Zürich – Die Cembra Money Bank bleibt eine Dividendenperle. Während die Ergebnisse aus dem vergangenen Geschäftsjahr die Markterwartungen erfüllt haben, sorgt vor allem die geplante Ausschüttung von überschüssigem Kapital in Form einer Sonderdividende für gute Laune unter den Investoren. Die Aktie erreichte am Donnerstag erneut ein neues Allzeithoch. Auch eine etwas tiefere Guidance für das laufende Jahr kann die Stimmung nicht trüben.
CEO Robert Oudmayer sprach am Donnerstag sowohl vor Medien und Analysten von einem «starken» Ergebnis in einem herausfordernden Umfeld. Cembra steigerte den Ertrag 2016 netto um 1% auf 394 Mio CHF.
Allerdings ging der Zinserfolg, der gut drei Viertel des Geschäftes ausmacht, um 1% zurück. Belastend waren hauptsächlich der seit Mitte 2016 tiefere Maximalzins für Konsumkredite und die Negativzinsen. Die Bank spricht insgesamt von einem «gedämpften Schweizer Konsumkreditmarkt». Die Nettoforderungen gegenüber Kunden blieben mit 4,07 Mrd CHF indes stabil. Und der Ertrag aus Kommissionen und Gebühren legte gar um 11% zu.
Der Geschäftsaufwand stieg unterdessen um 4%. So habe die Bank etwa weiter in Digitalisierung investiert. Um Kosten zu sparen, wurden dagegen die Filialen um sieben auf heute 18 reduziert. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 143,7 Mio CHF (-1%). Das unverwässerte Ergebnis je Aktie lag hingegen höher bei 5,10 CHF nach 5,04 CHF im Vorjahr – und damit am obersten Ende der bankinternen Guidance.
Neue Ausschüttungspolitik
Die Aktionäre sollen eine Dividende von insgesamt 4,45 CHF je Aktie erhalten. Diese setzt sich zusammen aus einer höheren ordentlichen Dividende sowie einer ausserordentlichen Dividende von 1,00 CHF zur Ausschüttung von Überschusskapital. Cembra will auch künftig überschüssiges Tier-1-Kapital jenseits von rund 20% via ausserordentliche Dividenden oder Aktienrückkäufe zurückzuführen. Die Zielquote für die ordentliche Dividende bleibt 60 bis 70% des Reingewinns.
Bei einem Tier-1-Ziel von 18% betrage das Überschusskapital immer noch 76 Mio CHF, das für Akquisitionen oder ähnliches verwendet werden soll. Bekanntlich schaut sich die Bank laufend – fast schon verzweifelt – nach Übernahmezielen in der Schweiz um. Viele der potentiellen Akquisitionsziele seien aber entweder zu teuer oder stünden gar nicht zum Verkauf, weshalb auch eine Sonderausschüttung am Markt teilweise antizipiert worden war.
Infrage kommen für Cembra drei Dinge: Akquisitionen im Kerngeschäft, im Bereich zusätzlicher Dienstleistungen wie bei der jüngst übernommenen Swissbilling, einer Anbieterin von Rechnungsfinanzierungen, oder Partnerschaften mit Unternehmen, die anderswo erfolgreich sind, wie etwa mit der Migros.
90% der mittlerweile ausgegebenen 727’000 Kreditkarten gehen auf die Partnerschaft mit dem Detailhändler zurück, die jüngst frühzeitig bis 2022 verlängert wurde. Und das Geschäft wachse auch weiterhin, so Oudmayer. Sollte Cembra die Kooperation eines Tages verlieren, «dann hätten wir ein Problem», gestand der CEO ein. Eine stärkere Diversifizierung sei jedoch schwierig zu erreichen. Allerdings gab er sich sehr zuversichtlich, dass die Bank den Ansprüchen der Migros gerecht werde – mit einer guten Marke sowie einem sehr persönlichen und guten Service für die Kunden.
Tiefere Guidance
Auch 2017 wird sich bei der Cembra Money Bank der tiefere Maximalzinssatz für Konsumkredite negativ auf den Umsatz auswirken. Mit einem tieferen Zinssatz könne man nun einmal nicht dieselben Erträge erzielen, so Oudmayer. Daher ortet die Bank den Gewinn je Aktie für das laufende Jahr bei zwischen 4,70 und 5,00 CHF – nach 4,80 bis 5,10 CHF für 2016.
Der insgesamt etwas tiefere Zinsertrag dürfte jedoch teilweise durch einen höheren Kommissionsertrag aus dem wachsenden Kreditkartengeschäft ausgeglichen werden, wie es hiess.
An der Börse gewinnen die Titel gegen 14.00 Uhr bei überdurchschnittlich hohen Volumen 4,4% auf 83,15 CHF, während der Gesamtmarkt 0,1% im Minus steht. Am Morgen wurde ein neues Allzeithoch bei 84,45 CHF erreicht.
Cembra habe mit der neuen Ausschüttungspolitik eine «clevere» Lösung gefunden, um einerseits Pulver für Ergänzungsakquisitionen trocken zu halten und andererseits eben auch die Aktionäre von der sehr robusten Kapitalisierung der Bank profitieren zu lassen, kommentieren Analysten. (awp/mc/upd/ps)