Zürich – Die Anlagestiftung Ethos wünscht sich eine veränderte Zusammensetzung des Verwaltungsrats der Credit Suisse. Konkret sei man gegen die Wiederwahl des Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner sowie des Vizepräsidenten Richard Thornburgh, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.
Anfang 2017 sei die Bank in den USA wegen des Verkaufs toxischer Finanzprodukte in den Jahren vor der Finanzkrise schuldig gesprochen worden. Und die beiden Verwaltungsräte seien zu der Zeit in der Geschäftsleitung der Bank gewesen: Rohner als Chief Operating Officer und General Counsel und Thornburgh als Executive Vice Chairman der Credit Suisse First Boston.
Zudem beklagt Ethos fehlende Klarheit in der aktuellen Strategie – insbesondere in Bezug auf den Börsengang des Schweizer Geschäftes. Veränderungen im Verwaltungsrat seien nötig, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, so Ethos.
Im Rahmen ihrer Abstimmungsempfehlungen widersetzt sich die Anlagestiftung zudem der Decharge des Verwaltungsrats. Auch empfiehlt Ethos, alle Punkte zur Vergütung der Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder abzulehnen. Angesichts der enttäuschenden Resultate der Bank hätte die Geschäftsleitung 2016 keine variable Vergütung erhalten sollen.
Schliesslich seien die Eigenkapitalverhältnisse der Bank ungenügend und der Antrag – «in einer Zeit in welcher der Regulator eine Verstärkung des Eigenkapitals verlangt» – eine Dividende von 0,70 CHF pro Aktie zu zahlen für Ethos kaum zu rechtfertigen.
Mehr Gegenwind
Bereits im vergangenen Jahr hatte Ethos dem Verwaltungsrat die Entlastung verweigert. Der Wiederwahl von Rohner stimmte die Anlagestiftung allerdings damals zu.
Erst am Dienstag dieser Woche hatte auch der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis den Aktionären empfohlen, mehrere Anträge der Schweizer Grossbank abzulehnen. Die Boni für die Geschäftsleitung, den Lohn für den Verwaltungsrat und ohnehin den gesamten Vergütungsbericht lehnt Glass Lewis ab. Man sprach sich zudem gegen die Wiederwahl von Iris Bohnet, Andreas Koopmann und Kaikhushru Nargolwala aus, die im VR für die Vergütung zuständig sind.
Vor allem angelsächsische Fonds folgen den Empfehlungen der Aktionärsberater für gewöhnlich. Noch nicht geäussert hat sich bisher die ebenfalls amerikanische ISS. Rückendeckung erhielt Credit Suisse dagegen von Harris Associates. Der Fonds, der einer der grössten Aktionäre des Instituts ist, will auf der Generalversammlung vom 28. April alle Anträge abnicken, wie der Anlagechef kürzlich in einem Interview sagte. (awp/mc/ps)