Zürich – Die Schweizer Privatbanken hatten 2017 dank der starken Börsenentwicklung ein gutes Jahr. Viele Bankhäuser ächzen aber weiter unter hohen Kosten. Im Falle eines Finanzmarkteinbruchs könnte dann ein wesentlicher Teil der Banken verschwinden, wie das Beratungsunternehmen KPMG und die Universität St. Gallen in einer Studie feststellten.
Viele der in den letzten Jahren gebeutelten Banken seien zumindest vorerst wieder auf einen grünen Zweig gekommen, fasste Christian Hintermann, Finanzexperte bei KPMG, die Befunde am Donnerstag vor den Medien zusammen. Das Wachstum sei aber primär dem starken Börsenverlauf zu verdanken.
Börsenboom bringt 200 Milliarden
Konkret erzielten die Schweizer Privatbanken 2017 einen im Vergleich zum Vorjahr 18,7 Prozent höheren Reingewinn. Kumuliert lag der Überschuss der 90 untersuchten Institute bei 2,8 Milliarden Franken. Gegenüber 2015 habe sich der Gewinn sogar verdoppelt. Rund zwei Drittel der Privatbanken konnte zudem ihre Eigenkapitalrendite im vergangenen Jahr verbessern.
Die verwalteten Vermögen der Schweizer Privatbanken stieg derweil im letzten Jahr um 7,8 Prozent auf über 2’600 Milliarden Franken. «Die bessere Situation vieler Institute ist aber grösstenteils auf die erfreuliche Entwicklung an den Finanzmärkten zurückzuführen», sagte Hintermann.
Allein der weltweite Börsenboom erhöhte die verwalteten Vermögen um mehr als 200 Milliarden Franken. Rund 87 Prozent des Wachstums war also auf die gut laufenden Börsen zurückführen. Weltweit legten die Aktienmärkte im Berichtsjahr um mehr als ein Fünftel zu.
Weniger Marktanteile
Der positiven Entwicklung stehen aber gewisse Vorbehalte gegenüber. Obwohl Schweizer Privatbanken wesentlich besser aufgestellt seien als noch im Laufe der letzten zehn Jahre, verlieren sie laut Hintermann stetig Marktanteile. Ausländische Finanzplätze hingegen verzeichneten ein rascheres Wachstum bei den verwalteten Vermögen.
Hierzulande sei der Netto-Neugeldzufluss für 2017 mit einem Plus von 0,9 Prozent der verwalteten Vermögen erneut enttäuschend ausgefallen. Generell sei zudem festzustellen, dass gut die Hälfte aller Schweizer Privatbanken noch um das Überleben kämpfe.
Weniger Privatbanken
Das Privatbankensterben geht nämlich weiter. Per Ende Juni 2018 sind insgesamt noch 107 Privatbanken in der Schweiz aktiv gewesen. Dies entspricht einem Rückgang von rund einem Drittel seit 2010. Der Schrumpfkur fielen vor allem kleinere Finanzhäuser zum Opfer. Dementsprechend musste fast die Hälfte der kleinen Institute seit 2010 den Betrieb einstellen.
Aber auch die grossen Häuser hätten weiterhin ein Kostenproblem. «Der finanzmarktbedingte Ertragszuwachs hätte sich deutlicher in den Gewinnzahlen niederschlagen sollen», mahnt Hintermann an. Bei vielen Banken stiegen die operativen Kosten analog zu den Erträgen.
«Das ist ein beunruhigendes Indiz dafür, dass die Kostenkontrolle vernachlässigt wurde», so der Experte. Die eigentlichen Probleme wurden somit nur auf die lange Bank geschoben. Bei Rückschlägen auf den Finanzmärkten dürfte sich dies umgehend rächen, warnt er. (awp/mc/ps)