Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.
Frankfurt am Main – Das Preisklima in Deutschland und dem Euroraum trübt sich nach Einschätzung von Bundesbank-Chef Jens Weidmann zusehends ein. Die jüngste Erhöhung der langfristigen Inflationserwartungen im April sei ernst zu nehmen, sagte Weidmann am Montag in Frankfurt. Zuletzt hatte die Inflationsrate im Euroraum bei 2,8 Prozent gelegen.
Die entsprechende Rate (HVPI) für Deutschland lag im April bei 2,7 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB), in dessen geldpolitischem Rat Weidmann vertreten ist, strebt eine Rate von knapp zwei Prozent an.
Mögliche Zweitrundeneffekte im Auge behalten
Für sich genommen sei ein zeitweiser Anstieg der Inflationsrate auf über zwei Prozent noch kein Grund für eine geldpolitische Reaktion, sagte Weidmann. Er begründete seine Einschätzung mit dem Umstand, dass ein Grossteil des jüngsten Preisanstiegs auf höhere Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen ist. «Genau beobachten müssen wir jedoch, ob hieraus möglicherweise Zweitrundeneffekte resultieren.» Darunter versteht man Lohn- und Preiserhöhungen als Reaktion auf steigende Teuerungsraten. «Ebenso im Blick zu behalten sind die zunehmenden Aufwärtsrisiken im Zuge der konjunkturellen Aufhellung.» (awp/mc/ps)