Chris Beer, Portfolio Manager RBC Global Precious Metals Fund, im Interview

Chris Beer

Chris Beer, Portfolio Manager des RBC Global Precious Metals Fund

Von Dieter Haas, Derivative Partners AG, www.payoff.ch

payoff im Gespräch mit Chris Beer, Portfolio Manager des RBC Global Precious Metals Fund, über die Gründe für die Hausse der Goldminenaktien in 2016, die Perspektiven, die Hauptrisiken, die auf lange Sicht aussichtsreichsten Edelmetalle, die attraktivsten Haupt- und Nebenwerte in der Branche sowie die Strategie des Fonds.

payoff: Der Bergbausektor wies in diesem Jahr bisher die beste Performance auf. Was sind die Gründe?

Chris Beer: Die Branche erlitt im vergangenen Jahr einen regelrechten Ausverkauf. Dabei zählten die Aktien von Vedanta Resources, Anglo American und Glencore zu den Werten im FTSE mit der schwächsten Kursentwicklung. Somit war der kräftige Aufschwung in 2016 teilweise die Folge des generellen Ueberverlaufs des Vorjahres. Fundamental betrachtet war der Sektor in den letzten zwölf Monaten damit beschaeftigit sich Bilanz  bezueglichen Problemen zu stellen indem Massnahmen wie Kostensenkungen, Veräusserung von Vermögenswerten und Lizenzeinnahmen und Anpassung der Bilanz im Allgemeinen getroffen wurden. Falls sich die Rohstoffpreise weiter erholen, sollten wir eine Verbesserung der Rentabilität sehen.

«Wir haben erst kürzlich unsere Gewichtung in Kinross Gold erhöht.»

Handelt es sich bei der jüngsten Entwicklung um eine Trendwende für den S&P/TSX Global Gold Index?

Der Edelmetallsektor hat in den vergangenen Monaten bedeutende Fortschritte durch eingeleitete Kostensenkungen, Verkäufe von Vermögenswerten und eine substanzielle Verbesserung der Finanzstruktur erzielt. Das Verhältnis Verschuldung zum EBITDA liegt im Goldsektor nur noch bei einem Wert von zwei, während im allgemeinen Minensektor diese Relation einen Wert von vier aufweist. Nach dem Höhepunkt im Herbst 2011 folgte im Edelmetallsektor ein mehr als vier Jahre anhaltende Baisse. Dank einer Kombination verbesserter fundamentaler Rahmenbedingungen, der Einführung von Strafzinsen in vielen Ländern sowie der bestehenden Untergewichtung der Goldaktien in den Depots vieler Anleger sind die gegenwärtigen Perspektiven vielversprechend. Nach drei vergeblichen Anläufen Anfang 2014, 2015 und jetzt auch 2016 naehern sich Anleger Aktien nur zögerlich . Im Anschluss an eine Konsolidierungsphase sehen wir weiteres Wertsteigerungspotenzial für Edelmetalle. Es sind derzeit die einzigen Rohstoffe, bei denen die Konsensus-Schätzungen hinter der Terminkurve zurückliegen.

Was sind die Hauptrisiken für den Sektor in 2016?

In den letzten Jahren war die Ankündigung der Normalisierung des Zinsniveaus seitens der US Fed das Hauptrisiko für den Goldsektor. Nach der im Dezember vorgenommenen erstmaligen Erhöhung desr Leitzinssatzes erwarten wir nun noch eine weitere. Wegen der in vielen Ländern eingeführten Negativverzinsung wird die Konkurrenz zwischen Erträgen aus Obligationen und Gold zudem spürbar geringer. Bisher galt die Auffassung, und in einigen Zyklen war das auch die Realität, dass zwischen den Leitzinsen und dem Goldpreis eine umgekehrte Wechselbeziehung besteht. Üblicherweise beginnt eine Hausse beim Goldpreis jedoch bereits sechs Monate vor der letzten Erhöhung des Leitzinsasatzes in den USA. Der Bergbausektor leidet noch unter dem Konjunkturabschwung und der hohen Verschuldung in den Schwellenländern.

