Credit Suisse: Fed erhöht Leitzinsen und signalisiert grösseres Vertrauen in US-Wachstum

Michael Strobaek

Von Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer Credit Suisse.

Zürich – Wie von den Finanzmärkten und den meisten Ökonomen (auch unseren) erwartet, erhöhte die US-Notenbank (Fed) ihre Leitzinsen um weitere 25 Bp, nachdem der erste Straffungsschritt im laufenden Zyklus im Dezember 2015 erfolgt war. Mit der jüngsten Anhebung steigt das Zielband für die Fed Funds Rate auf 0.50% – 0.75%. Die Entscheidung des US-Offenmarktausschusses (FOMC), der für die Festlegung der Leitzinsen zuständig ist, wurde vor dem Hintergrund einer stärkeren US-Wirtschaft getroffen. Am Arbeitsmarkt herrscht beinahe Vollbeschäftigung (was in einer Arbeitslosenrate von zurzeit nur 4.6%, dem tiefsten Wert seit neun Jahren, zum Ausdruck kommt), das Lohnwachstum nimmt tendenziell zu, und die Inflation zieht ebenfalls an, weil der von den Energiepreisen herrührende Abwärtsdruck nachlässt. Darüber hinaus würden die von der künftigen US-Regierung unter Donald Trump gehegten Pläne für fiskalische Stimuli – so sie denn wie vorgeschlagen umgesetzt werden – dem Wirtschaftswachstum wohl zusätzlichen Auftrieb geben und darüber hinaus ein etwas höheres Inflationsrisiko implizieren.

Fed-Prognosen signalisieren grösseres Vertrauen in US-Wachstum
Da weitherum mit höheren US-Leitzinsen gerechnet wurde und die Märkte diese ebenfalls einpreisten, haben wir uns besonders auf die Leitzinsprognosen der Fed (sogenannter «Dot Plot») und die Äusserungen der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen im Rahmen der Pressekonferenz konzentriert. Beides legte unter dem Strich den Schluss nahe, dass die FOMC-Mitglieder nun in Bezug auf ein anhaltendes US-Wirtschaftswachstum zuversichtlicher sind. Dies zeigt sich unter anderem an der Tatsache, dass die pessimistischeren FOMC-Mitglieder ihre Wachstumsprognosen nach oben angepasst haben. Derweil wurden die Inflationsprognosen nicht erhöht. Unseres Erachtens ist diese Einschätzung insgesamt zutreffend. Sollte allerdings eine substanzielle fiskalische Lockerung erfolgen, könnte der Inflationsdruck durchaus zunehmen – insbesondere, weil die Kapazitäten der US-Wirtschaft zurzeit beinahe voll ausgelastet sind. In einem solchen Szenario sähe sich die Fed wahrscheinlich dazu gezwungen, ihre Leitzinsen etwas schneller anzuheben.

Implikationen für die Märkte: Vorübergehender Marschhalt der jüngsten Trends
Da die Fed etwas «hawkisher» als erwartet kommunizierte, zeigten die Märkte eine gewisse Reaktion: Die Anleihenrenditen stiegen, der USD legte zu, und Aktien verloren etwas an Boden. Wir rechnen allerdings damit, dass die Finanzmärkte möglicherweise eine «Atempause» einlegen und den leicht «hawkisheren» Ton der Fed letztlich verdauen werden. Finanzaktien, die sich im Zuge der jüngsten Rally besonders gut entwickelt hatten, könnten beispielsweise etwas konsolidieren, zumal sich die Zinskurve verflacht hat. Demgegenüber sollten sich die Fixed-Income-Märkte angesichts des deutlichen Anstiegs der Anleihenrenditen stabilisieren. Davon sollten z.B. Emerging-Market-Verbindlichkeiten profitieren, die jüngst ebenfalls Rückschläge hinnehmen mussten. Für das Gesamtjahr 2017 rechnen wir weiterhin mit einer Outperformance von Aktien gegenüber Anleihen mit hoher Bonität. Der USD könnte nach den jüngsten Gewinnen wieder etwas nachgeben. Eine etwaige Schwäche wäre aber in unseren Augen wohl nur kurzlebig, und zwar vor allem dann, wenn die Pläne der Regierung Trump zu Erhöhung der Staatsausgaben tatsächlich umgesetzt werden.

Positiverer Ausblick für den USD
Die aktuelle Positionierung unseres Anlagekomitees reflektiert unsere Erwartung, wonach die Leitzinsen 2017 zweimal – wahrscheinlich im Juni und Dezember – um jeweils 25 Bp angehoben werden dürften. Sollte die US-Wirtschaft das jüngst hohe Wachstumstempo jedoch halten können, würden die Leitzinsen wohl schneller erhöht. Dies nicht zuletzt, weil die Realzinsen in den USA und weiteren Ländern unseres Erachtens weiterhin unter ihrem längerfristigen Gleichgewichtswert liegen. Unser Anlagekomitee ist vergangene Woche zu einem positiven Ausblick für den USD gegenüber dem EUR, CHF und CAD übergegangen. Wir glauben, dass der «Greenback» Anlegern, die sich für eine mittelfristige USD-Aufwertung infolge einer strafferen US-Geldpolitik, eine fiskalische Expansion und mögliche steuerbegünstigte Gewinnrückführungen in die USA positionieren möchten, nun attraktive Einstiegschancen bietet. Ansonsten bleiben unsere Einschätzungen der einzelnen Anlageklassen unverändert. Wir sind bei Aktien, Fixed Income und Rohstoffen nach wie vor neutral positioniert. (Credit Suisse/mc/ps)

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