Zürich – Bundesrat Ueli Maurer rechnet damit, dass die für das Covid-Härtefallprogramm bereits bewilligten 10 Milliarden Franken nicht reichen werden. Vor den Medien in Zürich warnte Finanzminister Maurer einmal mehr vor den langfristigen finanziellen Folgen der Coronakrise.
Es werde voraussichtlich im Juli einen Nachtragskredit brauchen, sagte Bundesrat Maurer (SVP) am Dienstag an einer Medienkonferenz zum Covid-Härtefallprogramm in Zürich.
«Unserer Meinung nach läuft das System sehr gut, es werden bereits seit einiger Zeit Gelder ausbezahlt», sagte Maurer. Von der Einreichung eines Gesuchs bis zur Auszahlung dauere es im Schnitt rund drei Wochen. Für die Abwicklung sind die Kantone zuständig.
Kritik, wonach die Auszahlung der Gelder zu langsam erfolge, wies Maurer zurück. «Es braucht Kontrollen, denn es gibt auch Schlaumeier, die an das Geld herankommen wollen, ohne die Bedingungen zu erfüllen.»
Laut dem Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) sind im Kanton Zürich in den ersten beiden Zuteilungsrunden bisher rund 1,4 Milliarden Franken an Härtefallgeldern beantragt worden. Darlehen und nicht rückzahlbare Beiträge in der Höhe von total 580 Millionen Franken seien bereits bewilligt worden.
Rund jedes siebte Gesuch sei abgelehnt worden, etwa weil die Firmen die Anforderungen bezüglich behördlich angeordneter Schliessungstage oder Umsatzeinbussen nicht erfüllten. In anderen Fällen seien die Belege nicht vollständig gewesen, oder die Unternehmen hätten ihren Sitz in einem anderen Kanton als Zürich gehabt.
Dritte Zuteilungsrunde im April
Laut Stocker dürfte die dritte Zuteilungsrunde noch im April beginnen. Der Kanton Zürich sei bereit, sobald der Bund die neuen Vorgaben festgelegt habe.
Er erwarte, dass neu auch Firmen zum Zug kommen, die nach dem 20. März 2020 gegründet wurden. Der Stichtag für Firmengründungen soll auf Ende September verschoben werden.
Wirtschaftliche Folgen noch lange spürbar
Maurer äusserte sich besorgt über die längerfristigen finanziellen Auswirkungen der Krise. «Die gesundheitliche Lage werden wir hoffentlich bis in einigen Monaten stabilisieren können. Die wirtschaftlichen Folgen aber dürften uns noch 15 bis 20 Jahre lange beschäftigen», sagte er.
«Meiner Meinung diskutiert man etwas zu viel nur über die Gesundheit. Wir sollten auch mehr an die Jungen denken, die alles irgendwann zurückzahlen müssen», so Maurer weiter. Insgesamt dürfte die Coronakrise Bund und Kantone mit etwa 60 bis 70 Milliarden Franken belasten, schätzt Maurer.
Weil die Arbeitslosenversicherung (ALV) durch Kurzarbeitslosigkeit und steigende Arbeitslosenzahlen belastet wird, dürften laut Maurer schon bald die Lohnabzüge für die ALV steigen. (awp/mc/ps)