Carsten Kengeter verlässt die UBS
Carsten Kengeter. (Foto: UBS)
Zürich – Mit dem strategischen Entscheid, die Investmentbank zu redimensionieren, war für Carsten Kengeter die Karriere bei der UBS zu Ende. Nun verlässt der einstige Co-Chef der Investmentbank den Konzern. Dies geht aus einer internen Mitteilung von UBS-Chef Sergio Ermotti hervor, welche der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch vorliegt.
Degradiert wurde Kengeter, als die UBS sich vergangenen Herbst entschloss, den Fokus hauptsächlich auf die Vermögensverwaltung zu legen. Kengeter bekam damals die Aufgabe, die nicht mehr weitergeführten Geschäfte der Investmentbank herunterzufahren. Für den deutschen Manager, der einst auch als Anwärter für den obersten Chefposten der UBS gehandelt wurde, war das ein Abstellgleis.
Seit 2008 bei der UBS
Kengeter war 2008 zur UBS gekommen, wo er anfangs den Handel mit Obligationen und strukturierten Produkten, Währungen und Rohstoffen (Fixed Income, Currencies and Commodities, kurz FICC) leitete. Bereits im Frühjahr 2009 übernahm er dann zusammen mit Alex Wilmot-Sitwell das Ruder der ganzen UBS-Investmentbank.
Zuvor hatte die UBS aufgrund von faulen Hypothekarpapieren in den USA einen Verlust von über 20 Mrd. Fr. geschrieben. Kengeters Vorgänger Jerker Johansson hatte den Chefsessel nach nur etwas mehr als einem Jahr bereits wieder geräumt. Bis zur Restrukturierungsankündigung im letzten Herbst leitete Kengeter die Sparte einige Monate lang Seite an Seite mit Andrea Orcel.
Zur UBS gestossen war Kengeter von der US-amerikanischen Grossbank Goldmann Sachs, wo er unter anderem Co-Chef des Wertpapierhandels in Asien war. Wohin es den 45-Jährigen nach seinem Abgang bei der UBS zieht, ist nicht bekannt.
Milliardenverlust in London und Liborskandal
In die Schlagzeilen geriet Kengeter im September 2011, als ein Händler in London 2,3 Mrd Dollar verzockte. Als Chef des Investmentbanking hatte er den Milliardenverlust zu verantworten. Während der damalige UBS-Chef Oswald Grübel infolge des Skandals den Hut nahm, behielt Kengeter seinen Job. Auch die Manipulation des Libor-Zinssatzes, an der sich die UBS beteiligte und die der Grossbank bis anhin Bussen in Höhe von 1,4 Mrd CHF einbrockte, geschah in der Investmentbanksparte.
Vom Topverdiener aufs Abstellgleis
Kengeter gehörte auch zu den bestverdienenden Manager der UBS: 2010 war er das Mitglied der Konzernleitung, das mit 9,3 Mio CHF das höchste Salär einsackte. Wie viel Kengeter 2011 erhielt, hat die UBS nicht veröffentlicht, da sie im Geschäftsbericht jeweils nur Lohn und Bonus des bestbezahlten Geschäftsleitungsmitglieds und des Konzernchefs einzeln ausweist. Der Vergütungsbericht für das Jahr 2012 ist noch nicht veröffentlicht worden.
Kengeters Nachfolger als Verwalter der Geschäfte, welche die UBS nicht weiterzuführen gedenkt, wird Sam Molinaro. Molinaro ist seit 2012 operativer Leiter (COO) der UBS-Investmentbank und von frühere Bear Stearns zur Schweizer Bank gestossen. (awp/upd/mc/pg)