Commerzbank mit Milliardengewinn
Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender Commerzbank.
Frankfurt am Main – Ein Milliardengewinn im ersten Quartal gibt der teilverstaatlichten Commerzbank Rückenwind für die wichtigen Weichenstellungen bei der Hauptversammlung am Freitag. Von Januar bis März verdiente das Institut vor Steuern rund 1,1 Milliarden Euro, wie die deutsche Nummer zwei am Montag in Frankfurt überraschend mitteilte.
Das waren fast 43 Prozent mehr als vor einem Jahr. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von rund einer Milliarde Euro übrig – vor einem Jahr waren es gut 700 Millionen Euro. Mit den Zahlen übertraf die Bank die Erwartungen von Analysten deutlich. Die Aktie reagierte bis zum Mittag mit einem Kurssprung von gut 2,7 Prozent. «Die Quartalszahlen können sich wirklich sehen lassen», kommentierte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade. «Das wird den arg geschundenen Aktien des Finanzinstituts nach der letzten Kapitalerhöhung und vor der neuen Finanzierungsrunde Halt geben können.» Die positive Kursreaktion könnte aus Sicht eines anderen Börsianers zusätzlich durch Käufe von Anlegern verstärkt worden sein, die wegen der zweiten anstehenden Kapitalerhöhung auf weiter fallende Kurse gesetzt hätten und nun ihre Positionen eindecken müssten.
Risikovorsorge gesunken
Beobachter stellten besonders die deutlich gesunkene Risikovorsorge heraus. Für mögliche Zahlungsausfälle legte die vom Staat in der Krise mit Milliarden gestützte Bank zu Jahresbeginn nur noch 320 Millionen Euro zurück. Vor einem Jahr war es noch doppelt so viel. Auch die allgemeinen Verwaltungskosten gingen etwas auf weniger als 2,2 Milliarden Euro zurück. Die sogenannte Kernbank – dazu zählt das Management das Privatkundengeschäft, die Mittelstandsbank, die Osteuropaaktivitäten und das Investmentbanking – erwirtschaftete einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro. Darin enthalten sind Sondererträge aus ersten Kapitaloptimierungen in Höhe von rund 360 Millionen Euro zu Jahresbeginn. Die harte Kernkapitalquote (Core Tier 1) stieg dadurch von Ende Dezember bis Ende März um einen Prozentpunkt auf 11 Prozent.
Hauptversammlung am Freitag
Die guten Zahlen könnten Kritiker unter den Eigentümern vor der Hauptversammlung besänftigen. Dabei muss Commerzbank-Chef Martin Blessing zum Aufbruch blasen und bei den Aktionären um Unterstützung für die geplante Mega-Kapitalerhöhung werben. Damit will Deutschlands zweitgrösste Bank schneller als erwartet die direkten Staatshilfen abtragen. Bis Mitte Juni will die Bank 14,3 Milliarden Euro der noch 16,2 Milliarden Euro Stillen Einlage des Bundes zurückzahlen. 11 Milliarden Euro sollen aus einer Kapitalerhöhung kommen, der grössten in der deutschen Unternehmensgeschichte. Die Anteile der Alt-Aktionäre verwässern dadurch deutlich, weshalb der Schritt nicht populär ist. Trotzdem gilt die Zustimmung als Formsache. Der Bund mit seinem 25-Prozent-Anteil trägt die Massnahme mit, auch der Versicherungskonzern Allianz als zweiter Hauptaktionär hat seine Mitwirkung signalisiert. (awp/mc/ps)