comparis.ch: Fünf Stolpersteine bei der Kreditaufnahme
Zürich – Mit der Senkung des Maximalzinssatzes für Privatkredite wollte der Bundesrat der Schuldenprävention stärker Rechnung tragen. Gleichzeitig könnten die tieferen Zinsen die Nachfrage nach Privatkrediten befeuern. Die Aufnahme eines Kredits scheint zum heutigen Zeitpunkt günstig. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn es sind immer wieder die gleichen Fehler, welche später zu unliebsamen Überraschungen bei den Kreditnehmern führen.
Privatkredite haben ein schlechtes Image in der Schweiz. Dennoch kann es gewisse Umstände geben, die die Aufnahme eines Privatkredits nahelegen. Eine übereilte Kreditaufnahme kann aber zu Problemen führen. comparis.ch hat die häufigsten Fallstricke im Zusammenhang mit Kreditanträgen zusammengestellt.
Vorsicht vor Schaufensterpreisen
Die tiefen Zinsen, mit denen einzelne Kreditanbieter werben, werden oft als Lockvogelangebote missbraucht. Die meisten Banken machen Werbung mit Zinsen, die nur die allerwenigsten Kunden auch wirklich zugesprochen bekommen. «Derzeit wird mit Zinsen ab 4.5 Prozent geworben, wobei die meisten Kunden letzten Endes Zinsen im Bereich von 7.9 bis 9.9 Prozent bezahlen», präzisiert Marc Parmentier, Bankenexperte bei comparis.ch. Von den besten Zinskonditionen profitieren nur Kreditnehmer mit der höchsten Bonität. Je riskanter die Kreditvergabe für das Kreditinstitut, desto höher fällt der Zins aus.
Negativer ZEK-Eintrag schmälert Chancen auf Kredit
Da die Kosten für Privatkredite relativ hoch sein können, ist es sinnvoll, die Konditionen der Anbieter zu vergleichen. Das Sparpotenzial kann durchaus beträchtlich sein. Wichtig ist vor allem, die eigene Bonität und Tragbarkeit richtig einzuschätzen, bevor ein Kreditgesuch gestellt wird. Denn alle Kreditgesuche werden der Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) gemeldet. Kreditablehnungen im Zuge der Bonitätsprüfung bleiben zwei Jahre gespeichert und sind für jede Bank einsehbar. Wer einmal abgelehnt wurde, hat es deutlich schwieriger, einen tiefen Zins zu realisieren bzw. überhaupt einen Kredit zu erhalten. Übereilte Kreditanträge ohne Vorabklärungen sind daher zu vermeiden, wollen die Chancen auf einen (preiswerten) Kredit nicht geschmälert werden. Allenfalls empfiehlt sich eine unabhängige Beratung.
Laufzeit nicht zu knapp bemessen
Der Zentralstelle für Kreditinformation werden auch verspätete Zahlungen der Schuldzinsen gemeldet. Ein Eintrag bei der ZEK hat einen negativen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit und kann künftige Kreditaufnahmen einschränken bzw. verunmöglichen. Zusätzlich werden bei Zahlungsverzug Verzugszinsen fällig, die den Kredit weiter verteuern. Da Privatkredite jederzeit vorzeitig abgelöst bzw. zurückgezahlt werden können, sollte die Laufzeit des Kredits nicht zu knapp bemessen werden. Der Kredit wird dadurch entgegen der landläufigen Meinung nicht unbedingt teurer. Grund dafür ist, dass die noch fälligen Zinszahlungen bei einer vorzeitigen Rückzahlung entfallen. Mit einer langen Laufzeit ist der Kreditnehmer auf der sicheren Seite und läuft weniger Gefahr, den Kreditzins nicht bedienen zu können. Die Frage nach der optimalen Laufzeit hängt wesentlich von der Risikobereitschaft des Kreditnehmers ab.
Kreditausfallversicherungen häufig Mogelpackungen
Kreditinstitute legen ihren Kunden meist nahe, eine Kreditausfallversicherung abzuschliessen. Diese soll den Kreditnehmer davor bewahren, den Schuldzins aufgrund unvorhergesehener Ereignisse wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht mehr bedienen zu können. An sich keine schlechte Idee. Allerdings lauern auch hier Gefahren. «Wir stellen fest, dass die Kreditnehmer meist nicht genau wissen, welche Leistungen die Kreditausfallversicherung überhaupt deckt», so Parmentier. Vor dem Abschluss der Kreditausfallversicherung ist daher unbedingt zu prüfen, ob man diese wirklich braucht und ob sie im individuellen Fall überhaupt das Risiko tragen würde. Denn einerseits werden mit Versicherungen dieser Art zusätzliche Gebühren fällig. Andererseits sehen sie häufig Wartefristen vor, die beim Kreditnehmer trotz Versicherung zu einem finanziellen Engpass führen können. In gewissen Fällen können die Schuldzinsen trotz Kreditausfallversicherung nicht gedeckt werden.
Unseriöse Anbieter erkennen
Die Senkung des Maximalzinssatzes für Privatkredite führt dazu, dass die Banken ihre Bonitäts-Anforderungen verschärfen und damit Kunden mit ungünstigem Risikoprofil, die bisher Kredite bekommen haben, aus dem Markt ausschliessen. Dies betrifft insbesondere Alleinerziehende, Alimentenbezüger, Rentner oder Ausländer mit befristeter Aufenthaltsbewilligung. Laut Marc Parmentier, Bankenexperte bei comparis.ch, könnte dies dazu führen, dass diese Klientel vermehrt auf unseriöse Anbieter ausweicht. Dass diese Gefahr durchaus real ist, belegen die zahlreichen zweifelhaften Kreditinserate im Internet.
Um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, sollten Kreditnehmer die Finger von Anbietern lassen, die bereits vor der Kreditvergabe Gebühren verlangen. Das Konsumkreditgesetz (KKG) verbietet dies nämlich. Ein weiteres Zeichen, dass der Anbieter nicht seriös arbeitet, ist die Vergabe von Sofortkrediten. Das Gesetz schreibt eine 14-tägige Wartefrist bis zur Auszahlung vor. Damit möchte der Gesetzgeber eine übereilte Kreditaufnahme verhindern. Auch Anbieter, die Kredite trotz negativem ZEK-Eintrag und Betreibung gewähren, lassen sich meist der Gruppe der schwarzen Schafe zuordnen.
Ein Privatkredit ist grundsätzlich eine interessante Möglichkeit der Finanzierung und erlaubt, nicht geplante Anschaffungen zu tätigen oder finanzielle Engpässe zu überbrücken. Kreditnehmer sollten die wichtigsten Stolpersteine bei der Kreditaufnahme aber im Hinterkopf behalten, wenn sie sich für einen Privatkredit entscheiden. (comparis.ch/mc/ps)