Martin Schlegel neuer Präsident der Nationalbank

Martin Schlegel neuer Präsident der Nationalbank
Martin Schlegel. (Bild: SNB)

Bern – Der Bundesrat hat die Führungsposten bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wieder besetzt. Martin Schlegel wird erwartungsgemäss Präsident und Petra Tschudin wird neues Mitglied des Direktoriums. Auf Schlegels bisherigen Posten des Vizepräsidenten rückt Antoine Martin nach.

Schlegel tritt die Nachfolge von Thomas Jordan an. Dieser leitet die Nationalbank seit April 2012 und tritt auf Ende September 2024 zurück. Schlegel gilt als der «Ziehsohn» von Jordan und war für viele Beobachter der logische Nachfolger.

Seit über 20 Jahren bei der SNB
Martin Schlegel (geboren 1976) ist seit 2003 bei der SNB tätig. Dort stieg er Schritt für Schritt auf, unter anderem leitete er die Niederlassung der Nationalbank in Singapur, bis er 2022 als Vizepräsident ins dreiköpfige Direktorium der SNB gewählt wurde.

Schlegel setzt auf Kontinuität
Der designierte SNB-Chef Martin Schlegel steht für Kontinuität. Dies betonte der Noch-Vize am Mittwoch während einer Medienkonferenz nach seiner angekündigten Ernennung durch den Bundesrat auch gleich selber. «Die Aufgabe der Nationalbank ist es, für Stabilität zu sorgen», sagte Schlegel. Vor allem Preisstabilität sei das erklärte Ziel der SNB. Unter seiner Führung werde sie dieses Ziel auch weiter verfolgen. Da werde er nicht anders agieren als sein Vorgänger und Ziehvater Thomas Jordan. Möglich sei, dass diese Ziele mitunter etwas unterschiedlich erreicht würden.

Als neuen Vizepräsidenten des Direktoriums hat der Bundesrat Antoine Martin bezeichnet. Der promovierte Ökonom war vom Bundesrat per 1. Januar 2024 ins Gremium gewählt worden.

Zuvor war Martin bei der Federal Reserve Bank of New York tätig. Nun übernimmt er bei der SNB die Leitung des II. Departements (Finanzstabilität, Bargeld, Finanzen und Risiken).

Petra Tschudin komplettiert SNB-Direktorium
Neu ins dreiköpfige Direktorium gewählt hat der Bundesrat auf Vorschlag des Bankrats Petra Tschudin. Diese ist seit dem 1. August 2022 stellvertretendes Mitglied des Direktoriums.

Tschudin (Jahrgang 1975) führt diese Funktion im ersten Departement in Zürich aus. Dort sind die Bereiche Generalsekretariat, Volkswirtschaft, Internationale Währungskooperation, Statistik, Recht, Compliance, Interne Revision, Human Resources, Liegenschaften und Dienste angesiedelt.

Die habilitierte Ökonomin blickt laut der Mitteilung auf eine lange Karriere bei der SNB, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sowie in der Forschung zurück.

Tschudin war im Jahr 2004 als Ökonomin in die Forschungsabteilung der SNB eingetreten. Im Jahr 2021 wurde sie stellvertretende Leiterin des Bereichs Volkswirtschaft der SNB.

Künftig leitet Tschudin das III. Departement der SNB. Dort sind die Themen Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, operatives Bankgeschäft, Informatik und die Niederlassung Singapur untergebracht.

Abschied nach mehr als 27 Jahren
Alle Wahlen des Bundesrates erfolgen per 1. Oktober 2024. Dann endet auch die «Ära Jordan» nach mehr als 27 Jahren. Der Bieler war 1997 in die SNB eingetreten wurde im Mai 2007 zum Mitglied des Direktoriums ernannt.

Jordan übernahm dann im April 2012 die Führung der Nationalbank, die sich nach dem Rücktritt von Philipp Hildebrand in der Krise befand. Hildebrand war aufgrund umstrittener Devisengeschäfte seiner damaligen Frau zum Rücktritt gezwungen worden.

Von Mindestkurs bis CS-Untergang
Die Aufhebung der Franken-Euro-Mindestzinsgrenze im Jahr 2015, eingeführt 2011 von seinem Vorgänger Hildebrand, war eines der herausragenden Ereignisse während der Präsidentschaft Jordans. Mit der Einführung von Negativzinsen im Jahr 2014 und deren Aufhebung im Jahr 2022 hat er noch andere spektakuläre Entscheide gefällt.

In seine Amtszeit fielen auch die Covid-Krise und die unkomplizierte Bereitstellung von Liquidität für das KMU-Kreditprogramm. Das Ende der Ära Jordan wurde vom Absturz der Credit Suisse und deren Übernahme durch die UBS geprägt.

«Jordan führte die Nationalbank in verschiedenen schwierigen Situationen», stellte denn auch der Bundesrat fest. Dank seinem umsichtigen Handeln und seiner Fachkompetenz habe die SNB unter seiner Führung wesentlich dazu beigetragen, Schaden von Land, Wirtschaft und Bevölkerung abzuhalten. (awp/mc/pg)

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