Zürich – Die Credit Suisse erwartet im kommenden Jahr auf Basis der heutigen Faktenlage ein gutes Jahr für die Geschäfte im Investment Banking (IB). Dabei sehen die IB-Exponenten der Grossbank aufgrund des zurückgekehrten Risikoappetits der meisten Marktteilnehmer in allen Geschäftsfeldern Möglichkeiten, vor allem aber in den Bereichen Merger & Acquisitions und Equity Capital Markets. Zudem dürften 2014 wieder mehr Börsengänge (IPO) in der Schweiz stattfinden als in den letzten Jahren.
«Wir haben eine relativ gute Visibilität, wie sich das Geschäft entwickeln wird», sagte Marco Illy, Chef Investment Banking Schweiz, am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Ein erstes IPO-Fenster dürfte sich im Frühling öffnen, wenn die Unternehmen ihre Jahreszahlen veröffentlicht haben. Illy sieht um Ostern herum aus heutiger Sicht drei IPO’s. Ein zweites Fenster mit weiteren Börsengängen sieht der CS-Mann dann im Oktober. Es gebe auch dafür schon Kandidaten, es sei aber noch zu weit entfernt bzw. zu unsicher, um hier genauere Erwartungen zu äussern.
CS klarer IPO-Leader
Die CS als klarer Marktleader habe aber insgesamt einen guten Überblick über das Geschehen. So habe man in den letzten 10 Jahren über ein Dutzend Börsengänge begleitet, während der nächstgrössere Player lediglich bei ein paar wenigen dabei gewesen sei. Illy betonte in diesem Zusammenhang aber auch, dass die CS IPOs von Firmen gelegentlich ablehne. «Wir nehmen nicht alle Kandidaten an», sagte er. Ob er damit auf den im letzten Herbst geplanten, dann aber kurzfristig mangels Nachfrage wieder abgesagten IPO von Ledermann Immobilien (mit Leadbank UBS) anspielte, wollte er allerdings nicht beantworten.
Insgesamt war 2013 ein sehr bescheidenes IPO-Jahr, lediglich die Cembra Money Bank (vorher GE Money Bank) wagte schlussendlich den Sprung an die Börse. Der vorletzte IPO war derjenige der heutigen Leonteq (EFG Financial Products), der aber noch 2012 über die Bühne gegangen war. Immerhin zwei Kandidaten haben für die nächste Zeit eine Kotierung ihrer Aktien an der SIX schon angekündigt. So plant die in der Befestigungstechnik tätige SFS Holding bald den Schritt an die Börse, während die Thurgauer Kantonalbank (TKB) die Ausgabe von Partizipationsscheinen in Aussicht gestellt hat.
Dass die Märkte nach dem starken Anstieg bei den Aktien bald im grösseren Stil drehen könnten und die IPO-Pläne vieler Unternehmen damit wieder versenken könnte, glauben die CS-Investment Banker nicht. Laut Illy würde sich ein deutlicher Rückfall bei den Aktien zuerst negativ auf einen möglichen Ausstieg mittels IPP von Private-Equity-Investoren aus ihren Engagements auswirken, da diese eine gewisse interne Rendite erzielen müssten. Auf andere potentielle IPO dürfte der Einfluss dagegen weniger negativ sein.
Möglichkeiten in vielen Geschäftsfeldern
Grundsätzlich sehen die IB-Leute – neben den IPOs – gute Möglichkeiten in verschiedenen weiteren Bereichen. Das sich weiter bessernde konjunkturelle Umfeld spreche für eine gute Geschäftsentwicklung etwa im Bereich von Firmenkäufen und -verkäufen. Auch der Bereich Nachfolgeplanung bei Unternehmen dürfte zulegen. Manche Unternehmen seien bereits in der vierten Generation und hätten rund 250 Familienmitglieder, was schon fast einer Generalversammlung entspreche. «Hier werden wir mehr Transaktionen sehen», so Illy.
Auch dürften Veräusserungen von Firmenanteilen aufgrund der hohen Bewertung zunehmen. So hat etwa letzte Woche Nestlé einen vor vielen Jahren in Zusammenhang mit einer Devestition erhalten Aktienanteil an Givaudan an der Börse verkauft. Zudem dürften aktive Investoren, die zum Beispiel Aktienrückkäufe oder Firmenverkäufe fordern, wieder zunehmen und den Investment Banken Geld in die Kasse spülen. Nicht zuletzt sollte sich auch die erwartete Konsolidierung in gewissen Sektoren wie etwa der Finanzindustrie positiv auf das Geschäft der Investment Banken auswirken. (awp/mc/pg)