Zürich – Die angeschlagene Grossbank Credit Suisse soll mit Grossinvestoren Gespräche über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung führen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am späten Donnerstagnachmittag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Die CS-Aktie sackte im Anschluss in der Folge auf ein Allzeittief ab.
Die Bank habe bereits vor einigen Wochen damit begonnen, bedeutende Anleger auf eine Kapitalerhöhung einzustimmen, hiess es im Reuters-Bericht. Eine CS-Sprecherin verwies am Donnerstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP auf die laufende Strategieüberprüfung. Die Bank habe bereits gesagt, dass sie über den Fortschritt der Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werde. «Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern.»
Die im Juli angekündigte Strategieüberprüfung der Credit Suisse führt bereits seit Wochen zu immer neuen Spekulationen in den Medien. Reuters brachte am Donnerstag nun auch eine Schrumpfung der Investmentbank ins Spiel, bei dem auch ein weitgehender Ausstieg aus dem US-Markt eine Option sei.
Die Grossbank dementierte einen Rückzug aus den Vereinigten Staaten: «Die Credit Suisse verlässt den US-Markt nicht. Jede Berichterstattung, die etwas anderes suggeriert, ist kategorisch falsch und völlig unbegründet», liess die Sprecherin am Abend in einer separaten Stellungnahme verlauten.
Weitere Gerüchte
Die «Financial Times» hatte am Morgen bereits über eine mögliche Aufspaltung der Investmentbank-Division in mehrere Teile berichtet, wobei eine «Bad Bank» mit den risikoreichsten Anlagen gebildet werden solle. Erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg geschrieben, die CS erwäge, wieder den Namen «First Boston» für Aktivitäten der US-Investmentbank zu verwenden. Dies könnte auch auf das Abstossen der US-Operationen hindeuten.
Gleichentags berichtete Bloomberg zudem über einen möglichen Verkauf des Vermögensverwaltungsgeschäfts in Lateinamerika ohne Brasilien. Für die CS-Operationen in Ländern wie Mexiko und Kolumbien interessierten sich unter anderem die spanische Bank Santander sowie die italienische Intesa Sanpaolo, schrieb die US-Nachrichtenagentur unter Berufung auf eingeweihte Personen. Bisher seien aber keine Entschlüsse getroffen worden.
Die Credit Suisse-Aktie gab am Donnerstagabend im späten Handel nach dem Reuters-Bericht noch deutlich nach. Das Papier schloss bei einem Kurs von 4,65 Fr. um 5,5 Prozent im Minus. Das ist ein neues Rekordtief. (awp/mc/pg)