«Uns gefällt die Strategie, die Richmont Mining verfolgt, um die Zurückgewinnung von Material zu verbessern und die Rentabilität seiner Island Lake Mine zu erhöhen.»

Daher hat die Sorge über eine anhaltende konjunkturelle Schwäche in China negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach Metallen. Es zeichnet sich inzwischen bei Zink bereits eine positive Angebotsreaktion ab. Bei Eisenerz und Kupfer sind wir allerdings bestimmt noch zwei Jahre von einem ausgewogenen Markt entfernt. Im Kupfermarkt genügt bereits eine kleine Nachfragesteigerung, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Welches Edelmetall bietet langfristig das grösste Preispotenzial?

Gold und Silber verfügen über mehr Spielraum beim Thema Negativzinsen als die Platingruppenmetalle. Die hohe Verschuldung weltweit und die Notwendigkeit, das Zinsniveau weiterhin niedrig zu halten, um Ländern und Anlegern die Möglichkeit zu bieten sich zu entschulden, führt zu einem Wiedererstarken der Nachfrage nach Gold. Dahingegen handelt es sich bei Platin und Palladium um eine längerfristige Geschichte. Das gilt insbesondere für Platin, falls sich die Verlagerung von Diesel zu Benzin in Europa fortsetzen sollte.

Wo stehen Gold und Silber am Jahresende?

Wir treffen für gewöhnlich keine Preisvorhersagen. Wir versuchen eine Prognose zu erstellen und, wie bereits erwähnt, gibt es eine Anzahl von Faktoren, die darauf hindeuten, dass der Abwärtstrend zum Stillstand gekommen ist. Wir versuchen jetzt eine neue, höhere Spanne zu ermitteln. Statt sich einzig auf den Goldpreis zu einem beliebigen Zeitpunkt zu konzentrieren, versuchen wir in unseren Analysen Preisszenarien zu entwerfen und prüfen mit unserem Team deren Auswirkungen auf die Entwicklung der einzelnen Goldminenwerte. Gegenwärtig liegt die langfristige Konsensprognose bei USD 1‘200 pro Feinunze. Aktien diskontieren unserer Meinung nach einen niedrigeren Kurs. Daher glauben wir, dass auf dem gegenwärtigen Goldpreis basierend weiteres Aufwärtspotenzial besteht. Unser Hauptaugenmerk liegt darin, diejenigen Edelmetallanteilwerte zu finden, die ein höheres Niveau an Free-Cash-Flow und Wachstum aus Projekten haben und die vom Markt in unseren Augen nicht adäquat bewertet werden.

Welche drei grossen Goldminenaktien bieten auf mittlere bis lange Frist das höchste Potenzial?

Unserer Meinung nach besitzt Agnico Eagle ein starkes Management-Team, eine solide Bilanz und eine Gruppe von Goldminen, die jetzt und in der Zukunft Gold fördern. Das ist in unserem Fonds eine Kernposition. Kürzlich haben wir unsere Gewichtung in Kinross Gold erhöht. Unserer Meinung nach hat das Unternehmen fast unbemerkt eine beachtliche operative Leistung erbracht. Der neueste Bericht seines grössten Wachstumsträgers, dem Tasiast-Projekt in Mauretanien, zeigt erheblich gesteigerte Erträge bei geringeren Risiken. Anleger sollten daher Kinross neu bewerten. Unser Favorit ist vielleicht Randgold, da sich die Unternehmenskultur darauf konzentriert, eine hohe Verzinsung des investierten Kapitals zu erzielen, basierend auf einem Goldpreis von USD 1‘000. Erreicht wurde dies durch die eingesetzte Technologie und Out-of-the-Box-Erwerb einzelner Vermögenswerte zu Ausverkaufspreisen. Das Auffinden preisgünstiger Goldvorkommen ist der grösstmögliche Mehrwert, den eine Minengesellschaft erzielen kann.

