Peking – Die chinesische Zentralbank hat das Unternehmen Ant Group des Investors Jack Ma aufgefordert, sich wieder auf sein ursprüngliches Kerngeschäft zu konzentrieren. Das Finanzunternehmen soll sein Geschäft mit Kreditvergabe, Versicherungen und Vermögensverwaltung «bereinigen», wie es in einer Mitteilung der Zentralbank (People’s Bank of China) hiess. Stattdessen solle sich Ant wieder auf seine Wurzeln als Anbieter von Zahlungsdienstleistern besinnen.
Zwar ordnete die Zentralbank nicht direkt die Zerschlagung des Konzerns an, an dem der Handelsriese Alibaba zu einem Drittel beteiligt ist. Stattdessen erklärte sie, es sei für die Ant Group «notwendig zu verstehen», dass das Geschäft «überarbeitet» werden müsse – und zwar so schnell wie möglich. Der Konzern muss auf Geheiss der Zentralbank nun eine mit genügend Kapital ausgestattete separate Finanzholding aufsetzen. Der Regulierer warf der Ant Group zudem eine zu grosse Marktmacht vor, die den Wettbewerb beschädige sowie die Interesse von hunderten Millionen Konsumenten verletze.
Börsengang kurzfristig abgesagt
Die Ant Group hatte eigentlich an die Börse gehen wollen. Anfang November war der Börsengang (IPO) jedoch kurzfristig abgesagt worden. Grund waren neue Pläne für Beschränkungen der Online-Kreditvergabe, die das Geschäft der Ant Group stark beeinträchtigen dürften. Danach müssen solche Unternehmen künftig 30 Prozent der Kredite selbst finanzieren, die gemeinsam mit Banken vergeben werden. Experten sahen darin aber auch einen möglichen Schritt gegen ein Unternehmen, das in den Augen der Regierung eventuell zu gross gegenüber dem Staat geworden ist.
Ende November hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass die Chancen für einen Börsengang im kommenden Jahr immer geringer würden. Dabei wurde als Grund die neuen Richtlinien für die Kreditvergabe an Verbraucher genannt.
Ein weiterer Aufschub des Börsengangs in Shanghai und Peking wäre ein zusätzlicher Rückschlag für Alibaba-Gründer Jack Ma sowie Frühphaseninvestoren wie Warburg Pincus, hatte Bloomberg damals berichtet. Das IPO sollte ursprünglich 34,5 Milliarden US-Dollar (28,8 Mrd Euro) in die Kassen spülen und den bislang grössten Börsengang von Saudi Aramco in Höhe von 29 Milliarden Dollar in den Schatten stellen. (awp/mc/pg)