China senkt Zinsen im Kampf gegen Folgen der Virus-Epidemie

China senkt Zinsen im Kampf gegen Folgen der Virus-Epidemie
Chinas ehemaliger Notenbankgouverneur Yi Gang.

Shanghai – Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Virusepidemie hat Chinas Notenbank die Zinsen weiter gekappt. Sie senkte am Donnerstag den einjährigen Referenz-Zinssatz (LPR) auf 4,05 Prozent von 4,15 Prozent. Experten hatten mit diesem Schritt gerechnet.

Laut Insidern dürften binnen Wochen auch die Reserveanforderungen für die Banken (RRR) weiter gelockert werden. Damit soll mehr Geld für die Kreditvergabe losgeeist werden. Erklärte Absicht der Zentralbank ist es zudem, Firmen mit günstigen Darlehen zu versorgen, die in den Prozess der Prävention und Kontrolle des Coronavirus eingebunden sind.

In China legten die Börsen-Kurse nach der Zinssenkung kräftig zu: Der CSI300 der wichtigsten Werte in Shanghai und Shenzhen gewann mehr als zwei Prozent, der Index der Börse Shanghai 1,6 Prozent. «Das Signal der chinesischen Behörden lautet: Es wird weiter eine Lockerung geben, aber in massvollem Tempo», sagte Ökonom Mayank Mishra von der Standard Chartered Bank in Singapur. Keinesfalls solle an den Märkten die Erwartung geschürt werden, dass es aggressive Schritte geben werde.

«Kleinen Firmen droht Geld auszugehen»
Volkswirt Julian Evans-Pritchard vom Analysehaus Capital Economics verweist allerdings darauf, dass die Notenbankmassnahmen das Los von Millionen kleinerer Firmen wohl kaum lindern wird, die unter den Auswirkungen der Viruskrise leiden. «Studien lassen darauf schliessen, dass einem Drittel dieser Firmen in den kommenden beiden Wochen das Geld ausgehen könnte, falls sich die Geschäfte nicht normalisieren.»

Die Notenbank hatte jüngst vorsorglich den Zinssatz für mittelfristige Darlehen (MLP) um zehn Punkte auf 3,15 Prozent reduziert. Damit sollen Kreditgeschäfte in Milliardenhöhe erleichtert werden. Die Notenbank erwartet, dass die Viruskrise nur in beschränktem Masse auf die Konjunktur durchschlagen wird. China will sich zudem nicht von seinen Wachstumszielen abbringen lassen.

Die Krise trifft die auch vom Handelskonflikt mit den USA geschwächte Wirtschaft des Schwellenlandes zusätzlich, die sich vom Turbowachstum früherer Jahre längst verabschiedet hat. Angesichts der abflauenden Konjunktur ist Chinas Zentralbank bereits mehrfach aktiv geworden: Sie senkte den Referenzzins seit Sommer 2019 in mehreren Schritten. Seit Anfang 2018 hat die PBOC zudem die Reserveanforderungen immer weiter verringert.

China hatte im August 2019 eine weitreichende Zinsreform verkündet. Damit will die Zentralbank unter anderem erreichen, dass Finanzinstitute an ihre Kunden den Referenzzins LPR weitergeben, der tendenziell niedriger ist als der klassische Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank leihen können. (awp/mc/ps)

People’s Bank of China

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