rekordgewinn verbuchen wird. Als Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 hat die UBS einen Reingewinn von 7,6 Milliarde US-Dollar erzielt.
Eigenkapital von 94,4 Milliarden US-Dollar
Bei den eingereichten Zahlen handelt es sich in erster Linie um sogenannte Pro-forma-Werte, die sich auf die Bilanz der UBS per Ende 2022 unter Berücksichtigung der Akquisition beziehen. In den zusammengezählten Zahlen für das Eigenkapital der beiden Banken hat die UBS insgesamt negative Anpassungen in Höhe von 11,3 Milliarden US-Dollar vorgenommen, was bei einem Ausgangswert von 105,7 Milliarden einen pro Forma-Wert von 94,4 Milliarden ergibt.
Einen positiven Effekt auf das Eigenkapital hat vor allem die von der Finma angeordnete Abschreibung von sogenannten AT1-Anleihen der Credit Suisse. Dies macht – zusammen mit ein paar kleineren zusätzlichen Anpassungen (Firmenverkäufe der CS etc.) – gut 17 Milliarden US-Dollar aus.
Zu den negativen Effekten gehören derweil zusätzliche 4 Milliarden US-Dollar für Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Angelegenheiten. Das heisse aber nicht unbedingt, dass man bei der CS zusätzlichen Bedarf in dieser Grössenordnung sehe, sondern habe auch buchhalterische Gründe, sagte ein Sprecher der UBS gegenüber AWP, da die beiden Banken unterschiedliche Standards verwendeten.
Ausserdem kommen bei der Eigenkapital-Berechnung noch Wertberichtigungen auf Finanzinstrumenten der CS von 13 Milliarden dazu, von denen allerdings erwartet wird, dass 50 Prozent wieder aufgelöst werden können, wenn sie bis zur Fälligkeit gehalten werden.
Mehr Transparenz
Die Auswirkungen aus der Verlustabsicherung der UBS mit der Schweizer Regierung sind dagegen im Dokument nicht enthalten, da die Einzelheiten noch nicht vereinbart sind. Gemäss den bekannten Angaben übernimmt die UBS die ersten 5 Milliarden, der Schweizer Staat die darauffolgenden 9 Milliarden. Wan einen Verlust darüber hinaus betrifft, müssen die Parteien die Details noch aushandeln.
Insgesamt sind die Zahlen nicht völlig überraschend. Dass die UBS aufgrund des sehr geringen Kaufpreisen für die CS einen grossen Buchgewinn erzielen würde, war bekannt bzw. so erwartet worden.
Gemäss den Analysten der ZKB geben die Pro-forma-Zahlen dem Markt aber mehr Transparenz über die Übernahme. Und sie zeigten vor allem den «attraktiven Kaufpreis» für die UBS, heisst es in einem Kommentar. Der Buchwert von UBS/CS betrage pro forma 94,4 Milliarden, was sich mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 60 Milliarden US-Dollar vergleiche.
Nicht in der Rechnung enthalten sind Restrukturierungs-Rückstellungen, da diese erst nach Abschluss der Transaktion gebucht würden, wie die Bank Vontobel in ihrem Kommentar festhält. Befürchtet wird ein grösserer Stellenabbau.
So beschäftigte die UBS Ende 2022 weltweit in Vollzeitstellen gerechnet fast 73’000 Menschen, die CS kam auf über 50’000. In der Schweiz beschäftigen beide Banken jeweils mehr als 16’000 Mitarbeitende. Insgesamt erwartet die UBS-Führung von der Kombination der beiden Geschäfte bis ins Jahr 2027 jährliche Kostenreduktionen von bis zu 8 Milliarden US-Dollar, wie sie bei der Fusion Mitte März angab. (awp/mc/pg)