Commerzbank-CEO Martin Blessing.
Frankfurt am Main – Die am Staatstropf hängende Commerzbank will noch 2011 einen Teil der Steuermilliarden zurückzahlen. Der Konzern stellte am Mittwoch zudem in Aussicht, für das laufende Jahr erstmals Zinsen auf die vom Staat geliehenen Gelder zahlen zu wollen. Das könnte Kritiker besänftigen, doch es bleiben Unwägbarkeiten – wie die Bank selbst einräumte. Vieles hänge davon ab, wie sich die Schuldenkrise in Europa und die Folgen der weltweiten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise weiter entwickelten.
Das Privatkundengeschäft bleibt ein Baustelle, obwohl das Management um Martin Blessing die Integration der 2008 gekauften Dresdner Bank auf der Zielgeraden sieht. «Wir wollen die Stillen Einlagen des Soffin bereits 2011 um einen signifikanten Betrag zurückführen», verkündete Commerzbank-Chef Blessing. Der Staat stützt den Konzern über den Bankenrettungsfonds Soffin derzeit noch mit Stillen Einlagen in Höhe von 16,2 Milliarden Euro. Zudem ist der Bund mit 25 Prozent plus einer Aktie grösster Einzelaktionär der zweitgrössten deutschen Bank. Mit den Steuergeldern sicherte der Staat die – politisch gewollte – Dresdner-Übernahme ab. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten sowie die für 2010 vorgelegten Zahlen gut an. Das Commerzbank-Papier legte in einem schwachen Gesamtmarkt mehr als ein Prozent zu.
Trendwende geschafft
Das Jahr 2010 schloss die Commerzbank mit 1,4 Milliarden Euro Überschuss ab. Damit schaffte der Konzern zumindest gemessen am internationalen Bilanzstandard IFRS die Trendwende: Ein Jahr zuvor standen 4,5 Milliarden Euro Verlust in den Büchern. Zinsen auf die geliehenen Steuergelder zahlt die Commerzbank dennoch nicht: Der für die Zinszahlung massgebliche Einzelabschluss der Commerzbank AG nach Handelsgesetzbuch (HGB) fiel tiefrot aus. Eine Abschreibung von 1,9 Milliarden Euro auf den Buchwert der Sorgentochter Eurohypo – die nach einer EU-Auflage bis spätestens Ende 2014 verkauft werde muss – sorgte unter dem Strich nach HGB für 1,2 Milliarden Euro Verlust.
Zinsen an Staat zahlen
Damit entgehen dem Staat auch für 2010 rund 1,5 Milliarden Euro Zinszahlungen. Doch Blessing versicherte: «Es ist auch unser Anspruch, die Stillen Einlagen des Soffin für 2011 zu bedienen oder umgangssprachlich «zu verzinsen». Die Bank werde «alles daran setzen, dass der Bund sein Engagement insgesamt positiv abschliesst». 2010 steuerte die Mittelstandsbank ein Rekordergebnis von operativ 1,6 Milliarden Euro bei, während das Privatkundengeschäft mit elf Millionen Kunden operativ gerade einmal auf ein Plus von 48 Millionen Euro kam. Hier rechnet die Bank erst ab Mitte 2011 mit einer Besserung.
Blessing legt Messlatte höher
Im laufenden Jahr will die Bank ihren operativen Gewinn deutlich steigern. Dazu sollen die Kosten weiter sinken, zudem sei eine rückläufige Risikovorsorge zu erwarten. 2010 betrug der operative Gewinn knapp 1,4 Milliarden Euro, nachdem die Bank 2009 noch tief in den roten Zahlen steckte. Für die Zukunft gab Blessing noch ehrgeizigere Ziele aus. «Wir werden uns nicht mit dem Erreichen der 2012er-Ziele zufrieden geben. Im Gegenteil: Wir haben uns schon jetzt für die Zeit danach eine weitere deutliche Ergebnissteigerung vorgenommen.» 2012 will die teilverstaatlichte Commerzbank operativ mehr als vier Milliarden Euro verdienen. Das wären rund 2,6 Milliarden mehr als 2010. (awp/mc/ss)