Chef von Wall-Street-Pleitefirma MF Global tritt ab

Jon Corzine

Jon Corzine: Jäher Absturz nach einer erfolgreichen Karriere.

New York – Der einstige Wall-Street-Star Jon Corzine zieht die Konsequenzen aus der Pleite des von ihm geführten Wertpapierhändlers MF Global: Er erklärte am Freitag, dass er von allen seinen Posten zurücktreten werde. «Ich bin sehr traurig darüber, was bei MF Global geschehen ist, und welche Auswirkungen das auf die Kunden, Mitarbeiter und viele andere hatte.» Auf eine Abfindung werde er verzichten.

Rund 2900 Mitarbeiter müssen um ihren Job bangen, Kunden kommen nicht an ihr Geld heran, Investoren droht ein massiver Verlust. Das Unternehmen sieht sich zudem der Klage eines Anlegers gegenüber, der Corzine und anderen Führungskräften vorwirft, die prekäre Lage der Finanzfirma systematisch beschönigt zu haben.

Nach grosser Karriere gescheitert
Corzine hatte seinen Job erst im vergangenen Jahr angetreten. Er wollte den eher langweiligen Wertpapierhändler in eine glamouröse Investmentbank verwandeln – ganz nach dem Vorbild von Goldman Sachs, wo Corzine einen grossen Teil seines Arbeitslebens verbracht hatte. Er hatte dort als einfacher Händler angefangen und sich bis zum Co-Chef des Wall-Street-Riesen hochgearbeitet. Nach einem Führungsstreit wechselte Corzine in die grosse Politik – er wurde US-Senator und sogar Gouverneur des Bundesstaats New Jersey.

Auf rasche Erholung in der Eurozone gewettet
Corzine hätte sich zur Ruhe setzen können, doch der 64-Jährige wollte es noch einmal wissen und nahm den Chefposten bei MF Global an. Die Firma führt eigentlich Börsengeschäfte im Auftrag ihrer Kunden aus. Doch Corzine spekulierte auch im grossen Stil mit eigenem Geld von MF Global und wettete auf eine rasche Erholung der Eurozone. Dabei sammelte er europäische Staatsanleihen im Volumen von 6,3 Milliarden Dollar (4,5 Mrd Euro) an – viel zu viel für eine solch vergleichsweise kleine Firma, wie Ratingagenturen feststellten.

Hunderte Millionen Dollar verschwunden
MF Global schrieb angesichts der Euro-Schuldenkrise hohe Verluste, die Investoren verloren das Vertrauen, und die Firma musste am Montag Insolvenz anmelden. Zudem schienen plötzlich auch hunderte Millionen Dollar von Kundenkonten verschwunden. Mehrere Finanzaufsichtsbehörden und laut US-Medien auch die Bundespolizei FBI haben Ermittlungen aufgenommen. Corzine erklärte in seiner Abschiedsmitteilung, er wolle MF Global bei den Nachforschungen unterstützen. (awp/mc/pg)

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