Citigroup-CEO Vikram Pandit.
New York – Die vom Staat gerettete US-Grossbank Citigroup sahnt wieder ab. Im ersten Quartal verdiente das Wall-Street-Haus knapp 3,0 Milliarden US-Dollar (2,1 Mrd Euro). Bankchef Vikram Pandit sprach am Montag in New York davon, dass die Bank anhaltende Fortschritte mache. Vor allem die Zahl der faulen Kredite nahm weiter ab.
Citigroup-Aktien legten zum Handelsbeginn in New York nach einem hektischen Hin und Her zuletzt um 0,45 Prozent auf 4,44 Dollar zu. Händler nannten die Zahlen «ok». Der Dow Jones tendierte schwach. Im Vorjahreszeitraum hatte die Citigroup zwar noch 4,4 Milliarden Dollar übrig behalten. Doch damals herrschte Ausnahmezustand: Das Investmentbanking warf so kurz nach der Finanzkrise gigantische Gewinne ab, angeheizt vom billigen Geld der Notenbanken. Nun hat sich die Lage in der gesamten Branche etwas normalisiert. Der Gewinn der Sparte fiel um beinahe die Hälfte auf 1,7 Milliarden Dollar.
Privatkundengeschäft zieht wieder deutlich an
Dagegen läuft das Privatkundengeschäft wieder deutlich besser, seitdem die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Die Kunden begleichen ihre Schulden gewissenhafter. Der Gewinn in der Konsumentensparte stieg von einer knappen Milliarde Dollar auf mehr als 1,5 Milliarden Dollar. Die Citigroup ist mit 4.200 Filialen und 260.000 Mitarbeitern weltweit vertreten. Neben dem Heimatmarkt ist das Institut vor allem in Lateinamerika stark, wo mehr als die Hälfte der Niederlassungen stehen. Auch in Asien ist die Bank vor Ort. Gegenüber ihren Glanzzeiten ist die Citigroup allerdings deutlich geschrumpft.
Einstiger Stolz der Wall Street
Einst galt das Haus als der Stolz der New Yorker Finanzwelt. In der Finanzkrise musste der US-Steuerzahler die Bank aber mit insgesamt 45 Milliarden Dollar stützen. Die Citigroup hatte sich wie so viele Konkurrenten am US-Hypothekenmarkt verhoben. Erst im Dezember hatte sich der Staat komplett zurückgezogen. Bankchef Pandit hat die Citigroup nach ihrem Beinahe-Kollaps neu sortiert und im Wesentlichen auf das klassische Bankgeschäft zurechtgestutzt. Er verkaufte allzu risikoreiche Geschäftszweige oder machte sie dicht. Das deutsche Privatkundengeschäft ging an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel. Die einstige Citibank firmiert nun hierzulande unter Targobank.
Jüngste Delle scheint überwunden
Gegen Ende des vergangenen Jahres musste die Citigroup einen Rückschlag verkraften, als vor allem das Ergebnis im Investmentbanking regelrecht einbrach und der Konzerngewinn auf vergleichsweise schwache 1,3 Milliarden Dollar zusammenschrumpfte. Doch die Delle scheint überwunden. Die Citigroup steht damit wesentlich besser da als die ebenfalls vom Staat gestützte Bank of America . Im Gegensatz zum Konkurrenten darf sie wieder freier über ihr Geld verfügen. Die US-Notenbank Fed hatte jüngst die Zügel gelockert. Nun will die Citigroup eine Minidividende von 1 Cent je Quartal zahlen. Im Jahr 2009 hatte die Bank noch Verluste geschrieben.
Glänzende Zahlen von JPMorgan Chase
An den Branchenprimus in den Vereinigten Staaten, JPMorgan Chase, kommt die Citigroup indes bei weitem nicht heran. JPMorgan hat alleine im ersten Quartal satte 5,6 Milliarden Dollar verdient. Dem Rivalen war es gelungen, die Kreditausfälle noch drastischer einzudämmen und gleichzeitig das Kreditkarten-Geschäft anzukurbeln. Vor allem aber verfügt JPMorgan über ein ungleich stärkeres Investmentbanking. Der Zahlenreigen bei den US-Banken geht nun in rascher Folge weiter: Am Dienstag ist die Investmentbank Goldman Sachs an der Reihe, am Mittwoch folgt die bei Privatkunden starke Wells Fargo und am Donnerstag Morgan Stanley. (awp/mc/upd/ps)