Commerzbank schüttelt Staat ab

Commerzbank schüttelt Staat ab

Commerzbank-CEO Martin Blessing.

Frankfurt am Main – Gut zwei Jahre nach dem Einstieg des Bundes will sich die Commerzbank mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung vom Löwenanteil der Staatshilfen befreien. 14,3 Milliarden Euro der Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin von derzeit 16,2 Milliarden Euro sollen bis Juni zurückgezahlt werden, wie der Frankfurter Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte.

Damit geht die Commerzbank weit über die «mindestens zehn Prozent» Rückzahlung hinaus, die Vorstandschef Martin Blessing im Februar angekündigt hatte. Spätestens 2014 will die Commerzbank die Hilfen komplett zurückgeführt haben. Für 2012 peilt der Vorstand um Bankchef Martin Blessing schon wieder eine Dividende an.

Rückkehr in Gewinnzone früher als erhofft
Die Commerzbank-Aktie rutschte am Morgen zunächst in die Verlustzone, legte dann jedoch kräftig zu und lag am Vormittag mit 2,73 Prozent im Plus bei 5,755 Euro. Analyst Domenico Vinci von Goldman Sachs zeigte sich vom Zeitpunkt und dem Umfang der Kapitalerhöhung überrascht. Börsianer lobten, dass die Commerzbank zu einem grossen Befreiungsschlag ausholt, statt die Kapitalmassnahmen über Jahre zu strecken. Ein Händler hob zudem die Aussagen zum ersten Quartal hervor. «Wir sind ein Jahr früher als erwartet in die Gewinnzone zurückgekehrt, und wir setzen auch die Integration der Dresdner Bank in wichtigen Bereichen schneller als geplant um», sagte Commerzbank-Chef Blessing.»Das gibt uns die Möglichkeit, die Stillen Einlagen schneller als erwartet und in einem Paket um rund 90 Prozent zu reduzieren.»

Kapitalerhöhung über 11 Milliarden Euro
Um die Milliardensumme zusammenzubekommen, schiebt die Commerzbank eine Kapitalerhöhung über 11 Milliarden Euro an. Davon will Blessing 8,25 Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln. Weitere 2,75 Milliarden Euro sollen aus den bestehenden Staatshilfen selbst stammen, die in zwei Schritten in Commerzbank-Aktien getauscht werden. Die gesamte Transaktion ist so gestaltet, dass der Bankenrettungsfonds Soffin am Ende nach wie vor die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie hält. Damit kann der Bund ihm unliebsame Entscheidungen blockieren.Die eigentlich für den 18. Mai geplante Hauptversammlung wird auf den 6. Mai vorgezogen. Dann sollen die Aktionäre dem Vorhaben zustimmen.

Allianz will sich an Kapitalerhöhung beteiligen
Den Angaben zufolge hat internationales Bankenkonsortium (unter anderen Deutsche Bank , JP Morgan, Citi) zugesagt, den am Kapitalmarkt angestrebten Emissionserlös von 8,25 Milliarden Euro zu garantieren – vorausgesetzt, der Soffin beteilige sich wie vorgesehen. Die restliche Summe zu der geplanten Rückzahlung von 14,3 Milliarden Euro – also noch 3,3 Milliarden Euro – soll aus freiem Kapital des Unternehmens stammen. Europas grösster Versicherer Allianz, von dem die Commerzbank zu Beginn der Finanzkrise die Dresdner Bank übernommen hatte, ist den Angaben zufolge grundsätzlich bereit, sich an der Kapitalerhöhung «im nennenswerten Umfang» zu beteiligen. Die Allianz hält derzeit zwischen fünf und zehn Prozent der Commerzbank-Aktien.

2011 gut angelaufen
Den nach Abschluss der Transaktion noch verbleibenden Betrag der Staatshilfe von rund 1,9 Milliarden Euro will die Bank bis spätestens 2014 aus künftigem freiem regulatorischen Kapital zurückführen. Blessing betonte: «Wir halten also unser Versprechen, die temporäre Unterstützung des Bundes so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Dem Steuerzahler soll auch kein Schaden entstehen.» Der Soffin erhält im Zusammenhang mit der Rückführung der Stillen Einlagen eine Einmalzahlung in Höhe von 1,03 Milliarden Euro. Nach der Rückkehr in die Gewinnzone 2010 sei auch das neue Jahr gut angelaufen. Für das erste Quartal rechnet die Bank mit einem operativen Ergebnis oberhalb der Planungen. Im Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden seien vor allem die Monate Januar und Februar positiv verlaufen. (awp/mc/upd/ss)

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