London – Die britische Zentralbank lockert zur Eindämmung der Virus-Krise ihre Geldpolitik deutlich. Gerade einmal gut eine Woche nach der jüngsten Lockerung folgt sogleich der nächste Schritt. Wie die Bank of England am Donnerstag nach einer ausserplanmässigen Sitzung mitteilte, sinkt der Leitzins um 0,15 Prozentpunkte auf 0,1 Prozent. Analysten hatten zwar grundsätzlich mit einer weiteren Absenkung gerechnet, allerdings kam der Zeitpunkt überraschend. Erst am Mittwoch vor einer Woche hatte die Zentralbank ihren Leitzins deutlich um einen halben Prozentpunkt reduziert.
Die Notenbank steigt darüber hinaus wieder in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen ein. Dazu will sie 200 Milliarden Pfund in die Hand nehmen. Die gesamte investierte Summe steigt dadurch auf 645 Milliarden Pfund. Bereits in der Finanzkrise hatte die Notenbank am Anleihemarkt interveniert. In den vergangenen Jahren hatte sie sich aber eher zurückgehalten.
Staatsanleihen unter erheblichem Druck
Der Grossteil der neuen Summe soll in Staatsanleihen fliessen, teilte die Notenbank mit. Britische Staatsanleihen hatten zuletzt wie auch viele andere Staatspapiere unter erheblichem Druck gestanden. Als Grund geben Fachleute unter anderem den Wunsch vieler Anleger nach Barmitteln an, um Zahlungsverpflichtungen erfüllen und Verluste aus Aktiengeschäften ausgleichen zu können. Die Anleiheverkäufe lassen die Kapitalmarktzinsen steigen und führen zu steigenden Refinanzierungskosten für Banken und Unternehmen. Dagegen will die Notenbank vorgehen.
Mit der abermaligen Lockerung demonstriert der neue Vorsitzende der Notenbank, Andrew Bailey, Handlungsstärke. Er hat seine Position erst am vergangenen Montag angetreten. Bailey war auf den langjährigen Vorsitzenden, den Kanadier Mark Carney, gefolgt. Der neue Notenbankchef ist ehemaliger Vorsitzender der Finanzaufsichtsbehörde FCA. (awp/mc/ps)