Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender Commerzbank. (Foto: Commerzbank)
Frankfurt – Der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke hat mit zunehmendem Gegenwind zu kämpfen. Nach einem schwachen Jahresstart sackte auch der Gewinn im zweiten Quartal 2016 deutlich ab. Das teilte der Frankfurter Dax-Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen überraschend bereits am Montagabend mit. Die detaillierten Ergebnisse für den Zeitraum April bis Juni will das Institut am 2. August veröffentlichen.
Der Überschuss sank zum Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 209 (Vorjahreszeitraum: 307) Millionen Euro. Der operative Gewinn ging auf 342 (419) Millionen Euro zurück. Analysten hatten mit etwas geringeren Rückgängen gerechnet.
Aktie weitet Jahresminus aus
Die Aktie der Commerzbank fiel am Dienstagmorgen mit einem kräftigen Minus von mehr als sechs Prozent auf rund 5,50 Euro ans Dax-Ende. Seit Jahresbeginn hat das Papier etwas mehr als 40 Prozent an Wert verloren und notiert damit nahe Rekord-Tiefstständen.
Wie anderen Banken auch machen der Commerzbank die historisch niedrigen Zinsen zu schaffen, die sich immer stärker in die Ergebnisse hineinfressen. Zudem bremst die Unruhe an den Kapitalmärkten den Erholungskurs.
Der bisherige Privatkundenvorstand Zielke, der Deutschlands zweitgrösste Geschäftsbank seit Mai führt, feilt derzeit an einer Strategie für die kommenden Jahre. Sein Vorgänger Martin Blessing hatte sich nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise und dem Einstieg des Staates als Retter mit einem Milliardenüberschuss und der ersten Dividende seit 2007 verabschiedet.
Kapitalpuffer schmelzen
Die Prognose für 2016 wackelt bereits seit dem schwachen ersten Quartal. Es werde «deutlich ambitionierter», im Gesamtjahr das Ergebnis von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr zu erreichen, hatte die Commerzbank Anfang Mai erklärt. Dennoch legte die Bank für das erste Halbjahr bereits 10 Cent je Aktie für eine erneute Gewinnausschüttung zurück. Grösster Aktionär ist nach wie vor der Bund mit gut 15 Prozent.
Abstriche musste die Bank im zweiten Quartal bei ihren Kapitalpuffern hinnehmen. Die harte Kernkapitalquote rutschte von 12,0 Prozent Ende März auf 11,5 Prozent Ende Juni. Eigenkapital gilt als Puffer für Krisen. Bis 2019 muss die Commerzbank unter vollständiger Anwendung aller schärferen Regeln auf eine harte Kernkapitalquote von 11,75 Prozent kommen.
Das Absacken der Quote begründete die Bank mit verschärften Regeln bei der Berechnung von Risiken im Tagesgeschäft. Zum anderen musste das Institut wegen der niedrigen Zinsen seine Pensionsverpflichtungen für die eigenen Betriebsrenten kräftig erhöhen. Und auch die höheren Risiken für italienische Staatsanleihen hinterliessen Spuren. (awp/mc/ps)