Griechenland-Krise trifft Commerzbank hart

Griechenland-Krise trifft Commerzbank hart

Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender Commerzbank.

Frankfurt am Main – Die Griechenland-Krise hat die teilverstaatlichte Commerzbank voll erwischt. Die zweitgrösste deutsche Bank rutschte im dritten Quartal wegen neuer Abschreibungen auf Anleihen des griechischen Staates tief ins Minus und musste wegen Problemen im Kerngeschäft die Prognosen kassieren. Zudem stoppt die Bank das Neugeschäft bei der Problemtochter Eurohypo, die wegen der erhaltenen Staatshilfen in den kommenden Jahren verkauft werden muss. Commerzbank-Chef Martin Blessing will so die Risiken verringern. Doch das reicht nicht aus, um die in der vergangenen Woche neu beschlossenen härteren Kapitalvorschriften für grosse europäische Banken zu erfüllen.

Daher will er jetzt die Kosten weiter drücken und den Abbau von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäften beschleunigen. Die profitablen Töchter Comdirect und die polnische BRE Bank sollen aber gegen anders lautende Spekulationen im Konzern bleiben. Dagegen soll das Kreditgeschäft ausserhalb Deutschlands und Polens eingefroren werden. Blessing will unter allen Umständen vermeiden, dass er noch einmal zum Staat gehen muss, um die Kapitallücke von knapp drei Milliarden Euro bis Mitte 2012 zu füllen. Die Bank betonte, dass die Schritte nicht zu Lasten der deutschen Wirtschaft gehen sollten.

Prognosen kassiert
Für 2011 sei das Ergebnis nicht verlässlich zu prognostizieren, schrieb Blessing am Freitag in einem Brief an die Aktionäre. Entscheidend sei die Entwicklung im europäischen Schuldendrama. Bereits vor drei Monaten hatte der Vorstand seine Gewinnprognose für den Konzern unter den Vorbehalt «stabiler Märkte» gestellt. Ziel war es bislang, den operativen Gewinn «signifikant» über den Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro zu steigern. Auch das Ziel für 2012, einen operativen Gewinn von 4 Milliarden Euro zu erwirtschaften, gab die Bank auf. Für das kommende Jahr erwartet das Management aber zumindest in der Kernbank – dazu gehört das Privatkundengeschäft, die Mittelstandsbank, die Osteuropa-Sparte und das Investmentbanking – noch ein «gutes operatives Ergebnis».

Minus fällt höher aus als erwartet
Im dritten Quartal stand beim operativen Ergebnis ein Minus von 855 Millionen Euro nach einem Plus von 116 Millionen Euro vor einem Jahr. Das war mehr als von Experten befürchtet. Unter dem Strich stand ein Verlust von 687 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte die Bank in diesem Zeitraum noch 113 Millionen Euro verdient. Die von der Schuldenkrise ausgelösten Marktturbulenzen setzten in den drei Monaten bis Ende September anders als zuvor auch dem Kerngeschäft zu. Vor allem im Investmentbanking musste die Commerzbank Federn lassen, blieb aber im Unterschied zu vielen Konkurrenten noch knapp in den schwarzen Zahlen.

Engagement in Schuldenstaaten weiter reduzieren

Die in der Krise vom Steuerzahler mit Milliarden gerettete Bank korrigierte den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen um weitere 798 Millionen Euro nach unten. Sie stehen nur noch mit 48 Prozent vom Nominalwert in den Büchern. Bereits im zweiten Quartal hatte das Institut ein Viertel des Wertes abgeschrieben und dafür eine Belastung von 760 Millionen Euro verbucht. Grund für die neue Abwertung ist die Ankündigung der Finanzbranche beim Euro-Gipfel der vergangenen Woche, freiwillig bei einem 50-prozentigen Schuldenschnitt für Griechenland mitzumachen.

Blessing, der sich in Sachen Schuldenschnitt vom Staat getäuscht fühlt, zog Konsequenzen aus dem seit Monaten anhaltenden Schulden-Drama in einigen südeuropäischen Ländern. Die Commerzbank reduzierte das Engagement in den besonders hoch verschuldeten Staaten bereits deutlich und will dies auch in den kommenden Monaten weiter tun. (awp/mc/upd/ps)

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