Sehen Sie potenzielle Übernahmekandidaten?

Formal treffen wir keine Anlageentscheide mit Blick auf Mergers & Acquisitions. Dennoch waren wir erfreut über einige M&A in der jüngsten Vergangenheit, von denen wir profitiert haben. Dazu gehören die Übernahmen von Lake Shore Gold durch Tahoe, von True Gold durch Endeavour Mining und von Claude Resources durch Silver Standard. Wir sind Eigentümer all dieser Unternehmen, mit Ausnahme von Silver Standard. In den drei genannten Fällen war der gezahlte Aufschlag nicht exorbitant hoch. Somit konnte die neu geschaffene Einheit von den Synergien profitieren.

«Im Anschluss an eine Konsolidierungsphase sehen wir weiteres Wertsteigerungspotenzial für Edelmetalle.»

Wir gehen davon aus, dass es auch weiterhin Mergers & Acquisitions geben wird, aber vielleicht sind einige der besten Mergers & Acquisitions diejenigen, die nicht stattfinden. Randgold zum Beispiel, das der Due Diligence bei Ashanti Gold, das im Besitz von Anglo Gold ist, aus dem Weg gegangen ist.

Welches sind die aussichtsreichsten Mid- und Small Caps?

Uns gefällt die Strategie, die Richmont Mining verfolgt, um die Zurückgewinnung von Material zu verbessern und die Rentabilität seiner Island Lake Mine zu erhöhen. Das müsste zu einer längeren Lebensdauer der Mine, höherer Effizienz bei der Förderung und einem höheren Cash-Flow führen. Detour Gold kann eine ausserordentlich gute Performance aufweisen. Für die Verbesserung der Rentabilität der Detour Mine stehen alle operativen Aspekte im Fokus. Die Mine hat eine Lebensdauer von 25 Jahren und die Gewinne daraus machen sie zu einer Kernbeteiligung in unserem Fonds.

Können Sie unseren Lesern die Ziele des RBC Global Precious Metals Fund erläutern?

Die Strategie des Fonds besteht darin, Edelmetall-Unternehmen aus einer Palette von Micro-, Small-, Mid- und Large-Cap-Aktien auszuwählen, die alle eine gemeinsame Grundlage haben. Wir konzentrieren uns auf Projekte, die sich unserer Meinung nach nicht in vollem Umfang im Aktienkurs widerspiegeln, aber mit der Zeit die Markterwartungen übertreffen werden.

Wodurch zeichnet sich der Fonds im Vergleich zu seinen Konkurrenten aus?

Wir führen umfassende Vor-Ort-Besichtigungen durch, prüfen das Management auf Herz und Nieren und ziehen, falls erforderlich, externe Berater hinzu,. Wir versuchen herauszufinden, weshalb der Markt ein Unternehmen über- oder unterbewertet.

Herzlichen Dank für das Interview.

Der Gesprächspartner:
Christopher Beer ist Vice President und Senior Portfolio Manager von Global Equities bei RBC Global Asset Management Inc. Er ist Leiter des Bereichs Energie und Grundstoffe. Beer trat 2000 in das Unternehmen ein. Seit 1993 untersucht und analysiert er Rohstoffunternehmen mit dem Schwerpunkt Edelmetall- und Grundmetallunternehmen. In seinen Analysen von Rohstoffunternehmen vereint Beer unterschiedliche Sichtweisen aus seinen Erfahrungen in der Investmentbranche und seiner vierjährigen Tätigkeit als Feldgeologe. Beer ist ein Chartered Financial Analyst (CFA) seit 1996. Er schloss das Studium der Geologie an der Memorial University in Neufundland mit einem Bachelor of Science ab hat einen MBA in Finance an der Joseph L. Rotman School of Management der University of Toronto erworben.

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