Gewinneinbruch bei Crédit Agricole
Jean-Paul Chifflet, Generaldirektor Crédit Agricole.
Paris – In Frankreich hat die Griechenland-Krise die Grossbanken voll im Griff. Nach den beiden Marktführern BNP Paribas und Societe Generale gab am Donnerstag auch die Nummer drei der Branche – Crédit Agricole – einen Gewinneinbruchs fürs dritte Quartal wegen neuerlicher Griechenland-Abschreibungen bekannt. Der Überschuss sank um fast zwei Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 258 Millionen Euro, teilte das Institut in Paris mit. Damit verfehlte es die Erwartungen von Analysten.
Die Bank verbuchte Wertberichtigungen von netto 637 Millionen Euro auf ihre griechischen Staatsanleihen. Sie stehen nur noch mit 40 Prozent vom Nominalwert in den Büchern. Bereits im zweiten Quartal hatte Crédit Agricole auf die von ihr gehaltenen Griechenland-Papiere und die dortige Tochter Emporiki netto 640 Millionen Euro abgeschrieben. Die Grossbanken Société Générale, Crédit Agricole und BNP Paribas sind wegen ihres starken Engagements in Griechenland seit Anfang August stark unter Druck und haben mit erheblichen Kursverlusten an der Börse zu kämpfen. Um die Kernkapitalquote auf die von der EU geforderte Marke von 9 Prozent zu heben, benötigen Frankreichs Banken 8,8 Milliarden Euro.
Attali: Frankreichs AAA-Rating kippt
Nach Ansicht des früheren Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Jacques Attali, hat Frankreich ungeachtet seiner Sparpläne seine Top-Bonität (AAA) am Kapitalmarkt längst verloren. «Machen wir uns nichts vor: auf den Finanzmärkten haben die (französischen) Schulden schon kein AAA mehr», betonte der Ex-Berater des damaligen Präsidenten François Mitterrand in einem Gespräch mit dem französischen Wirtschaftsblatt «La Tribune» (Donnerstagausgabe). Er bezog sich dabei auf den Zinsaufschlag für zehnjährige französische Staatsanleihen, der mittlerweile gegenüber den deutschen etwa 1,5 Prozentpunkte ausmacht.
Auch jüngster Sparplan dürfte nicht reichen
Frankreichs Regierung hatte in den vergangenen drei Monaten zweimal ihre Wachstumsprognosen reduziert und drastische Sparpläne ausgearbeitet, um dennoch ihre ehrgeizigen Ziele bei der Reduzierung des Budgetdefizits zu erreichen. Attali zeigte sich kritisch mit Blick auf den gerade präsentierten jüngsten Sparplan: «Dieser Plan wird nicht reichen, vor allem wenn das Wachstum noch schwächer als erwartet ausfällt.»
BIP-Prognose zweimal nach unten korrigiert
Paris hatte beim Bruttoinlandsprodukt für 2011 zunächst 2 Prozent Wachstum erhofft, die Vorhersage dann aber zweimal nach unten auf nun 1 Prozent korrigieren müssen. Um dennoch das Staatsdefizit von 7,0 Prozent der Wirtschaftsleistung 2010 auf 5,7 Prozent im laufenden Jahr sowie auch in den Folgejahren senken zu können, waren neue Sparmassnahmen nötig. Nach Bekanntgabe eines Nullwachstums im zweiten Quartal des Jahres hatten Spekulationen über eine möglicherweise bevorstehende Herabstufung der Top-Bonität Frankreichs an den Börsen für Aufruhr gesorgt. (awp/mc/upd/ ps)